Das letzte Mal als Taylor Swift ein neues Album veröffentlichte, brach der Streamingdienst Spotify zusammen. Dieses Mal brachen wohl viele Fans zusammen – als Taylor Swift heute Morgen zwei Stunden nach dem Release ihres 11. Studioalbums bekannt gab, dass es ein Doppelalbum ist: Insgesamt 31 neue Songs gibt’s auf «The Tortured Poets Department».
Angesichts des umfassenden Musikkatalogs gibt es wohl fast nichts Schwierigeres, als die musikalische Erfolgsformel von Taylor Swift zu finden. Probieren wollen wir es trotzdem: Ein Versuch mit drei Merkmalen, dem Swift Sound auf die Spur zu kommen.
1: Wandelbarkeit
Speziell am Taylor Swift Sound ist, dass er sich ständig verändert. Sie hat als junge Country-Sängerin angefangen. 2006, als 16-jährige Teenagerin, veröffentlichte sie ihr erstes, gleichnamiges Album. Danach brachte sie alle zwei Jahre ein neues Album raus. Die ersten vier Alben oszillierten zwischen Country, Pop, Rock.
Dann kam Album Nummer 5: «1989». Swift kam im Pop an. Null akustische Gitarre, 100 Prozent elektronische Musik. Das ganze Album basiert auf 1980s-Synthie-Pop. Es gibt wiederkehrende Merkmale im Taylor Swift-Sound, wie etwa das minimalistische Arrangement oder die eingängigen Hooks, dennoch hört sich kein Album von ihr gleich an.
In den letzten 18 Jahren wechselte sie vom Country-Drawl in «Tim McGraw», zum Dubstep-angehauchten Song «I knew you were trouble», Dance-Pop-Perfektion in «Shake it off», zu Trap-Beats bei «… ready for it?» bis hin zu den Folk/Indie-Alben.
2: Storytelling
Ein wichtiger Teil ihrer musikalischen Erfolgsformel sind die Lyrics. «Ihre Texte sind voller Metaphern und Geschichten, in denen sich Zuhörerinnen und Zuhörer gespiegelt sehen», sagt SRF-Musikredaktorin Gisela Feuz. Lieder wie «Wonderland» oder «Long Story Short» greifen Elemente aus «Alice im Wunderland» auf oder in «Love Story» erzählt sie Shakespeares Romeo und Julia neu.
Das Erfolgsrezept der emotionalen und poetischen Lyrics scheint auch auf dem neuen Album «The Tortured Poets Department» zu funktionieren. Wieder verwendet sie starke Metaphern, vergleicht ihren Ruhm mit einer Irrenanstalt, einem Zirkus.
Punkt 3: Queen der Bridge
Swifts letztes musikalisches Ass ist die Bridge. Üblicherweise ist ein Popsong so aufgebaut: Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Bridge, Refrain. An diese Struktur hält sich Taylor Swift meistens, räumt Musikproduzent Tom Oehler ein. Swift ist aber besonders gut darin, spannende Bridges zu schreiben. «Es sind oft die besten Teile der Songs», so Oehler. Kein Wunder, dass sie als «Queen» der Bridge gilt.
Swift hat ein Gespür dafür, in der Bridge die ganze Geschichte des Songs auf den Kopf zu stellen. Tom Oehler nimmt «Look what you made me do» aus dem «Reputation»-Album als Beispiel. In der Bridge breche sie mit dem düsteren Sound des Songs. «Plötzlich hört man Disney-artige Streicher und Glocken, was die alte Taylor widerspiegelt.» Im Text deklariert sie, dass die alte Taylor tot sei. «Es ist ein perfektes Beispiel, wie man in der Bridge Kontrast schaffen kann», so Oehler.
Fazit
Swifts Musik, die Produktionen, die Texte sind vor allem eins: vielseitig. Es ist beinahe unmöglich, zu sagen, wie der unverwechselbare Swift-Sound tönt. Eine Mischung aus emotionalem Country-Storytelling und eingängigen Pop-Hooks trifft es am ehesten.
Aber wer weiss? Vielleicht erfindet sie sich bald wieder neu.