Wir möchten etwas über Regula Mühlemanns Stimme hören, mögen aber kein klassisches Interview dazu drehen. Also spazieren wir zum Café de l’Industrie an der Rue Saint-Sabin und genehmigen uns einen Kaffee. Wir überreden Mühlemann zu einem Selbstgespräch und lassen sie aus dem Nähkästchen plaudern.
Drogen und andere Strategien
Im Schnittraum fallen 36 von 40 Interview-Minuten der Schere zum Opfer. Die Passage zum Beispiel, wo Mühlemann erzählt, dass Drogen, Alkohol und Cortison nicht alleine Rockstars vorbehalten sind, sondern auch Opernsängern viel Freude bereiten bei Ängsten, Krankheit und sonstigen Krisen.
Mühlemann selbst hat ihre eigene Zen-Strategie zur Krisenbewältigung entwickelt: keine Hilfsmittel, kein Talisman. «Für mich ist es wichtig, von nichts Physischem abhängig zu sein in schwierigen Situationen. Nur wenn ich die Kraft aus mir selbst holen kann, fühle ich mich stark auf der Bühne», meint sie.
Perfekte Diva
Regula Mühlemann ist eine grossartige Opernsängerin. Das Duett mit Rolando Villazón zum Beispiel ist selbsterklärend. Dass Mühlemann trotz aller Kritiker-Lorbeeren nicht den Anflug von Unbescheidenheit ausstrahlt, macht sie zur perfekten Anti-Diva. Eigentlich.
Eine Diva ist sie trotzdem, im wahren Sinne: Eine Sängerin, die unter schlechtesten (akustischen) Bedingungen in der Umkleidekabine, U-Bahn oder mit Tauben auf den Schultern vor laufender Kamera singt ohne mit den Wimpern zu zucken, ist einfach nur eins: göttlich.