Zum Inhalt springen
Audio
Aktuelle Buchempfehlungen: Neue niederländische Literatur
Aus BuchZeichen vom 12.03.2024. Bild: Hendrik Schmidt/dpa
abspielen. Laufzeit 24 Minuten 44 Sekunden.

Hochstehendes aus Flachländern Teenager und Grosswildjagd: Lesetipps zur Leipziger Buchmesse

Unter dem Motto «Alles ausser flach!» gastieren dieses Jahr die Niederlande und die Region Flandern an der Leipziger Buchmesse. Wir legen Ihnen fünf Leseempfehlungen ans Herz – vom Teenagerdrama bis zur rasenden Abenteuergeschichte.

Valentijn Hoogenkamp: «Ich und Louis Claus»

Valentijn Hoogenkamp mit einem Buch in einem Ses
Legende: Valentijn Hoogenkamp im Jahr 2020 bei der Präsentation der Geschichtensammlung «Zonnegloren», die auch einen seiner Texte beinhaltet. IMAGO / Bruno Press

Louis Claus ist der süsseste Junge der Schule. Arzttochter Carla ist mit ihm zusammen. Da wird im Jugendzimmer fleissig geküsst und gevögelt. Bloss blöd, dass Carla schwanger wird und abtreiben muss. So richtig kommt sie danach nicht wieder in die Spur, zumal sie Louis Jahre später wieder begegnet und ihm erneut (kurzfristig!) verfällt. «Ich und Louis Claus» ist ein Teenagerdrama, dessen Dialoge glitzern. Der Roman riecht lustig nach Deo und Baccardi Breezer, erzählt aber von grosser Verlorenheit.

Buchhinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Valentijn Hoogenkamp: «Ich und Louis Claus». Atlantik, 2023.

Paul van Ostaijen: «Besetzte Stadt»

Schwarz-Weiss-Bild eines Platzes in Antwerpen während des Ersten Weltkriegs
Legende: Antwerpen während des Ersten Weltkriegs: In der belgischen Metropole ist das Buch «Besetzte Stadt» von Paul van Ostaijen angesiedelt. IMAGO / United Archives International

Das besetzte Antwerpen im Ersten Weltkrieg – Paul van Ostaijens expressionistisches Meisterwerk von 1921 stösst uns mitten hinein. Der Band ist ein Zusammenschnitt städtischen Lärms, wozu auch der berühmte Text «BUMM Paukenschlag» gehört, der Oper und Krieg zugleich ist. Da «Knirschen Knochen, Rasseln Rippen» auf jeder Seite. Textzeilen lodern im Feuer hoch, beim Tanzen beschreiben sie einen Halbkreis, Geschosse durchbrechen derweil quer den Text. Eine katastrophische Karambolage und grafisches Gesamtkunstwerk in einem.

Buchhinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Paul van Ostaijen: «Besetzte Stadt». Wunderhorn, 2024.

Gaea Schoeters: «Trophäe»

Ein Schwarz-Weiss-Bild eines Jägers und eines toten nashorns.
Legende: Eines der sogenannten «Big Five» der Wildtierjagd: Ein geschossenes Nashorn in Südafrika. Imago / Gemini Collection

Er heisst Hunter White, und genauso benimmt er sich auch. Regelmässig geht er in der afrikanischen Savanne jagen. Aktuell verfolgt er ein Nashorn, um seine «Big Five» vollzumachen. Da klingt Grosswildjäger Hemingway durch. Oder gleich einen Menschen erlegen und auf «Big Six» erweitern? Gegen eine Gebühr wäre das möglich. «Trophäe» ist ein Jagdroman, der das schwer in die Jahre gekommene Genre auf die Spitze treibt. Eine rasende Abenteuergeschichte, die Kolonialfantasien gnadenlos vorführt und zerschlägt.

Buchhinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Gaea Schoeters: «Trophäe». Zsolnay, 2024.

Mariken Heitman: «Wilde Erbsen»

Mariken Heitman bei ihrer Laudatio einer PResiverleihung auf der Bühne.
Legende: Mariken Heitman hat 2022 den Libris-Literaturpreis erhalten, ein jährlich vergebener niederländischer Preis für den besten fiktionalen niederländischsprachigen Roman. IMAGO / ANP

Wie macht man Erbsen wieder wild? Das fragt sich die Biologin Elke, die moderne Speiseerbsen rückzüchten möchte. Derweil beginnt vor 9000 Jahren die junge Ra, wilde Erbsen im Nahen Osten zu domestizieren. Zwei Geschichten, im Buch in abwechselnden Kapiteln erzählt. Was Elke und Ra ebenfalls verbindet: Beide sind genderfluid und vielfältigen Zuschreibungen ausgesetzt. Ein scharfsinniger Roman mit essayistischen Anteilen. Er sucht nach dem wahren Wesen der Dinge. Und ist so ehrlich, es nicht zu finden.

Buchhinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Mariken Heitman: «Wilde Erbsen». Klett-Cotta, 2024.

Gerrit Kouwenaar: «Fall, Bombe, fall»

Der Schriftsteller und Dichter Gerrit Kouwenaar im Portrait.
Legende: Der Schriftsteller und Dichter Gerrit Kouwenaar verstarb bereits 2014. Sein Buch «Fall, Bombe, fall» erschien erst zehn Jahre nach seinem Tod auf Deutsch. IMAGO / piemags

Im Mai 1940 steht der 17-jährige Karel am Fenster und wartet auf den Krieg. Im Wohnzimmer seiner Eltern herrscht angespannte Ereignislosigkeit. Die Deutschen sind im Anmarsch. «Fall, Bombe», denkt Karel erregt. Bald darauf aber lernt er zwei Jüdinnen kennen, die flüchten müssen. Und er sieht seine Heimatstadt, wahrscheinlich Rotterdam, in Flammen aufgehen. Wie beginnt ein Krieg? Und was genau macht man dann? Ein intensiver und beklemmend aktueller Text, der auch die Kriege der Gegenwart spiegelt.

Buchhinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Gerrit Kouwenaar: «Fall, Bombe, fall». C.H. Beck, 2024.

Leipziger Buchmesse

Box aufklappen Box zuklappen

Unter dem Motto «Alles ausser flach!» sind dieses Jahr die Niederlande und die Region Flandern die Gäste der Leipziger Buchmesse. Die Buchmesse findet vom 21. bis zum 24. März 2024 statt.

Wöchentlich frischer Lesestoff im Literatur-Newsletter

Box aufklappen Box zuklappen

Der Literatur-Newsletter bietet die perfekte Inspiration für das nächste Buch. Ausserdem wird jede Woche eine Schweizer Schriftstellerin oder ein Schweizer Schriftsteller in den Fokus gerückt. Newsletter jetzt abonnieren.

Radio SRF 1, Buchzeichen, 12.03.2024, 20:03 Uhr.

Meistgelesene Artikel