Lukas Bärfuss findet klare Worte: «Den Buchpreis in der heutigen Form muss man für tot erklären», schreibt er in einem Kommentar, der jüngst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien. Der Schriftsteller unterstellt der Jury unter anderem mangelnde Unabhängigkeit.
«Mehrfach gegen Charta verstossen»
Für Bärfuss ist selbstverständlich, dass bei den Preisentscheidungen weder Autoren noch Verlagsmitglieder zugelassen sind. Nun hätten die Buchpreis-Veranstalter «gegen diese Charta und das Unabhängigkeitsgebot offenbar mehrfach verstossen». So jedenfalls schrieb der Autor in seinem «Einwurf» in der «F.A.Z. Plus», der Online-Ausgabe der Zeitung.
Vorwürfe der Einflussnahme
Als Beispiel nennt der 45-Jährige, dass die Hauptverantwortlichen des Buchpreises wiederholt an Preissitzungen teilgenommen haben: Dani Landolf, Geschäftsführer des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbandes (SBVV), und Katrin Eckert, Leiterin der BuchBasel.
«In mindestens drei Fällen sollen sie über die Titel für die Shortlist diskutiert, ihre Meinung vertreten und ihre Präferenzen und Bedenken geäussert haben», schreibt Bärfuss. Der Autor schaffte es dieses Jahr mit seinem Roman «Hagard» nicht unter die Nominierten – was viele in der Literaturszene überrascht hat.
Am Dienstag nahmen die Veranstalter des Schweizer Buchpreises – der SBVV und der Verein LiteraturBasel – in einer Medienmitteilung Stellung zu den Vorwürfen. Sie bezeichnen die Vorwürfe von Bärfuss, der 2014 für «Koala» selber mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet worden ist, als «unhaltbar».
Sie reagieren zudem auch auf die Unterstellung ökonomischer Absichten, die Bärfuss in seinem Schreiben ebenfalls geäussert und begründet hat. LiteraturBasel gehe es nur um die Literaturvermittlung im von ihr betriebenen Literaturhaus Basel, am Literaturfestival BuchBasel sowie bei der Verleihung des mit 30'000 Franken dotierten Schweizer Buchpreises.
Druckversuche «völlig abwegig»
Der SBVV dagegen habe «gewiss darüber hinaus ein ökonomisches Interesse», ist in dem Communiqué zu lesen. Es sei aber «völlig abwegig», dem Verband Druckversuche zu unterstellen.
Als Veranstalter seien der SBVV-Geschäftsführer und die Leiterin von LiteraturBasel seit zehn Jahren als Beisitzer an den Jury-Sitzungen dabei. Sie würden sich aber weder einmischen noch ihre Stimmen abgeben.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 21.11.2017, 17:08 Uhr