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Claude Nobs am Mikrofon
Legende: Claude Nobs in seinem Element: am Jazz-Festival Montreux Keystone

Musik Die Wegbegleiter von Claude Nobs erinnern sich

Der am Donnerstag im Alter von 76 Jahren verstorbene Claude Nobs war fast ein halbes Jahrhundert Patron des Montreux Jazz Festivals. Seinen Wegbegleitern bleibt er als leidenschaftlicher Mensch mit einem «ungeheuren Spürsinn» in Erinnerung.

In Montreux wurden ab 1967 spannende Kapitel der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben. Und das hat vor allem mit einem Mann zu tun: Claude Nobs, 1936 in Montreux geboren, gelernter Koch, und schon bald Mitarbeiter im Office du tourisme, mit einem Herz für aktuelle Musik und einem Talent für die Organisation von Events.

Claude Nobs Talent ging aber weit über die reine Organisation hinaus: Er war Freund, Wunsch-Erfüller und Förderer der Stars und Newcomer. Entdeckungen, wie zum Beispiel die des aktuellen Lausanner Shootings-Stars Bastian Baker, gehen auf seine Kappe.

Er holte als Erster Stars wie die Rolling Stones in die Schweiz oder brachte Miles Davis und Quincy Jones erstmalig zusammen auf die Bühne. Ausserdem wurden auf dem Musikfestival Montreux bereits in frühen Zeiten Konzerte aufgezeichnet und so schuf Nobs ein bedeutendes musikalisches Archiv. Unter Musikern hat der Name Claude Nobs einen guten Klang.

Philipp Fankhauser

Noch vor kurzem arbeitete Claude Nobs mit Philipp Fankhauser, mit dem er die Herausgabe einer CD plante. Philipp Fankhauser erzählt im Rückblick über Claude Nobs: «Er war ein total Musikverrückter. Seine Passion, seine Hingabe für diese Musik, seit gut einem halben Jahrhundert. Er war ja der Erste, der die Rolling Stones in die Schweiz brachte. Er hat das Unmögliche möglich gemacht. Claude Nobs hat unterschiedlichste Musiker zusammen gebracht auf der Bühne und konnte so weltweit einmalige Konzerte und Jam-Sessions veranstalten. Das war schon eine ganz verrückte Person.»

Niklaus Troxler

Der ehemalige Leiter des Jazz-Festivals Willisau Niklaus Troxler sagt über Claude Nobs:

Nobs, Jones und Hendrix umarmen einander.
Legende: Claude Nobs, den Stars ganz nah: hier mit Quincy Jones und Jon Hendrix Keystone

«Er war ein hervorragender Gastgeber und ich habe natürlich tolle Erinnerungen an viele, viele Festivals. Nobs hat etwas ins Leben gerufen, das ungeheure Wellen warf. Er hat die Musik in der ganzen Breite von Klassik, Jazz bis Rock und Pop in die Schweiz gebracht. Er hat ein Musikpublikum begeistert und immer wieder beschworen, dass Musik ein Live-Act sein soll, da so die Musik besonders genossen werden kann und nicht ab Tonträger.»

Claude Nobs brachte die Schweiz auf die Landkarte der internationalen Musikszene. Niklaus Troxler beschreibt dies so: «Für die Amerikaner war Montreux das Mekka. Es war der grosse, internationale Festivalplatz.»

Alain Berset

Auch Kulturminister Alain Berset zeigte sich betroffen. Er habe Claude Nobs zwar nicht persönlich gekannt, aber er habe das Montreux Jazzfestival regelmässig besucht: «Wir haben in der Kultur einige Personen, die sehr viel gemacht haben für die Schweiz und auch für ihren Ruf im Ausland. Claude Nobs gehört zu diesen Persönlichkeiten.»

Claude Nobs, Chaka Khan und Quincy Jones und seine Büste
Legende: Quincy Jones bekommt eine Büste in Montreux: Claude Nobs (re.) mit Chaka Khan und Quincy Jones Keystone

Peter Bürli

Der Förderer Nobs hat mit seinem Spürsinn nicht nur sich in die erste Reihe der Musikszene katapultiert, sondern auch seine Mitstreiter. SRF 2 Kultur Jazz-Redaktor Peter Bürli: «Claude Nobs hatte einen untrüglichen Spürsinn für Potential - in jeder Hinsicht. Er erkannte das Potential seiner Heimat Montreux und präsentierte viele Musikerinnen und Musiker am Jazz Festival Montreux als Premiere vor einem grösseren Publikum. Alle haben diese Chance beim Schopf gepackt, und ihre Karriere damit vorwärts gebracht.»

Andreas Vollenweider

Der Schweizer Musiker und Komponist Andreas Vollenweider gab früh ein Konzert in Montreux, welches wichtig für den Fortgang seiner Karriere war. Er ist sich sicher, dass Claude Nobs einmalig ist: «Er ist ‹One of a kind›: es gibt ihn nur einmal. Und jetzt fangen alle an zu merken, dass er im Grunde unersetzlich ist.»

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