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Musik Bob Dylan, Stammgast auf Schweizer Bühnen

Dutzende Konzerte spielte Bob Dylan bereits in der Schweiz. So wandelbar wie der Songpoet selbst war, so verschieden waren auch seine Auftritte. Mal überraschend, mal erleuchtend, mal enttäuschend – und einmal gar «wie ein Bier, das fliesst». Ein Rückblick auf prägende Schweizer Bühnenmomente.

Erstmals in die Schweiz kam der Barde von Minnesota im Juli 1981, kurz nach seiner damals gerade neusten radikalen Wende zu einem fast plakativ missionarischen Christentum. Nicht zuletzt darum war das Konzert in der Basler St. Jakobs-Halle atmosphärisch durchaus aufgeladen: Das «opening set» der vier schwarzen Gospel-Sängerinnen wurde von Buhrufen gestört – und das Repertoire war noch geprägt von Dylans eigenen frommen Songs, auch wenn «Like a Rolling Stone» unterdessen wieder dabei sein durfte.

Unter Fans ist jene 81er-Premiere aber noch aus einem andern Grund berühmt: Weil sie eine unidentifizierbare Instrumentalnummer enthielt, die Brigitte Bardot gewidmet war, die unerkannt im Publikum sass.

Zweites Konzert mit seltenem Song

Warum Dylan für seine ersten drei Schweizer Konzerte nach Basel kam, bleibt ein Rätsel. Klar, die grossen Open Airs fanden damals regelmässig in St. Jakob statt, darum logischerweise – am 2. Juni 1984 – auch jenes mit Dylan, Santana und dem wunderbaren Willy DeVille.

Allerdings war es, trotz Mick Taylor als Sologitarrist, nicht gerade Dylans beste Band. In Erinnerung geblieben ist allenfalls ein seltener Song als Zugabe, Willie Nelsons «Why Do I Have To Choose?». War das gar Dylans Antwort auf die Frage, ob er nun christlich oder jüdisch war?

«Menu surprise» beim dritten Basler Auftritt

Spannender, aber zugleich problematischer geriet dann Dylans drittes Schweizer Konzert, im September 1987. Diesmal nicht wegen der Band, das waren immerhin Tom Petty & The Heartbreakers. Nein, das Problem für viele war Dylan selber, der einmal mehr sein «Format» radikal geändert hatte: zu einem kompromisslosen «Menu surprise», für das er fast nur unvertraute Songs auswählte – darunter solche, die er noch nie live gesungen hatte wie «The Ballad of Frankie Lee & Judas Priest».

Sternstunde für die einen, Zumutung für die andern! «Comme une bière qui coule», titelte tags darauf eine welsche Zeitung – wohl auch, weil Dylan auf der Bühne schwankte wie ein chassidischer Festbruder.

Erleuchtung in Locarno

Das vierte Schweizer Konzert, ein paar Wochen später, hat die Ehre, von Dylan in seinen Memoiren «Chronicles» als Wendepunkt genannt zu werden: Locarno, Piazza Grande, 5. Oktober 1987 – warum sich Dylan von jener umstrittenen «Temples in Flames»-Tour ausgerechnet daran erinnert, darüber lässt sich nur spekulieren.

Warum überkam ihn gerade an diesem Abend eine Art Erleuchtung? Das behauptet er jedenfalls in seinen autobiographischen «Chronicles, Vol. 1». War dem Film-Freak Dylan wohl bewusst, dass er am Ort eines renommierten Filmfestivals auftrat?

In Montreux intensiver denn je

Sollte es nicht eher der 1990er-Auftritt am Jazzfestival Montreux sein, an den sich Dylan erinnern müsste? Denn dort geschah im Lauf des Abends tatsächlich etwas Besonderes. Dylan selber schien zwar während der ersten paar Songs eher uninspiriert, aber dann gewann der Auftritt unvermittelt eine Intensität, wie sie bis dahin in der Schweiz an einem Dylan-Konzert Schweiz noch kaum je zu erleben war.

Übrigens muss er selber etwas Ähnliches empfunden haben: Nach der Show ging er zu Veranstalter Claude Nobs und fragte nach einer Aufnahme – die allerdings, laut Nobs, auf ausdrücklichen Wunsch des Managements leider nicht gemacht worden war.

Auch Rocker können in Würde altern

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Martin Schäfer: «Bob Dylan in Switzerland», in «Refractions of Bob Dylan», hrsg. von Eugen Banauch. Manchester University Press, 2015.

Dass Bob Dylan in der Folge zum regelmässigen Sommergast an diversen Festivals (wie auch fast zum Stammgast im Zürcher Hallenstadion) avancieren würde, das liess man sich damals allerdings noch kaum träumen. Denkwürdig bleiben zum Beispiel die Zürcher Konzerte von 1999 und 2000, die er – unterstützt vom brillanten Gitarristen Larry Campbell – jeweils geradezu im Bluegrass-Stil eröffnete. Solche Feinheiten gingen später allzu oft in der üblich gewordenen Überlautstärke unter.

Aber nach seiner neusten Wendung zum «Great American Songbook» hat Dylan diese mitunter fatale Tendenz wieder korrigiert: Mit zwei gediegenen Abenden im Basler Musical-Theater hat er letzten Herbst gezeigt, dass es auch in Rock und Pop so etwas wie Altern in Würde gibt.

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