Die Liste der nominierten Titel für den Schweizer Buchpreis 2023 steht. Anders als im vergangenen Jahr, als gleich zwei der fünf ausgewählten Bücher eine queere Thematik hatten, lässt sich in diesem Jahr kein Schwerpunkt ausmachen.
Die Liste ist vielfältig – und hält mit Erzählungen von Matthias Zschokke und Adam Schwarz auch Titel bereit, die bislang nur wenig Aufmerksamkeit erhalten haben. Nicht unerwartet steht dagegen Christian Haller mit seinem Roman über Werner Heisenberg auf der Liste.
Ebenfalls schon als Anwärterin gehandelt worden war Sarah Elena Müller, die einzige Frau auf die Liste. Ausgewählt wurde zudem der Zweitling von Demian Lienhard über Musik als Propaganda.
Das sind die fünf Nominierten im Überblick:
«Sich lichtende Nebel» von Christian Haller
Kopenhagen, 1925: Der junge Physiker Werner Heisenberg beobachtet, wie in einer nebligen Nacht ein Mann in den Lichtkegel einer Strassenlaterne tritt, im Dunkeln verschwindet und im nächsten Lichtkegel erneut auftaucht.
Diese Beobachtung löst in Heisenberg eine innere Unruhe aus. Er spürt, dass er nahe an der Lösung eines theoretischen Problems ist. Der Mann im Dunkeln ahnt nicht, dass sein nächtlicher Gang nach Hause die Quantenmechanik begründen wird.
Christian Hallers Novelle handelt von den Unschärfen im Leben – die zu neuen Erkenntnissen führen können.
«Mr. Goebbels Jazz Band» von Demian Lienhard
Im «Dritten Reich» wurden Juden, Polen und Homosexuelle gezwungen, als «Charlie and His Orchestra» US-amerikanischen Swing fürs Radio spielen. Ausgerechnet Swing, der bei den Nazis wegen seines wilden, freiheitsbejahenden Tanzstils eigentlich verpönt war.
Demian Lienhards Roman «Mr. Goebbels Jazz Band» wirft das Schlaglicht auf ein weitgehend unbekanntes Stück deutscher (Jazz-)Geschichte.
«Bild ohne Mädchen» von Sarah Elena Müller
Eine linksalternative Familie lebt mit ihrer Tochter in einem Bergdorf. Die Fünfjährige findet bei den anderen Kindern im Dorf keinen Anschluss. Deshalb geht sie oft zum Nachbarn, zumal sie dort, anders als daheim, fernsehen darf. Dass dieser Nachbar das Mädchen missbraucht, ahnt man bald. Direkt gesagt wird es nicht.
Sarah Elena Müller hat die Sprachlosigkeit in Worte gefasst. Ihr Roman zeigt, wie Kindesmissbrauch stattfinden kann, wenn niemand das Offensichtliche wahrhaben will.
«Glitsch» von Adam Schwarz
Auf einem Kreuzfahrtschiff durchquert die Hauptfigur Léon die Nordostpassage. Eigentlich wollte seine Freundin Kathrin diese Reise allein machen. Doch Léon hat sich ungefragt angehängt. Als Kathrin dann spurlos verschwindet, macht Léon sich auf die Suche nach ihr. Er taucht immer tiefer in den Schiffsbauch ab – und wird bald verdächtigt, ein blinder Passagier zu sein.
«Glitsch» ist der zweite Roman des Kulturjournalisten Adam Schwarz.
«Der graue Peter» von Matthias Zschokke
Der gebürtige Berner Matthias Zschokke hat für seinen Roman eine Hauptfigur gewählt, die auf den ersten Blick ziemlich langweilig daherkommt: Peter ist Beamter und verheiratet. Aber: Ihm fehlt ein «Empfindungschromosom». Die Tatsache, nichts zu fühlen, hilft ihm, den tragischen Tod seiner zwei Kinder wegzustecken.
Auf dem Rückweg von einer Dienstreise wird Peter spontan gebeten, auf einen zehnjährigen Jungen aufzupassen. Gemeinsam mit ihm erlebt Peter einige überraschende Abenteuer.
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