Albumtipp
Ein Hauch von Depeche Mode: «Es ist eine grosse Sauerei, die ich jeweils anrichte – und aus der entsteht dann die Musik.» So persönlich wie auf ihrem dritten Album klang die «Sauerei» der in Baden wohnhaften Musikerin Daniela Weinmann allerdings noch nie: Im Album «Feel Better» der Band Odd Beholder singt sie Songs über ihren Grossvater, der vor kurzem mittels begleitetem Freitod aus dem Leben schied. Und darüber, wie unangenehm das Aufwachsen als junge Frau in Schweizer Kleinstädten sein kann. Die immer sehr liebevollen, zum Teil sogar an Depeche Mode erinnernden Melodien liefern den willkommenen Kontrast. (Luca Bruno)
Literaturtipp
Kleine (und trotzdem grosse) Probleme: Lars, 49 Jahre alt, ist ein Grübler. Anstatt Dinge zu erledigen, denkt er nach. Am 31. Dezember nimmt er sich nun aber vor, in den wenigen Stunden bis zum Jahreswechsel sämtliche Dinge anzugehen, die bislang unerledigt geblieben sind: Putzen, Steuererklärung, seine Ehe retten, ein Buch schreiben. Die Liste geht noch weiter. Lars kann eigentlich nur scheitern. Doch ihm bei diesem Scheitern zuzuschauen, ist ein grosses Lesevergnügen. Berührend, spannend, witzig und klug. Geschenkpapier drum und zu Weihnachten verschenken! (Katja Schönherr)
Konzerttipp
Trompetenüberflieger im Moods: Das letzte der jährlichen «Carte Blanche»-Konzerte im Zürcher Jazzclub Moods spielt der Trompeter Daniel Schenker. Zusammen mit dem US-amerikanischen Saxofonisten Chris Cheek stellt er sein neustes Programm mit brasilianisch inspirierter Musik vor – ausserdem lädt er im ersten Set seinen ehemaligen Schüler Raphael Kalt ein, auf der prestigeträchtigen Moods-Bühne sein Debut-Album zu präsentieren. Trompeten-Jazz vom Feinsten. (Jodok Hess)
Filmtipp
Party, Alkohol und das erste Mal: Drei Teenies machen Partyurlaub auf Kreta. Tara soll endlich ihr erstes Mal haben. Was in vielen Teenie-Filmen aus Männer-Perspektive erzählt wird, dreht Regisseurin Molly Manning Walker in «How to Have Sex» um. Was aussieht wie ein rauschhafter Partyfilm, stellt sich als nuancierte Studie über Einwilligung heraus. Ein sensibles Regie-Debüt, das in post-#metoo-Zeiten die Diskussion über sexuelle Gewalt weiterführt. (Ann Mayer)
Ausstellungstipp
Asiatische Landschaften für die Seelenruhe: Details von Bäumen oder ganze Landschaften, schwarz-weiss, riesengross: Die Bilder, die der koreanische Fotograf Kim Jungman in seinem Spätwerk festgehalten hat, haben eine Seelenruhe in sich, die entschleunigend wirkt. Sie sind Ausdruck einer Reise zu sich selbst: Jungman, in Südkorea als Celebrity-Fotograf bekannt, führte ein exzessives Leben mit Drogen. Vor einigen Jahren dann der Bruch, hin zur Landschaftsfotografie. Während der Planung der Basler Ausstellung ist er plötzlich gestorben. Hommage und Entdeckung zugleich! (Noëmi Gradwohl)