5. Beatrice Salvioni: «Malnata» (21 Punkte)
In ihrer Heimat Italien war der Debütroman der 29-jährigen Autorin Beatrice Salvioni ein Bestseller. Derzeit wird er sogar verfilmt. Schauplatz des Romans ist die Stadt Monza in der Lombardei in den 1930er-Jahren. Vor dem Hintergrund des Faschismus erzählt Salvioni in «Malnata» von den religiösen und patriarchalen Zwängen einer scheinheiligen Dorfgemeinschaft sowie vom mutigen Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben. Gemeinsam erfahren die beiden Freundinnen Francesca und Maddalena, wie befreiend Ungehorsam sein kann.
Norditalien 1935, zwei ungleiche Jugendliche in einer patriarchal geprägten, gnadenlosen Gesellschaft: Dieser aussergewöhnliche Roman erzählt von Selbstermächtigung und Freundschaft. Grossartig!
4. Anne Weber: «Bannmeilen» (25 Punkte)
Die deutsche Autorin Anne Weber lebt zwar seit rund 40 Jahren in Paris – hat aber erst gerade neue Seiten der Stadt entdeckt. Weil im Sommer 2024 die Olympischen Spiele in Paris stattfinden, dreht ein guter Freund der Ich-Erzählerin einen Dokumentarfilm über die Veränderungen, die sich durch den Grossanlass in den Vororten anbahnen. Webers Protagonistin begleitet ihn auf seinen Streifzügen in die berühmt-berüchtigten Banlieues.
Wer geht freiwillig in den Banlieues spazieren? Anne Webers Erzählerin tut es mit offenen Sinnen. Ihre Beschreibungen sind erschreckend. Dank ihrem subtilen Humor lesen sie sich dennoch mit Genuss.
3. Percival Everett: «James» (28 Punkte)
Percival Everett erzählt Mark Twains Klassiker «Huckleberry Finn» neu – und zwar aus der Perspektive von Jim, dem Sklaven. Jim und Huck flüchten: Huck vor seinem gewalttätigen Vater, Jim, weil er verkauft werden soll. Sie erleben eine Odyssee auf einem Floss auf dem Mississippi. Eine Abenteuergeschichte, die scharfzüngig und humorvoll strukturellem Rassismus die Stirn bietet.
Mit ‹James› revidiert Percival Everett den amerikanischen Kanon auf subversive Weise und schafft dabei grossartige Literatur.
2. Caroline Wahl: «Windstärke 17» (32 Punkte)
Mit ihrem Debüt «22 Bahnen» ist Caroline Wahl im vergangenen Jahr ein Bestseller gelungen. Nun legt die junge deutsche Autorin schon ihr zweites Buch vor – und knüpft damit an den Erfolg des Erstlings an.
«Windstärke 17» handelt von der jungen Frau Ida, deren alkoholkranke Mutter gerade gestorben ist. In ihrer Trauer flüchtet sich Ida auf die Ostseeinsel Rügen. Dort findet sie Menschen, die sie aufpäppeln und: die Liebe. Ein stürmischer, mitreissend erzählter Coming-of-Age-Roman.
Ein fantastisches Buch! Man spürt den Ostseewind beim Lesen im Gesicht.
1. Rebekka Salm: «Wie der Hase läuft» (44 Punkte)
Im Jahr 2022 ist der Oltner Schriftstellerin Rebekka Salm mit ihrem Debütroman «Die Dinge beim Namen» ein Überraschungserfolg gelungen. «Die Schweiz hat eine neue Erzählerin!», lobte der Bestseller-Autor Alex Capus damals überschwänglich.
Jetzt legt Rebekka Salm mit einem zweiten Roman nach: «Wie der Hase läuft». Ein raffiniert gebautes, spannendes Verwirrspiel. Es geht um zwei Familien, deren Geschichten miteinander verwoben sind – oder vielleicht doch nicht?
Mit ihrem zweiten Roman beweist Rebekka Salm, dass sie kein One-Hit-Wonder ist, sondern eine der talentiertesten Schriftstellerinnen der Schweiz.