Als Kind auf dem Land fieberte er mit den «Fünf Freunden» von Enid Blyton mit – ganz egal, ob draussen die Sonne schien oder ob es gerade geschneit hat. Heute ist der Sänger Michael von der Heide alles andere als ein Stubenhocker. Seine stete Präsenz im Rampenlicht gleicht er mit dem täglichen Griff zu einem ganz bestimmten Buch aus.
SRF: Wo lesen Sie am liebsten?
Michael von der Heide: Sehr gerne im Zug, auf dem Sofa – und jede Nacht im Bett. Manchmal, wenn die Lektüre sehr spannend ist, auch in der Badewanne.
Ein Buch, das Ihnen die Liebe zum Lesen eröffnet hat?
In meinem Kinderzimmer in Amden verschlang ich die «Fünf Freunde» von Enid Blyton. Da konnte die Sonne scheinen, wie sie wollte oder frischer Pulverschnee liegen. Bevor der jeweilige Band nicht zu Ende gelesen wurde, war mit mir nichts anzufangen.
Milena Moser schreibt traumhaft schön, unprätentiös und nahbar.
Ein Buch, das Sie immer wieder zur Hand nehmen?
«Gedichte» von Hilde Domin. Ich lese täglich darin.
Ein Buch, das Sie gerne verschenken?
«Der Traum vom Fliegen» von Milena Moser. Sie schreibt traumhaft schön, unprätentiös und nahbar. Dieser Roman über die junge Sofia ist voller Wärme, Zärtlichkeit und Weisheit. Alle Beschenkten waren und sind begeistert.
Hildegard Knef beschreibt herrlich lakonisch die Liebe zu ihrem Grossvater.
Welche Figur aus einem Buch fällt Ihnen immer wieder ein?
Felix Krull – der von Thomas Manns «Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull».
Ein Buch, bei dem Sie laut lachen mussten?
Bei Hildegard Knefs Memoiren «Der geschenkte Gaul». Sie beschreibt auf den ersten Seite herrlich lakonisch die Liebe zu ihrem Grossvater und dessen Selbstmord mit 81 Jahren im Vollbesitz seiner Zähne. Das kann nur die Knef.
Ein Buch, dem Sie mehr Leser wünschen?
Die Autobiografie von Marie Nejar: «Mach nicht so traurige Augen, weil du ein Negerlein bist». Eine zutiefst berührende Lebensgeschichte über Marie, die als Mädchen und junge Frau als Leila Negra in deutschen Filmen auftrat und so das Regime und den Krieg übersteht.
Ein Buch, das Sie gerne Kindern vorlesen? In meinem Leben gibt es weit und breit keine Kinder (mehr). Aber ich kann mich gut an «Die Geschichte vom Eselchen Grisella», geschrieben von Heinrich Maria Denneborg, erinnern. Es lebte auf der Insel Elba, und sein Fell war weich wie Samt.
Vielleicht werde ich ein Buch mit einer Geschichte schreiben, die bisher noch nicht geschrieben wurde.
Eine Leseleiche: Ein Buch, das Sie einfach niemals beendet haben?
Das ist «Jacques de Bascher: Dandy de l’ombre» von Marie Ottavi. Ich fing es an zu lesen, dann kam der Sommer, dann las ich weiter, dann war wieder Winter dann kam der Film über Karl Lagerfeld in die Kinos. Und ich hatte das Gefühl, dass ich jetzt alles über Jacques, Mitglied des Pariser Jetsets, Lagerfelds Lebensgefährten und zweitweise Yves Saint Laurents Liebhaber wusste …
Welches Buch hätten Sie gern selbst geschrieben?
Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Bei Songs käme ich eher auf eine Antwort … Vielleicht werde ich aber eines Tages ein Buch mit einer Geschichte schreiben, die bisher noch nicht geschrieben wurde.
Das Gespräch führte Markus Tischer.