Die Überraschung ist perfekt: Für den neuen James-Bond-Film «No Time to die» wird Billie Eilish den Titelsong singen. Die gerade erst 18-jährige US-amerikanische Musikerin hat den Song zusammen mit ihrem Bruder Finneas O'Connell geschrieben.
Billie Eilish ist somit die jüngste Künstlerin, die je ein James-Bond-Titellied geschrieben und aufgenommen hat. SRF-Musikredaktor Luca Bruno findet die Wahl gelungen.
SRF: Luca Bruno, passt Billie Eilishs Musik überhaupt zu James Bond?
Definitiv, ja. Billie Eilish ist zwar jung und äusserst erfolgreich, ihre Musik zeichnet sich aber durch einen eigenwilligeren und «dunkleren» Touch aus, als ihn die meisten anderen Acts haben, die sich zurzeit in den oberen Regionen der Charts aufhalten. Mit ihrem weltweit erfolgreichen Hit «Bad Guy» befindet sie sich thematisch ja auch bereits in der richtigen Richtung.
Ausserdem war es in der jüngeren Vergangenheit selten der Fall, dass KünstlerInnen, die einen Bond-Titelsong schreiben durften, im Vorfeld als «ideale» KandidatInnen für einen ebensolchen gehandelt wurden.
Bei Jack White («Another Way to Die» aus «A Quantum of Solace»), Chris Cornell («You Know My Name» aus «Casino Royale») oder Sheryl Crow («Tomorrow Never Dies») ist diese Frage auch schon aufgekommen – und schlussendlich hat’s prima geklappt.
Bedeutet der Auftrag heute tatsächlich noch einen Karriereboost? Hat es Billie Eilish wirklich nötig, auf einen so «alten Zug» aufzuspringen?
Billie Eilish hat es nicht nötig. Ihr bislang erfolgreichster Song «Bad Guy»wurde auf der Streamingplattform Spotify bereits über 1,1 Milliarden mal gestreamt. Das sind Zahlen, von denen Filmproduzenten heutzutage nur träumen können.
Hier handelt es sich wohl eher um das Gegenteil: Die Produzenten des Films versuchen mit der Verpflichtung von Billie Eilish deren sehr junge Fanbase anzuzapfen und in die Kinos zu locken. Ob das funktionieren wird, sei dahingestellt.
Was man aber noch erwähnen muss: Ein guter Bond-Titelsong ist in der Regel eine zuverlässige Fahrkarte zu einer potentiellen Oscar-Nominierung. Zum Beispiel haben Adele mit «Skyfall» und Sam Smith mit «Writing's on the Wall» jeweils einen Oscar für ihren Song gewonnen.
Auch wenn Billie Eilish selbst mit so einem Preis vielleicht eher wenig anfangen kann: Wenn sich für sie dadurch die Türen zu Hollywood etwas weiter öffnen, wäre sie darüber sicher nicht unglücklich.
Was macht ganz generell einen typischen Bond-Song aus?
Die gelungensten Bond-Songs sind jene, welche die Tonalität der Filmreihe verstehen und musikalisch treffen. Sie sollten hochwertig und üppig orchestriert sein, aber auf modernen Firlefanz verzichten. Genau so, wie es die Titelfigur der Filmreihe seit fast 60 Jahren vorlebt.
Das Gespräch führte Emilie Buri.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 15.01.2020, 06:00 Uhr