Die Liste der nominierten Titel für den Schweizer Buchpreis 2022 steht. Mit «Dürrst», «Pommfritz aus der Hölle», «Blutbuch», «Der rote Diamant» und «Steine zählen» stehen fünf Bücher darauf, die ganz unterschiedliche Leserinnen und Leser ansprechen dürften.
Die Auswahl der fünfköpfigen Jury wirft ein Schlaglicht auf das Schreiben über queere Lebensrealitäten («Blutbuch» und «Dürrst»), sowie auf düstere Familiengeschichten, die tiefe Wunden hinterlassen haben («Pommfritz aus der Hölle», «Steine zählen» und «Blutbuch»).
Kim de l’Horizons «Blutbuch» ist das einzige Erstlingswerk auf der Liste, doch auch die anderen Titel stammen von eher wenig bekannten Autorinnen und Autoren – mit einer gewichtigen Ausnahme: der vielfach ausgezeichnete Thomas Hürlimann.
Auf jeden Fall beweist die Jury mit ihrer Auswahl ein Händchen für Gesellschaftsthemen der Stunde und einmal mehr ein Herz für Underdogs.
Die fünf Nominierten im Überblick
«Dürrst» von Simon Froehling
Dürrst ist Künstler, schwul und psychisch krank: Eine bipolare Störung hält sein Leben im Griff. Seine Suche nach Liebesglück und ein bisschen Normalität zwischen Manie und Depression erzählt Simon Froehling unverhohlen und tabulos im Roman «Dürrst».
«Pommfritz aus der Hölle» von Lioba Happel
Einen wahren Antihelden hat Lioba Happel geschaffen: Ein Ich-Erzähler, der sich sein Leben lang nach Mutterliebe sehnt und der dem Vater, der nie da war, aus dem Gefängnis schreibt. In 23 Briefen schildert Pommfritz sein Leben an der Grenze des Aushaltbaren bis zum schauerlichen Mord an seiner Mutter.
«Pommfritz aus der Hölle» ist die Geschichte eines bedauernswerten Ungeheuers, für das es in der Welt keinen Platz gibt.
«Blutbuch» von Kim de l’Horizon
Ausgehend von einem Brief an die «Grossmeer» (Grossmutter) entspinnt Kim de l’Horizon ein hochkomplexes Geflecht. Das Buch ist gleichermassen eine Suche nach den eigenen Wurzeln, eine Studie darüber, was es heute heisst, als non-binäre, queere Person zu leben, und eine belesene Reflexion übers Schreiben.
Mal dies- und immer öfter auch jenseits der Überforderung, stets alles am Hinterfragen: So macht dieser Roman die «Lostness» der Generation Y erfahrbar.
«Der rote Diamant» von Thomas Hürlimann
Thomas Hürlimann hat einige Jahre seiner Kindheit in der Stiftschule Einsiedeln verbracht. Seine Erinnerungen prägen die Geschichte des elfjährigen Arthur Goldau, der in den 1960er-Jahren in ein Klosterinternat abgeliefert wird. In den bedrückenden Mauern begibt sich der junge Eleve auf die Suche nach einem Diamanten aus dem Schatz der Habsburger.
«Der rote Diamant» ist mehr als nur ein Abenteuerroman. Es ist ebenso eine Coming-of-Age-Geschichte und eine philosophische Untergangserzählung in schillernder Sprache und mit feinem Humor.
«Steine zählen» von Thomas Röthlisberger
«Steine zählen» ist die Geschichte der Familie Nieminen, auf einem abgelegenen Bauernhof in Südfinnland. Märta hält es nicht mehr aus bei ihrem gewaltsamen Mann Matti. Olli, der Sohn der Nieminens, kreuzt nur dann auf, wenn er wieder in Geldnöten steckt. Als auf dem Hof ein Schuss fällt, taucht der lokale Polizeibeamte Henrik in böse Erinnerungen und alte Geschichten ein.