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Italienischer Bestseller-Roman «Malnata» von Beatrice Salvioni: Ist sie die neue Elena Ferrante?

Zwei Freundinnen, die gemeinsam durch dick und dünn gehen: Die junge italienische Autorin Beatrice Salvioni hat mit «Malnata» einen Roman geschrieben, der stark an Elena Ferrante erinnert.

In ihrer Heimat Italien war der Roman «Malnata» von Beatrice Salvioni das am meisten erwartete Debüt 2023. Grund dafür dürfte Salvionis Rahmenhandlung gewesen sein: ein Rückblick auf die enge Freundschaft zweier Mädchen und ihr gemeinsames Aufbegehren gegen Konventionen. Dieses Setting erinnert nämlich stark an «Meine geniale Freundin», den ersten Teil von Elena Ferrantes «Neapolitanischer Saga».

Zweifellos hat der italienische Verlag Einaudi gehofft, mit einem neuen Freundinnen-Buch auch Jahre später noch ein wenig vom Ferrante-Hype profitieren zu können. Und es ist geglückt: «Malnata» wurde hochgelobt und in 35 Sprachen übersetzt. Jetzt ist es auch auf Deutsch erschienen.

Italien mitten im Faschismus

Der Roman spielt in den 1930er-Jahren in der Lombardei, im Norden Italiens. Benito Mussolini ist an der Macht, ein Land mitten im Faschismus. Das ist der historische Hintergrund, vor dem sich diese intensive Freundschaftsgeschichte zwischen Maddalena und Francesca entfaltet. Beide sind um die zwölf Jahre.

Francesca stammt aus sogenanntem gutem Hause. Gross geworden ist sie in einem Korsett aus starren Regeln. Stets trägt sie Strumpfhosen und gebügelte Kleider. Und sonntags muss sie mit ihrer Familie in die Kirche. Dort fürchtet sie jedes Mal, etwas falsch zu machen, auf eine verteufelte Fliese zu treten zum Beispiel, und dafür in die Hölle zu kommen.

Mit grosser Faszination beobachtet Francesca ein anderes Mädchen: Maddalena. Sie ist das komplette Gegenteil von Francesca.

Maddalena wird gemieden

Maddalena spielt im Dreck, fängt Fische mit den Händen und lässt sich von Katzen kratzen. Ihr Haar ist schief geschnitten, ihr Gesicht dreckig. Schlurft sie nicht barfuss herum, dann in ausgelatschten Sandalen. Maddalena ist ein Freigeist, der sich nichts sagen lässt und alles hinterfragt. So weigert sie sich beispielsweise auch in der Schule, den «Duce» Mussolini zu ehren.

Maddalena wird von allen nur «Malnata» genannt – daher der Titel des Buchs. «Malnata» bedeutet «Die Unheilbringende». Die meisten im Dorf meiden sie. Ihr freigeistiges Auftreten macht ihnen Angst.

Zwei ungleiche Mädchen

Die brave Francesca und die wilde Maddalena: So ungleich die zwei Mädchen auch sind – sie freunden sich an. Und unter dem Einfluss Maddalenas beginnt nun auch Francesca zunehmend, die Lügen der Erwachsenen zu hinterfragen.

Gemeinsam lehnen sie sich auf: gegen die Rollenerwartung der Männer, gegen militaristisch-faschistisches Denken, gegen die Scheinheiligkeit, die sie umgibt. Sie rebellieren. Und am Ende müssen sie einen hohen Preis zahlen für ihren Kampf um ein selbstbestimmtes Leben.

Schwarzweissfoto: Ein Mädchen blickt trotzig in die Kamera.
Legende: Trotzig und intensiv Blick blickt es vom Umschlag von «Malnata» – und der Roman hält, was das Cover verspricht: Er ist kraftvoll, frech und berührend zugleich. Penguin / Letizia Battaglia

Die Autorin Beatrice Salvioni ist 29 Jahre alt, und den Vergleich mit Elena Ferrante muss sie ganz und gar nicht scheuen. Ihr ist mit «Malnata» ein beeindruckendes Debüt gelungen, tadellos übersetzt von Anja Nattefort. Ein intensives, sinnliches Leseerlebnis! Wenn Maddalena am Flussufer spielt, spürt man den braunen Schlamm regelrecht an den eigenen Waden.

Buchhinweis

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Beatrice Salvioni: «Malnata». 272 Seiten. Aus dem Italienischen übersetzt von Anja Nattefort. Penguin, 2024.

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Radio SRF2 Kultur, Kultur-Aktualität, 17.06.2024, 17:20 Uhr

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