Caroline Wahl ist gelungen, wovon viele Schriftstellerinnen träumen: Gleich mit dem Debüt einen Riesenerfolg zu landen. Monatelang stand «22 Bahnen» auf der Spiegel-Bestsellerliste. Der Roman wurde hochgelobt und mit Preisen ausgezeichnet. Sowohl der deutsche als auch der Deutschschweizer Buchhandel kürten «22 Bahnen» zum «Lieblingsbuch des Jahres». Weit über 250'000 Exemplare gingen über den Ladentisch.
Nun ist Caroline Wahls zweites Buch erschienen. Der Titel lautet «Windstärke 17». Es ist keine gewagte Prognose zu behaupten, dass sich dieser Roman ebenso gut verkaufen wird wie der erste. Denn auch «Windstärke 17» ist mitreissend erzählt, spannend, berührend. Eine perfekte Ferienlektüre. Diesen Sommer wird man das Buch wahrscheinlich öfter auf Handtüchern an Stränden und Pools herumliegen sehen.
Spin-Off des Debütromans
«Windstärke 17» ist ein Spin-Off von «22 Bahnen». Caroline Wahl greift also auf Figuren zurück, die auch in ihrem Erstling schon vorkamen. Trotzdem lässt sich «Windstärke 17» aber auch ganz für sich lesen; man muss das Vorgängerbuch nicht kennen.
Die Hauptfigur ist Ida, eine oft bockige, wilde und zugleich sehr verletzliche junge Frau mit einer Neigung zum Mistbauen. Während ihre grosse Schwester Tilda immer weiss, was gut und richtig ist, handelt Ida eher irrational – besonders in der Phase ihres Lebens, in der dieser Roman spielt.
Idas alkoholkranke Mutter ist gestorben. Und nun gibt sich Ida die Schuld daran. Sie glaubt, nicht gut genug auf sie aufgepasst zu haben. In Ida toben Trauer und Wut – ein Gefühlssturm, auf den der Romantitel anspielt. Stufe 17 ist die höchste Windstärke bei Taifunen oder Hurrikans.
Einfach mal eintauchen
In diesem Ausnahmezustand reist Ida auf die Ostseeinsel Rügen. Dort schmeisst sie sich täglich in die Wellen – je schlechter das Wetter, desto besser. Und sie fängt an, in einer Kneipe zu jobben, dessen Wirt Ida bei sich und seiner Frau wohnen lässt. Die beiden päppeln Ida allmählich auf. Dann lernt sie Leif kennen, einen DJ, der einen neuen Sturm in Idas Gefühlswelt aufkommen lässt. Eine zarte Liebesgeschichte beginnt.
Der Handlungsabriss mag kitschig klingen, der Roman aber ist es nicht. Wahl schreibt in einer knappen, rauen Sprache – und damit am Kitsch vorbei. Was ihr besonders gelingt: dicht an der Hauptfigur Ida zu bleiben. An dieser jungen Frau, die einfach nicht weiss, wohin mit ihrer Wut, dem Schmerz, der Trauer und auch nicht mit dem Wohlgefühl, das aufkommt, sobald sie Leif sieht.
Bestsellerautorin unter 30
Die Autorin, Caroline Wahl, ist 29 Jahre jung. Sie stammt aus Mainz. Nach dem Studium hat sie einige Zeit in Zürich gelebt, ehe es sie nach Norddeutschland zog. Heute lebt sie in Rostock, ganz nah am Meer. Ihre Anstellung in einer Kommunikationsagentur hat Wahl inzwischen gekündigt, um sich vollständig aufs Schreiben konzentrieren zu können.
Auf die Frage, ob sie der Hype um ihren Erstling beim Schreiben unter Druck gesetzt hat, antwortet Wahl gegenüber SRF: «Nein.» Der Erfolg habe sie eher angespornt.
«Ich hatte einfach richtig Bock weiterzuschreiben, möglichst schnell meinen zweiten Roman nachzulegen und an den Erfolg anzuknüpfen.»