Eigentlich hatte Liv Strömquist den Sternzeichen schon vor 16 Jahren abgeschworen. Die schwedische Zeichnerin erzählt, dass in ihrem Freundeskreis Astrologie in erster Linie Stoff für schlechte Witze bot.
Doch dann wurde Liv Strömquist schwanger, erzählt sie: «Ich war besessen vom Wunsch zu wissen, welches Sternzeichen mein Kind haben würde. Zum Glück wurde mir klar: Diese Obsession tut mir nicht gut.» Damit war es zumindest vorerst mit der Sternenguckerei vorbei.
Bissig gegen den Hype
In den letzten Jahren habe der Hype um die Sternzeichen wieder zugenommen, vor allem in den sozialen Netzwerken, erklärt Strömquist. Diesem Sog konnte sich die feministische Zeichnerin nicht entziehen.
Auf Instagram hat sie einzelne Comics zu Steinbock, Stier und Skorpion geteilt. «Viele haben daraufhin gefragt, ob ich nicht ein ganzes Buch zu den Tierkreiszeichen machen könne», so die Schwedin. Nun liegt der Band vor, er heisst «Astrologie».
Darin knöpft sich Liv Strömquist jedes Sternzeichen einzeln vor. Sie erzählt Geschichten von berühmten oder vergessenen Waagen, Zwillingen und Schützen und benennt die wichtigsten Merkmale, zum Beispiel: «Skorpione sind Lüstlinge» oder «Schützen sind unglaublich open-minded Outside-The-Box-Denker*innen – ausser, wenn es um deine Vorschläge geht».
Strömquist ist bekannt für ihren bissigen Humor. Die Bestseller-Autorin spottet, verhöhnt, spitzt zu: «Die Sternzeichen sind eine Art Vorlage, um satirische Comics zu zeichnen und mich über die Menschheit lustig zu machen.»
Der wirre Wassermann
Wo die Feministin in ihren anderen Büchern genüsslich das Patriarchat und die Männer als homogene Gruppe durch den Fleischwolf dreht, verzichtet sie in «Astrologie» auf eine Moralpredigt.
Hier gehe es vor allem um den Spass an der Sache, so die Schwedin. Dass sie sich sprachlich und zeichnerisch einmal mehr voll ausgetobt hat, liest man auf jeder Seite dieses schnoddrigen, inkorrekten Haudrauf-Buches.
Liv Strömquist selbst ist übrigens ein typischer Wassermann und umreisst die wichtigsten Merkmale: «Der Wassermann denkt, er wisse alles. Er interessiert sich sehr für intellektuelle Gedankenkonstrukte. Er sucht ständig nach neuen Möglichkeiten, seiner Umwelt alles Mögliche zu erklären.»
Wenn Sterne flüstern
Die Überzeugung, es besser zu wissen als alle anderen, hat die Entstehung von «Astrologie» überhaupt erst möglich gemacht. Ihr Vorhaben hat Liv Strömquist nämlich mit der Mutter und der Schwiegermutter besprochen.
Beide haben in der Graphic Novel als gezeichnete Figuren einen Auftritt. Die Schwiegermutter etwa kommentiert die Idee zum neuen Buch so: «Leute in Kategorien einzuteilen und zu behaupten: der da ist soundso, und die da ist soundso, ist das nicht eine Form von Faschismus?»
Liv Strömquist hat sich nicht beirren lassen und einen bissig-amüsanten Band gezeichnet. Auf die Frage, wie sie die vielen episodenhaften Geschichten und die Menschen dahinter recherchiert hat, sagt sie augenzwinkernd: «Mir ist alles durch die Sterne zugeflogen.»