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«Amur, grosser Fluss»: Der neue Roman von Leta Semadeni
Aus Kultur-Aktualität vom 15.03.2022. Bild: Keystone / ALESSANDRO DELLA BELLA
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SRF-Bestenliste Die besten Bücher im April

Das Podest der April-Bestenliste ist fest in Schweizer Hand. Die aktuellen literarischen Highlights unserer Jury im Countdown.

5. Monika Helfer: «Löwenherz» (25 Punkte)

Buchcover: Etwas verschwommenes Bild einer Person
Legende: Monika Helfer: «Löwenherz». Hanser, 2022. 192 Seiten, ca. Fr. 29.90. Hanser

Nach «Bagage» und «Vati» legt Monika Helfer ihren dritten autobiografischen Roman über ihre Vorarlberger Familie vor. In «Löwenherz» erinnert sie sich schreibend an ihren Bruder Richard, einen eigenwilligen jungen Mann, der nur dann Verantwortung übernimmt, wenn man sie ihm anträgt. Beispielsweise, wenn ihm eine Jugendliebe urplötzlich ein Kind überlässt, von dem er nur den Spitznamen kennt: Putzi.

«Löwenherz» ist ein inniges Porträt, eine Geschichte über Fürsorge, Schuldgefühle und Familienbande. Ein weiterer Höhepunkt aus Monika Helfers Familienchronologie.

Die Geschichte von Richard, schnörkellos und intim erzählt von seiner Schwester, hat mich gefesselt und tief berührt. Obwohl eher traurig für mich ein absoluter Genuss!»
Autor: Marika Korponay Teamleiterin Bibliothekarische Dienste SBD

4. Yasmina Reza: «Serge» (26 Punkte)

Buchcover: Gemaltes Bild einer Gruppe von Menschen beim Essen
Legende: Yasmina Reza: «Serge». Übersetzt von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel. Hanser, 2022. 208 Seiten, ca. Fr. 33.90. Hanser

Mit «Serge» hat Yasmina Reza eine Auseinandersetzung mit dem Unaussprechlichen geschrieben. Jüdische Geschwister aus Paris besuchen Auschwitz, weil die Familie ihrer Grossmutter dort ermordet wurde. Aber über diesen Ort der Erinnerung, der eigentlich gar nicht mehr existiert, weil er zur Touristenattraktion geworden ist, legen sich die Lappalien und Zänkereien der Geschwister.

Yasmina Reza erzählt elegant und pointiert. Die wahre Erinnerung findet für sie nicht in Gedenkstätten, sondern in der Literatur statt.

Yasmina Rezas Familien- und Geschwisterroman lotet mit glasklarer Schärfe und Raffinesse die Grenzen unserer Erinnerungskultur aus.
Autor: Nicola Steiner Literaturredaktorin SRF und Moderatorin «Literaturclub»

3. Yael Inokai: «Ein simpler Eingriff» (30 Punkte)

Buchcover mitgemaltem bild einer Bediensteten vor einem Haus
Legende: Yael Inokai: «Ein simpler Eingriff». Hanser, 2022. 192 Seiten, ca. Fr. 33.90. Hanser

Ein Spital «korrigiert» mittels Hirnoperationen psychische Auffälligkeiten bei Menschen. In ihrem Roman entwirft Yael Inokai ein dystopisches Szenario, das an ein düsteres Kapitel aus der Geschichte der Psychiatrie erinnert.

Das «System Spital» lässt sich jedoch auch als Versuchsanordnung lesen, um über unsere von Normierungsdruck geprägte Gesellschaft nachzudenken. Und schliesslich erzählt das Buch mit feinsinnig-poetischer Sprache auch eine Liebesgeschichte: Sie bietet einen Ausweg aus gesellschaftlichen Zwängen hin zu Emanzipation und Freiheit.

Yael Inokai setzt Sprache ein wie eine Lupe: als Mittel der Erkenntnis. Präzis erzählt sie von einem dunklen Kapitel der Psychiatriegeschichte, genau und zart von der Liebe zwischen zwei Frauen.
Autor: Martina Läubli Kulturredaktorin NZZ am Sonntag
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Glücklich dank Hirn-Operation: Yael Inokais neuer Roman
aus Literaturclub: Zwei mit Buch vom 25.02.2022. Bild: SRF / Oscar Alessio
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2. Joachim B. Schmidt: «Tell» (39 Punkte)

Buchcover: Bunter, stilisierter Apfel
Legende: Joachim B. Schmidt: «Tell». Diogenes, 2022. 288 Seiten, 31 Franken. Diogenes

Aus dem überlieferten Original-Stoff über Wilhelm Tell baut Joachim B. Schmidt einen rasanten Kriminalroman. Tell ist ein hitzköpfiger, grobschlächtiger Bergbauer, der unter einem Trauma leidet. Und der zierlich-elitäre Landvogt Gessler macht Fehler, weil er seinem Vollstrecker Harras zu grosse Entscheidungskompetenz gewährt.

Schmidt zeichnet seine Figuren als Menschen – nicht als Helden – und holt damit den Mythos vom Sockel.

Wie Joachim B. Schmidt uns den Tell-Stoff neu erzählt, ist mutig, überraschend und unterhaltsam.
Autor: Laurin Jäggi Buchhändler Librium Baden

1. Leta Semadeni: «Amur, grosser Fluss» (44 Punkte)

Buchcover mit blaue gemusterte Hintergrund
Legende: Leta Semadeni: «Amur, grosser Fluss». Atlantis, 192 Seiten, 30 Franken. Atlantis

Leta Semadeni lässt mit poetischer Sprache wie ein Mosaik das Bild einer Liebesbeziehung entstehen: Olga, die bei ihren Grosseltern in einem abgelegenen Bergdorf aufgewachsen ist, verliebt sich in Radu, einen Naturfilmer, der immer unterwegs ist. Die Beziehung der beiden ist geprägt von intensiven Momenten miteinander, aber auch von viel Abwesenheit und Sehnsucht in der Zeit dazwischen.

Die Kapitel im Buch sind kurze Momentaufnahmen aus dieser Beziehung, die Leta Semadeni bildstark und mit viel Feingefühl komponiert hat.

Semadeni erzählt in leuchtenden Sprachbildern von einer grossen Liebe zwischen Nähe und Distanz, vom Ankommen und Abschiednehmen, von Fremdsein und Daheimsein.
Autor: Stefan Hüsler Bibliotheksleiter PBZ Zürich Schwamendingen

So entsteht die SRF-Bestenliste

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Die SRF-Bestenliste wird jeden Monat von einer Fachjury bestimmt. Zur Jury gehören 55 Buchkritikerinnen, Bibliothekare, Buchhändlerinnen, Literaturwissenschaftler und Vertreterinnen von literarischen Institutionen.

Jedes Jurymitglied darf jeweils bis zu vier Titel, deren Veröffentlichung nicht länger als sechs Monate zurückliegt, für die SRF-Bestenliste nominieren. Die Punktewertung funktioniert wie folgt:

  • 1. Platz: 7 Punkte
  • 2. Platz: 5 Punkte
  • 3. Platz: 3 Punkte
  • 4. Platz: 1 Punkt

Die vergebenen Punkte werden addiert und ergeben die jeweilige Reihung. Jedem Jurymitglied steht es frei, weniger (oder auch gar keinen) Titel zu nominieren. Sobald ein Titel drei Mal auf der SRF-Bestenliste vorgekommen ist, wird er gesperrt, um einen gewissen Titelumlauf zu gewährleisten.

Im Sinne einer grösstmöglichen Transparenz, Objektivität und Unparteilichkeit im Abstimmungsverfahren dürfen keine Bücher nominiert werden, deren Autor:in Mitglied der Jury ist.

Die Jurymitglieder von A bis Z

Der Newsletter von SRF Literatur

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Im Literatur-Newsletter von SRF gibt es wöchentlich Leseempfehlungen und Porträts von Schweizer Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Und natürlich gibt es so auch jeden Monat die aktuelle Bestenliste ins Postfach.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 15.3.2022, 17:20 Uhr ; 

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