«Star Wars», «Der weisse Hai» und «Harry Potter»: Ihre Filmmusik dürfte man auch dann kennen, wenn man die Filme nie gesehen hat. John Williams und seine Kompositionen haben ihren festen Platz auf dem Hollywood-Olymp. Mit 54 Oscar-Nominierungen steht der mittlerweile 92-Jährige auf Rang zwei der ewigen Bestenliste – hinter Walt Disney mit 59 Nominierungen.
Dass man Williams als erfolgreichsten Komponisten Hollywoods bezeichnen kann, wird auch in «Music by John Williams» deutlich. Weggefährten wie Alan Silvestri («Forrest Gump») oder Thomas Newman («Die Verurteilten»), Coldplay-Frontmann Chris Martin oder Violinistin Anne-Sophie Mutter: Alle sind sie gekommen, um Williams’ Lebenswerk in der Doku zu würdigen – und ihn mit Bach oder Michael Jordan zu vergleichen.
Ein Filmkomponist, aber kein Cineast
«Music by John Williams» beginnt jedoch mit Williams’ erster Liebe, dem Jazz. Sowieso findet er zur Filmmusik eher zufällig, bleibt ihr aber bis heute treu. Anfang 2024 wird Williams erneut für einen Oscar nominiert, seine musikalische Freiheit findet er jedoch ausserhalb des Films, wie er mehrmals betont.
«Ich war damals kein Cineast und bin es heute noch immer nicht. Ich gehe höchst selten ins Kino», sagt Williams, der nach wie vor täglich komponiert und dabei seine Partituren per Hand notiert.
Vielleicht ist dies das entscheidende Element seiner Zauberformel. Erklärungen für die andauernde Popularität seiner Musik liefert der Film nämlich kaum. Zwar analysiert Williams vor der Kamera, warum die Titelmelodie aus «Unheimliche Begegnung der dritten Art» funktioniert, ein späteres Segment, in welchem wir einen Ausschnitt aus «Jaws» mal ohne, mal mit Musik sehen, erreicht aber den grösseren Effekt.
Spielberg und Williams: das perfekte Duo
Williams’ Karriere ist eng mit jener von Steven Spielberg verbunden. Begeistert von dessen frühen Kompositionen, fragt der damals 26-jährige Spielberg an, ob Williams die Musik für seinen ersten Kinofilm «The Sugarland Express» schreiben möchte.
Williams sagt zu und Spielberg ist sich sofort sicher, nie wieder ohne ihn arbeiten zu wollen. Es folgen 28 weitere Kollaborationen, darunter Blockbuster wie «E.T.», «Jurassic Park» oder «Schindlers Liste».
Mittlerweile ist Williams’ Art zu arrangieren wieder weniger gefragt. Darum malt er im Interview ein düsteres Bild für die Zukunft der Orchestermusik. Dass wir je wieder einen neuen Brahms oder Wagner zu hören bekommen, daran glaube er nicht.
«Star Wars»-Fans am Klassikkonzert
Ein Höhepunkt des Films: Williams’ dabei zuzusehen, wie er mit über 90 Jahren vor 17'000 Lichtschwerter-schwingenden «Star Wars»-Fans seine berühmtesten Werke dirigiert und gefeiert wird wie ein Rockstar. Genau darum funktioniert «Music by John Williams».
Von den Interviewgästen wiederholt zu hören, dass Williams der Beste sei, wird auf Dauer langweilig. Aber: Sobald man diese Behauptung seinen Kompositionen gegenüberstellt, realisiert man: Williams’ Musik ist ins kollektive Filmgedächtnis eingeflossen. Und damit hat er die besten Argumente, um von sich behaupten zu dürfen, der Allerbeste zu sein.
Streamingstart am 1. November auf Disney+.