Sergio del Molino: «Leeres Spanien»
Millionen Touristen kommen jedes Jahr nach Spanien, und fast alle reisen an die Küsten oder in die Grossstädte. Dort lebt auch 80 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der Rest ist über das riesige, leere Land verstreut. Jeder Reisende im Schnellzug stellt das fest: hunderte Kilometer, aber keine Stadt in Sicht.
Wie kam es zu dieser ungeheuren Landflucht? Was sind die Auswirkungen? Das erzählt Sergio del Molino in einem fesselnden Sachbuch. Er entlarvt Mythen und Lügen, das extreme Ungleichgewicht und die kulturellen Vorurteile gegenüber den Zugezogenen.
Das Echo auf diese Analyse war immens: Seitdem steht das Problem auf der Agenda aller Politiker.
Irene Vallejo: «Papyrus»
Ein Überraschungserfolg, der in 30 Sprachen übersetzt wurde: Dieser Besteller erzählt die Erfindung des Buches in der Antike, vom Papyrus über das Pergament bis zum Papier.
Irene Vallejo erläutert die Bedeutung der Bibliotheken – angefangen mit Alexandria bis zum Untergang Roms – für die Entstehung der Demokratien.
Ihr Wissen über jene Jahrhunderte mischt sie mit Assoziationen zu aktuellen Ereignissen und vertritt die Überzeugung, dass Bücher reale Macht haben. Beweise dafür liefert sie zuhauf. Damit verblüfft und fasziniert sie die Leserinnen und Leser, die ihr begeistert folgen.
«Spanische und hispanoamerikanische Lyrik»
Ein Mammutwerk: Lyrik aus 20 Ländern, ab dem Jahr 1000 bis heute, exzellent ediert und übersetzt, mit wissenschaftlichen Vorworten und ausführlichen Angaben zu den mehr als 200 Autoren.
In diesen Bänden stecken Forschung und Hingabe vieler Jahre, um den Gedichten aus Hispanoamerika und Spanien einen Platz auf der Weltkarte der Poesie zu sichern.
Lyrik hat in diesen Kulturen eine grosse Bedeutung: Pablo Neruda füllte mit seinen Lesungen Fussballstadien, Zeilen von Lorca wurden geflügelte Worte.
Gedichte sind im spanischen Raum ein lebendiges Kulturgut und stecken nicht im Elfenbeinturm. Dies lässt sich mit diesen Bänden wunderbar nachprüfen.
Irene Solà: «Singe ich, tanzen die Berge»
Ein eigenwilliger, poetischer Roman, der in einem Pyrenäendorf angesiedelt ist: «Die Leidenschaften hier oben sind roher. Nackter. Ehrlicher. Das Leben und der Tod.» Ein hartes, oft archaisches Leben. Ein Blitz erschlägt den jungen Familienvater, seine Frau muss die beiden Kinder alleine ernähren.
Das Besondere am Roman zeigt sich bereits im ersten Kapitel, denn der Blitz erzählt, wie er den Mann traf. Später sprechen ein Rehbock, ein Hund, Pilze, Wasserfrauen und andere.
Die Leserin geht mit auf diese Reise in verstörende katalanische Bergmythen oder die Vergangenheit des Bürgerkriegs, von der noch viele Spuren zeugen. In Bruchstücken erfahren wir das bedrückende Schicksal der Familie.
Javier Cercas: «Terra Alta. Die Erpressung»
Der zweite Kriminalfall von Melchor Marin, der mit seiner Tochter zurückgezogen in der Kleinstadt Terra Alta lebt. Er muss nach Barcelona, denn die Bürgermeisterin wird erpresst, das investigative Polizeiteam braucht Verstärkung.
Offensichtlich sind mächtige Strippenzieher tätig. Aber wer sind sie? Vertreter der alteingesessenen katalanischen Familienclans, die die Politik für ihre eigenen Interessen nutzen?
Vor dem Hintergrund des Strebens dieser Kreise nach Unabhängigkeit, um noch mehr Profit zu machen, entfaltet Cercas einen Politkrimi, in dem die jüngste Vergangenheit aufgerollt wird. Eine bitterböse Analyse.