Bekannt ist die in der Schweiz lebende Moldauerin Patricia Kopatchinskaja nicht nur dafür, dass sie gerne barfuss spielt, sondern vor allem für ihre gewagten Interpretationen zeitgenössischer Musik. Auch mit dem Sinfonieorchester Basel bot Kopatchinskaja keine besonders leichte Kost: Die Partitur des Konzertes für Violine und Orchester von György Ligeti ist verzwickt, enthält 18 verschiedene Einzelstimmen. Einige Instrumente müssen gar verstimmt werden. Auf das Publikum kann das sperrig wirken, für die Musiker ist es alles andere als leicht zu spielen.
Kopatchinskaja hat verinnerlicht, womit andere kämpfen
Das musste auch das Sinfonieorchester Basel feststellen. Es hatte mit der schwierigen Partitur zuweilen zu kämpfen – das Orchester ist allerdings auch nicht auf zeitgenössische Musik spezialisiert. Kopatchinskaja hingegen ist für dieses Stück die perfekte Besetzung. Kaum jemand spielt Ligetis Konzert derzeit besser als sie. In Basel zeigte sich die Geigerin energiegeladen und bewies, dass sie diese schwierige Musik verinnerlicht hat. Damit lockte Kopatchinskaja das Publikum: Der Saal war voll, im Publikum befanden sich auffallend viele junge Zuhörer.
Das Konzert ist Teil einer neuen Richtung, die das Sinfonieorchester Basel in der laufenden Saison eingeschlagen hat – eine mutige Programmierung mit Klassikern der Moderne. Diese Ausrichtung beinhaltet auch neue Konzertformen wie die Reihe «Entdeckerkonzerte», zu der auch das Konzert von Patricia Kopatchinskaja gehört. Die «Entdeckerkonzerte» stehen jeweils unter einem Motto; Roundtables, Referate und Einführungen ergänzen das Konzert.
Beiträge zum Artikel
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Kopatchinskajas Auftritt stand unter dem Motto «Zarathustra», schliesslich wurde neben Ligeti auch Strauss gespielt. Das «Entdeckerkonzert» begann bereits am Nachmittag, unter anderem mit einem Referat von Rüdiger Safranski.
Überzeugendes Konzept
Das, was das Sinfonieorchester Basel mit seiner Neuausrichtung wagt, wird auch anderswo – in Bern, Luzern oder Zürich – getan. In Basel sind diese Bemühungen bislang geglückt, denn es gelingt tatsächlich, ein anderes, jüngeres Publikum in den Konzertsaal zu locken.
Das dürfte daran liegen, dass das Gesamtkonzept überzeugt: Trotz grosser Vielfalt zeigt die Programmierung in Basel eine klare Linie. Und wie der Auftritt von Patricia Kopatchinskaja zeigt, wird die Musik tatsächlich so präsentiert, dass sie Spass macht.