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Um dieses Buch geht's: «Eurotrash» von Christian Kracht
Aus Literaturclub vom 18.05.2021.
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Schweizer Buchpreis Steckt Kalkül hinter diesem «Kracht-Akt»?

Christian Kracht war mit «Eurotrash» für den Schweizer Buchpreis 2021 nominiert. Nun hat er seine Nomination zurückgezogen. Was ist passiert?

Christian Kracht ist ein gefragter und schillernder Autor mit Schweizer Wurzeln. Sein Debüt «Faserland» gilt als eines der Gründungswerke der Popliteratur, seine Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt.

Doch Kracht löst auch regelmässig Kontroversen aus: Er gilt als Provokateur, als «Chamäleon» (NZZ). Und trotz Medienscheue lässt sich ein Hang zur Selbstinszenierung beobachten.

Rückzug mit Seitenhieb

Auch jetzt: Kracht zieht seinen Roman «Eurotrash» von der Shortlist des Schweizer Buchpreis zurück. Das gab der Trägerverein am Dienstag in einer knappen Medienmitteilung bekannt.

Darin begründet Kracht seine Entscheidung damit, dass er den Schweizer Buchpreis bereits 2016 gewonnen habe und mit seinem Rückzug «den anderen nominierten Schriftstellerinnen und Schriftstellern eine bessere Chance auf den Preis geben möchte.»

Und er wolle «der Diskussion über die Förderung meines Werkes, wie sie bisweilen in einigen Schweizer Medien betrieben wird, nicht weiteren Stoff liefern.» Kracht war 2020 unter anderem vom Zürcher Tages Anzeiger angegriffen worden, weil er für die Arbeit an «Eurotrash» von Pro Helvetia Fördergelder erhalten hatte, obwohl er aus wohlhabendem Haus stammt.

Gönnerhafte Geste oder strategisches Kalkül?

Die gönnerhafte Geste mag man Kracht nicht ganz abnehmen. Zumal sich die Scheinwerfer nun ganz auf ihn richten, statt auf die verbliebenen vier Nominierten, denen er ja «bessere Chancen» einräumen möchte.

Will er die Bahn freihaben für den renommierteren Deutschen Buchpreis, auf dessen Shortlist er ebenfalls steht, was zufällig kurz nach seinem Rückzug vom Schweizer Buchpreis verkündet wurde?

Aufmerksamkeit und Schlagzeilen sind Kracht nun jedenfalls sicher, ob aus strategischem Kalkül oder exzentrischer Inszenierung.

Zwischen Pose und Virtuosität

Christian Kracht gilt als Meister des Ungefähren und Ambivalenten. Schon zu «Faserland» sagte er in einem Interview mit der Welt, die Erzählhaltung sei «zutiefst unsicher».

Das Prinzip Kracht

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Ein Mann besucht seine schwer kranke Mutter in Zürich. Die Beziehung zwischen ihnen ist schwer belastet von Trauma und Geheimnissen. Also startet der Ich-Erzähler einen Trip quer durch die Schweiz und zu den Stationen der Kindheit, um die alten Wunden zu heilen – durch Erinnern und Erzählen.

Wie schon in «Faserland» begibt sich also ein Mann auf die Suche nach dem, was sein Ich ausmacht. Es ist sogar derselbe Ich-Erzähler, wie es gleich zu Beginn heisst: «Dazu muss ich sagen, dass ich vor einem Vierteljahrhundert eine Geschichte geschrieben hatte, die ich aus irgendeinem Grund, der mir nun nicht mehr einfällt, ›Faserland‹ genannt hatte.» Was stimmt und was nicht?

Dieses Spiel mit Realität und Fiktion macht Krachts Literatur aus, schreibt der Literaturwissenschaftler Philipp Theison. Sie sei ein «faszinierendes Experiment an den Grenzen von Sein und Schein».

Nur unsicher lassen sich nun auch die Motive hinter Krachts Rückzug beurteilen: Weder Christian Kracht, noch die für Kracht zuständigen Verlagsmitarbeitenden bei Kiepenheuer & Witsch waren für eine Stellungnahme erreichbar.

Das Vorgehen festigt das Bild eines Autors zwischen schillernder Pose und literarischer Virtuosität und hinterlässt einen faden Beigeschmack. Auch bei der überrumpelten Jury: Spekulationen seien nicht seine Aufgabe, doch eine frühere Bekanntgabe wäre sicherlich fairer gewesen, sagt Jury-Mitglied Daniel Graf im Gespräch. Eine Nachnominierung schliesst er aus.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 21.9.2021, 17:10 Uhr

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