Ein schlichter C-Dur-Akkord weihte den neuen Konzertsaal am Sonntag ein. Die Berliner Philharmoniker waren extra für das Eröffnungskonzert nach Andermatt gereist und spielten die 34. Sinfonie von Mozart.
Die Sinfonie überzeugte, findet SRF-Musikredaktor Benjamin Herzog. Daran sei aber nicht nur das Orchester schuld gewesen, sondern auch die Raumakustik.
«Sowohl die Sinfonie, als auch die Kammermusik funktionieren in diesem Raum. Der Klang war rund und hatte eine Körperlichkeit.» Die leisen Passagen seien präsent gewesen, so Herzog. Für ihn ist die Ausdrucksqualität des Orchesters auf dem Silbertablett präsentiert worden.
Heller, gediegener Raum
Schlicht wie die Tonart des Mozart-Stückes ist auch der Raum. Wände, Decken und Stühle: Sie alle sind in hellen Farben gehalten.
Damit verfolgt Architektin Christina Seilern den aktuellen Trend bei Konzertsälen. Man denke an das nahe gelegene KKL oder an die Elbphilharmonie in Hamburg.
Vorbild war für Seilern aber der neue Pierre-Boulez-Saal in Berlin. Dort dringt Tageslicht bis auf die Bühne durch. Und genau diese Idee wird auch zum visuellen Highlight in Andermatt. Durch das Fenster an der Decke ist für das Publikum das Bergpanorama sichtbar.
Kurzfristige Planänderung
Der Blick nach Draussen ist aber gleichzeitig auch der Grund für eine bessere Akustik. Dafür musste sich die Architektin besonders ins Zeug legen.
Sie kam erst zum Projekt hinzu, als das Hotel, in dessen Keller der Saal liegt, bereits im Bau war. Geplant war dort nicht ein Konzertsaal, sondern ein Konferenzzentrum.
Und dieses Konferenzzentrum hatte bereits festgelegte Raummasse. Seilern beschloss kurzerhand die bereits gebaute Decke abzunehmen und die Raumhöhe um rund 13 Meter zu erweitern. Grosse Musik, findet sie, braucht einen grossen Raum.
Akustisches Tuning
Sollten Form, Volumen und Ausstattung des Raumes einmal nicht die gewünschte Akustik hervorbringen, hilft ein elektronisches Nachhallsystem weiter. Dazu hängen 25 Mikrofone von der Decke und in den Wänden sind über 60 Lautsprecher eingebaut. Sie spielen den errechneten Nachhall aus.
Gebraucht wurde diese akustische Tuning letzten Sonntag noch nicht. «Das war auch nicht nötig», sagt Benjamin Herzog. Je grösser das Orchester aber, desto notwendiger wird das Nachhallsystem. Denn mit der Grösse des Orchesters wachsen auch die Erwartungen an den Nachhall.
Saisonales Geschäft
Der Saal ist nicht nur in seiner Akustik anpassungsfähig. Auch die Inneneinrichtung ist modular gestaltet. Denn für Konzerte wird der Saal die wenigste Zeit im Jahr dienen.
Hauptsächlich wird der Raum für Kongresse benutzt werden. Für das kommende Jahr ist er bereits während der ersten drei Monate ausgebucht.
Für den Investor Samih Sawiris gehört der neue Saal in Andermatt zu seinem grösseren Plan. Zwei Milliarden Franken will er, laut NZZ, in Andermatt insgesamt investieren. Wie viel davon in die Konzerthalle floss, bleibt sein Geheimnis.