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Lesen mit Felizitas Ambauen «Wenn es mich nach 50 Seiten nicht packt, lege ich es zur Seite»

Felizitas Ambauen ist eine der bekanntesten Psychotherapeutinnen der Schweiz und Mitbegründerin des Podcasts «Beziehungskosmos», der sich mit Themen rund um Beziehungen und persönliche Entwicklung beschäftigt. Im Interview spricht sie über Bücher, die sie privat und beruflich geprägt haben – und die Freude am ungestörten Lesen.

Felizitas Ambauen

Psycho- und Paartherapeutin

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Psychotherapeutin Felizitas Ambauen ist gemeinsam mit der Journalistin Sabine Meyer regelmässig im erfolgreichen Podcast «Beziehungskosmos» zu hören. Auch im gleichnamigen Buch führt sie auf leicht verständliche Art an psychologische Kernfragen heran.

SRF: Warum lesen Sie?

Felizitas Ambauen: Ich mag es sehr, Gedanken zu lesen. An Büchern geniesse ich, dass man die Autorinnen und Autoren ausreden lassen muss, sie nicht unterbrechen kann und genau dadurch am Schluss wohl viel mehr versteht, als wenn man ständig seinen Senf dazugeben könnte.

Ihr liebstes Buch?

So viele! Da kann ich mich nicht entscheiden.

Ein Buch, das Ihnen die Liebe zum Lesen eröffnet hat?

Da war ich ungefähr 13 Jahre alt und las «Die Nebel von Avalon» von Marion Zimmer Bradley. Diese Reihe war der Einstieg in tausende weitere Seiten. Ich habe schon im Kindergarten und der Primarschule viel gelesen, aber diese Buchreihe taucht als Erstes auf bei Ihrer Frage.

Ich lese selten, um mich wohlzufühlen.

Wo lesen Sie am liebsten?

Im Bett! Mit einem Kaffee auf dem Nachttisch unter der warmen Decke am frühen Morgen.

Mehrere Bücher gleichzeitig? Oder eines nach dem anderen?

Kann beides sein. Nicht zu viele gleichzeitig. Aber oft lese ich ein Sachbuch und einen Roman parallel. Packt mich allerdings ein Buch so richtig, dulde ich keine Konkurrenz.

Welches Buch hat sie als Therapeutin am meisten geprägt?

Als Psychotherapeutin war Irvin Yaloms «Panama-Hut» für mich sehr wichtig. Er hat mir Mut gemacht, meinen eigenen Therapiestil zu finden und zu leben.

Ein Buch, das Sie gerne verschenken?

«Die Kuh, die weinte» von Ajahn Brahm. Kurze Geschichten über das Leben, das Lieben und das Loslassen. Der Autor ist ein buddhistischer Mönch und erzählt mit Leichtigkeit und Charme, wie man mit schwierigen Situationen des Lebens umgehen kann.

Ein Buch, das Sie lesen, um sich wohlzufühlen?

Ich merke gerade, dass ich wohl selten ein Buch lese, um mich wohlzufühlen. Ich suche eher Bücher, die mich herausfordern. Aber spontan kommt mir «Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück» von François Lelord in den Sinn.

Ich habe viele Lese-Leichen im Keller, verteilt auf mehrere Kisten.

Ein Buch, bei dem Sie laut lachen mussten?

Ich liebe Stefanie Sargnagels «Iowa»!

Eine Leseleiche: ein Buch, das Sie einfach niemals beenden?

Ich habe tatsächlich viele Leichen im Keller, verteilt auf mehrere Kisten. Ich lese etwa jedes fünfte Buch nicht zu Ende. Wenn es mich nach 50 Seiten nicht packt, lege ich es zur Seite. Moby Dick gehörte auch dazu.

Ein Buch, dem Sie mehr Leser wünschen?

«Frauen Literatur» von Nicole Seifert hat mich sehr gepackt. Niemals habe ich beim Lesen eines Buches so viele Bücher bestellt. Ich wünsche mir, dass viele das lesen und begreifen, dass wir noch viel nachzuholen haben, was Literatur von Frauen angeht. Wir wissen da so wenig, weil sie im Kanon gar nicht auftauchen.

Welches Buch erklärt für Sie am besten die heutige Welt?

«Nexus» von Yuval Noah Harari. Ich kämpfe mich zuweilen durch, weil ich seine Worte manchmal wohl gar nicht lesen will, dann fliege ich wieder über die Seiten, weil es so spannend ist. Auf jeden Fall beschreibt er die Zeitenwende mit der künstlichen Intelligenz für mich am besten. Und ich glaube, er hat mit sehr vielem recht.

Das Gespräch führte Markus Tischer.

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