- Vor 15 Jahren verstarb Douglas Adams überraschend auf dem Weg ins Fitnessstudio – seine Anhänger trauerten weltweit.
- Der Adams-Fan Jem Roberts hat eine Biografie über den Kultautor verfasst, süffig geschrieben mit zahlreichen Anekdoten.
- Alles, was nicht ins Buch passte, präsentiert Jem Roberts live auf Tourneen.
Eine einzigartige Melange
«Per Anhalter durch die Galaxis» von 1979 ist ein Kultbuch, eine Mischung aus Satire, Comedy und Science-Fiction. Als Hörspielserie bei der BBC gestartet, wird daraus eine «fünfbändige Trilogie, die schon nach vier Teilen» vorbei ist.
Eine einzigartige Melange aus weiser Vorausschau, britischem Humor, Unsinn, Philosophie. Darin ist der schnellste vorstellbare Rechner seit Millionen Jahren damit beschäftigt, die Frage «nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest» zu beantworten. Er findet die Antwort, sie lautet: 42.
Der frühe Tod
Am 11. Mai 2001 scheint die Sonne in Santa Barbara von einem wolkenlosen Himmel. Als britischer Hypochonder ist Adams engmaschig ärztlich betreut, wie man heute sagen würde. Seine Ärzte sagen, es gehe ihm gut. Auf dem Weg ins Fitnessstudio fällt Adams tot um. Er ist 49 Jahre alt.
Adams wird in Santa Barbara im Familienkreis kremiert. Monate später findet in St. Martin in the Fields in London eine grosse Trauerfeier für die weltweite Fangemeinde statt, live von der BBC übertragen. David Gilmour spielt «Wish You Were Here». Ein Fan schreibt: «We lost our backup.»
Unveröffentlichtes Material – kistenweise
Dieser Fan heisst Jem Roberts, ein Multitalent: Roberts ist Autor, Comedian, Herausgeber. Als das Adams-Archiv einst umziehen soll, findet er einige Kartons mit unveröffentlichtem Material. Er beschliesst, eine Biografie zu schreiben.
Roberts interviewt nicht nur alle, die Douglas Adams Weg kreuzten, er sichtet auch das unveröffentlichte Material. Das erscheint, zumindest teilweise, in seiner Biografie über Douglas Adams mit dem Titel «The Frood».
Unser Heute ist das, was gestern Zukunft war
Die Biografie ist ein Fest – nicht nur für eingefleischte Fans, sondern auch für «Neueinsteiger». Das Faszinierende: Wir lesen die Prophezeiungen von Douglas Adams aus den 70er- und 80er-Jahren und sehen, wieviel an Vorausschau einer technisierten Welt inzwischen eingetreten ist. Jem Roberts Buch ist süffig geschrieben und besteht aus Anekdoten und Begegnungen. Eine der schönsten ist die zwischen Roberts und Adams Tochter Polly. Roberts will sie in einem Restaurant treffen, um von ihr die Rechte für die autorisierte Biografie zu bekommen.
Auf dem Weg dahin beobachtet er, wie sich die Menschen um ihn herum verhalten, alle mit Smartphones unterwegs, mit denen sie sprechen und die Smartphones mit ihnen. Die Maschinen weisen den Weg und ihm selber auch.
Die Stimme im Ohr: Was Adams vor über 30 Jahren beschrieb und uns damals als absurde Zukunftsmusik vorkam, erscheint uns heute als Schnee von gestern: Unser Heute ist das, was gestern Zukunft war.
Adams' Tochter stand der Mund offen
Als er endlich im Restaurant ankommt, erkennt er sie gleich, die Ähnlichkeit ist kaum zu übersehen. Natürlich kriegt er die Rechte. Sie reden über ihren Vater, über Gott, die Welt und ihr Leben als Philosophiestudentin. In einer der ersten Stunden an der Uni habe es eine Vorstellungsrunde gegeben. Sie habe sich zwar vorgestellt, aber den berühmten Vater unterschlagen.
Der Dozent habe später in der Vorlesung einen Satz ihres Vaters zitiert: «Gott verschwand in einem Hauch von Logik.» Polly steht der Mund offen. Nach der Stunde geht sie zu ihm hin und fragt, wie er denn auf diesen Satz komme. Der Dozent sagt, den habe er einmal in einer Radioserie gehört und wegen diesem Satz habe er begonnen, Philosophie zu studieren. Polly gibt sich zu erkennen. Diesmal steht dem Dozenten der Mund offen.
Douglas Adams lebt weiter
Roberts' Buch erzählt nicht nur Geschichten. Im Anhang sind Auszüge des unveröffentlichten Materials abgedruckt. Alles, was nicht ins Buch passt, präsentiert er live auf Tourneen, er erzählt, spielt Szenen an, wechselt Rollen, umwerfend.
So auch am 11. März 2016 in der ehemaligen Kapelle des Highgate Cemetery. Da ist Adams beerdigt. Der Anlass ist eine geschlossene Veranstaltung für die Mitarbeiter des Friedhofs. Jem Roberts schaut ins Publikum und zählt die Zuschauer. Es sind 42.