Warum er fast jedes Buch weiterempfehlen würde und es sich auf dem Schaukelstuhl besser liest, erklärt Satiriker und Literaturclub-Gast Renato Kaiser.
SRF: Gibt es so etwas wie Ihr liebstes Buch?
Renato Kaiser: Ich bin ein vergesslicher Mensch und schau' nicht weit in die Zukunft. Das macht mich zu einem Carpe-Diem-Typen. Praktisch jedes Buch, das ich gelesen habe, könnte ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
Welche Bücher empfehlen Sie aktuell anderen?
Durch das Lesen für den «Literaturclub» empfehle ich gerade die Elton-John-Biografie «Ich» und «Die Bagage» von Monika Helfer sehr vielen Leuten. Vorher war es «Fantasyland» von Kurt Andersen. Das ist etwas für alle, die sehr überrascht sind, dass Trump zum Präsidenten gewählt wurde.
Ihr bevorzugter Leseort?
Ich habe mir gerade so einen eingerichtet: Ganz klassisch lese ich in einem Schaukelstuhl. Dazu lasse ich Musik auf dem Plattenspieler laufen. Und das Wippen des Schaukelstuhls unterstützt das Lesen. So spüre ich aktiv während des Lesens, dass es eine schöne Sache ist. Ich habe grad ein bisschen zum Lesen zurückgefunden.
Immer ein Buch nach dem anderen? Oder mehrere Bücher gleichzeitig?
Eigentlich nacheinander. Vor kurzem habe ich «GRM» von Sibylle Berg gelesen und dazu noch irgendeinen Schundkrimi. Ich dachte, das geht – aber es geht nicht. Eines beeinträchtigt das andere.
Welches Buch hat Ihnen die Liebe zum Leben eröffnet?
Als Teenie habe ich die TKKG-Bücher verschlungen. Danach die Fantasy-Romane von Wolfgang und Heike Hohlbein. Da musste ich regelmässig in die Bibliothek, um mir das nächste Buch zu holen.
Ein Buch, bei dem Sie laut lachen mussten?
Das Buch von Jess Jochimsen: «Was sollen die Leute denken».
Bei welchem Buch haben Sie physisch gelitten?
Wenn Augenrollen ein Ausdruck von physischem Leiden ist, dann ist mir das mit «Das zweite Schwert» von Peter Handke passiert. Spätestens wenn da von den unerklärlichen Frauen die Rede ist – ach Alter! (lacht)
Eine Leseleiche – ein Buch, welches Sie niemals beenden?
Ich habe – wie so viele – nie «Unendlicher Spass» von David Foster Wallace zu Ende gelesen. Ich habe vielleicht ein Viertel geschafft. Vielleicht war die Erwartungshaltung zu gross. Jedenfalls haben das ja in meiner Generation angeblich alle Studenten und Hipster gelesen. Aber es bleibt im Regal; dort macht es sich ja auch gut.
Was hat das viele Lesen für den «Literaturclub» bei Ihnen bewirkt?
Was ich vor allem gemerkt habe: So ein Buch ist schneller gelesen, als man denkt. Also hab ich mir bereits während des Lesens parallel weitere Bücher gekauft. Ich bin sehr exzessiv.
Das Gespräch führte Markus Tischer.