Peter Maffay – ein Mann mit breitem Strahlen, Lederjacke und einer Bescheidenheit, die nicht jedem grossen Star vergönnt zu sein scheint. «Ich habe nie vergessen, woher ich komme», sagt der Sänger.
Die doppelte Heimat
Geboren wurde Maffay in Rumänien. Mit 14 zog er mit seinen Eltern nach Deutschland. Mit dem Begriff «Heimat» hat er sich lange nicht zurechtgefunden. «Für mich hat Heimat nicht unbedingt mit der Herkunft zu tun, sondern mit Orten, an denen man selbstbestimmt leben kann», betont er. Als die Familie 1963 auswanderte, sei er innerhalb von wenigen Stunden aus einem totalitären, repressiven Regime in eine freie, demokratische Welt katapultiert worden.
Seine Kindheit in Rumänien sei trotz allem glücklich gewesen. Auch wenn der Brotaufstrich jeweils dünn gewesen sei und der Vater zeitweise fehlte, weil dieser Ceaușescus Diktatur die Stirn geboten hatte und deshalb in Haft war. Das erfuhr Maffay allerdings erst später. Die Erwachsenen vermieden es, den Kindern zu viel über das Regime zu erzählen. Ein «Verplappern» hätte für die ganze Familie schlicht zu gefährlich werden können.
Leben am Limit
Peter Maffay fand schon früh Trost in der Musik. Seine Mutter zwang ihn zum Geigenunterricht, doch erst die Gitarre eines Freundes eröffnete ihm seine ganz eigene Welt. Seinen Durchbruch hatte Maffay 1970 mit dem Schlagerhit «Du», der den Grundstein für seine Karriere legte, die er später mit Deutschrock weiterführte.
So begann Maffays Leben am Limit, geprägt von der ständigen Angst vor dem Aus und dem täglichen Konsum von drei Flaschen Whisky und 80 Zigaretten – ein Leben, das in den 1980er-Jahren auf das Verderben zusteuerte. Maffay habe damals den vermeintlichen Tod vor Augen gehabt und deshalb die Reissleine gezogen.
Als Quereinsteiger zum Glauben
«Gläubig bin ich damals noch nicht gewesen, ich bin sogar aus der Kirche ausgetreten», erinnert sich Maffay. Heute bezeichnet er sich als Quereinsteiger mit selbst gestricktem Glauben. «Mein Verhältnis zum lieben Gott ist intakt, zu seinem Bodenpersonal nicht durchgängig», sagt der Musiker.
Er habe erkannt, dass er auf diese übergeordnete Dimension, die man als Gott bezeichnen könne, nicht verzichten wollte und konnte: «Der Glaube ist heute für mich ein Leuchtturm, die Musik eine Form des Gebets und die Bühne ein spiritueller Ort.»
Auch Kirchen sind für Maffay besondere Rückzugsorte. Auf Mallorca, wo er zeitweise mit seiner Familie lebt, hat er gemeinsam mit Freunden sogar eine kleine Kapelle gebaut. Diese Freunde seien Muslime, Christen, Menschen von überall her. Sie hätten mit diesem Bau friedliche Koexistenz im Kleinen geübt.
Ein Herz für Kinder
Im Sommer 2024 fand in Leipzig Maffays letztes grosses Konzert statt. Nach über fünf Jahrzehnten im Musikgeschäft plant der 75-Jährige, seine Karriere schrittweise zu beenden. Statt auf grossen Bühnen zu stehen, möchte er sich noch mehr sozial engagieren.
Bereits seit 40 Jahren setzt sich Maffay intensiv für soziale Projekte ein. Im Jahr 2000 gründete er die «Peter Maffay Stiftung», die jährlich rund 1800 benachteiligten und traumatisierten Kindern in Ferieneinrichtungen in Deutschland, Spanien und Rumänien eine Auszeit inmitten der Natur bietet. Gerade mit dem Projekt in seiner alten Heimat Rumänien schliesst sich für Maffay der Kreis.