Lorenz Häberli ist Teil des erfolgreichen Duos «Lo & Leduc». In ihren Mundart-Songs stellen sie die Kunst unter Beweis, jedes Wort auf die Goldwaage legen zu können. Nun findet Lorenz Häberli abseits der grossen Musikbühne zur Literatur – vielleicht gibt es schon bald einen ersten Roman zu lesen.
SRF: Haben Sie ein Buch, das Ihnen die Liebe zum Lesen eröffnet hat?
Lorenz Häberli: Eine der ersten Geschichten, die ich selbst gelesen habe, war «Die Brüder Löwenherz» von Astrid Lindgren.
Es gibt Menschen, die schlafen können, egal wo sie gerade sind. Das kann ich nicht – aber lesen kann ich fast überall.
Auf meine Leistung war ich sehr stolz. Ich kann noch heute spüren, wie tief mich dieser Text damals berührt und erschüttert hat.
Haben Sie ein Lieblingsbuch?
Vielleicht muss man hier eher im Plural sprechen. Und sie kommen und gehen und es kommen wieder neue.
Welches Buch nehmen Sie immer wieder zur Hand?
Immer wieder andere – wie bei den Lieblingsbüchern. Aktuell ist es Mina Havas «Für Seka» und Dorothee Elmigers «Aus der Zuckerfabrik». Das etymologische Wörterbuch von Kluge schlage ich auch immer wieder auf.
Wo lesen Sie am liebsten?
Es gibt Menschen, die schlafen können, egal wo sie gerade sind. Diese Fähigkeit besitze ich nicht. Aber lesen kann ich fast überall.
Bei welchem Buch mussten Sie laut lachen?
Bei Saša Stanišićs: «Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Giesskanne mit dem Ausguss nach vorne.»
Können Sie mehrere Bücher gleichzeitig lesen – oder lieber eins nach dem anderen?
Ich bin ein unverbesserlicher Parallelleser. Das aktuellste Buch habe ich meistens in der Tasche dabei. Die angelesenen liegen gestapelt auf dem Nachttisch. Auf dem Regal im Gang liegen diejenigen Texte, die ich unbedingt bald lesen will.
Während ich manchmal ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mir wieder eine Hose kaufe, die ich eigentlich nicht brauche, kaufe ich Bücher komplett schamfrei und hemmungslos. Meine Bücherstapel wuchern und geraten durcheinander.
Ein gutes Buch über Musik?
Behzad Karim Khanis «Als wir Schwäne waren» ist zwar kein Buch über Musik, aber ein musikalisches Buch und auch sonst sehr toll.
Manchmal frage ich mich beim Lesen: Warum ist das so grossartig? Ich finde es aber nie heraus.
Gibt es ein Buch, das Sie einfach niemals beenden, eine Leseleiche sozusagen?
Die warten im Regal im Wohnzimmer und haben, wie ich, die Hoffnung noch nicht aufgegeben oder sind einfach noch nicht bereit, die Wahrheit zu akzeptieren: «Ulysses», zum Beispiel – ein Skandal. Laut Wikipedia ist der Text wegweisend für den modernen Roman.
Welches Buch hätten Sie gern selbst geschrieben?
Dieser Wunsch überkommt mich manchmal für einen Moment, wenn ich mich beim Lesen frage: «Warum ist das so grossartig? Wie geht das?» Ich finde es aber nie heraus.
Das Gespräch führte Markus Tischer.