«Mit BTS ist der K-Pop, der Korean Pop, definitiv im Mainstream angekommen», sagt Koreanistiker und Kulturwissenschaftler Sung Un Gang. «Jedes Mal, wenn die Band etwas tut oder neue Songs rauskommen, werden sie fast selbstverständlich von US-amerikanischen Fernsehshows eingeladen.»
Über 1 Milliarde Views auf Youtube
Der Erfolg von BTS ist global. Einige ihrer Musikvideos wurden mehr als 1,1 Milliarden Mal angeschaut, ihre Online-Community gilt als eine der aktivsten der Welt. Journalistin Lisa-Sophie Scheurell betreibt den ersten K-Pop- und BTS-Podcast im deutschsprachigen Raum. Für sie ist diese globale Fanbase ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Boygroup:
«BTS Fandom ist extrem divers. Es gibt alle Geschlechter in unserem Fandom, es gibt alle Sexualitäten oder sexuellen Vorlieben, alle Altersklassen und jede Art von Ethnie. BTS-Fans kann man nicht über einen Kamm scheren.»
Sprachrohr für die Jugend in Südkorea
Der zweite Erfolgsfaktor: BTS wollen ein Sprachrohr für die Jugend in Südkorea sein. Immer wieder thematisieren sie die Probleme Jugendlicher in ihren Texten, die sie zum grössten Teil selbst schreiben.
«Leistungsdruck ist ein grosses Thema, das in Korea immer wieder aufkommt – ein Thema, das BTS sehr stark kritisiert. Sie kritisieren die Reduktion von Jugendlichen zu Lernmaschinen, die die Wünsche ihrer Eltern auszuführen haben», erklärt Scheurell. Damit würden sie das aussprechen, was die Jugend in Korea denke. Ein Thema, das auch ausserhalb von Südkorea Anklang zu finden scheint.
Dritter Erfolgsfaktor: BTS erscheinen nahbar und authentisch. Es gibt unzählige Youtube-Videos, die ihren normalen Alltag zeigen. Diese werden millionenfach von Fans angeschaut.
Hartes Training schon in der Jugend
Natürlich ist der Erfolg von BTS nicht zufällig. K-Pop-Bands werden mittels Castings zusammengestellt. Viele werden schon als Kinder jahrelang gezielt trainiert.
«Die Jugendlichen ziehen teilweise mit 13, 14 nach Seoul, um sich zu bewerben», sagt die Journalistin Lisa-Sophie Scheurell. In K-Pop-Camps und -Schulen werden diese Jugendlichen trainiert, um später sogenannte «Idols», K-Pop-Stars, zu werden. So hat das jüngste Mitglied von BTS bereits mit 13 angefangen zu trainieren, er kennt es gar nicht anders.
Die andere Seite der Medaille: Schon in jungen Jahren werden die Bandmitglieder mit strengen Verträgen an die Labels gebunden, die dann auch das grosse Geld verdienen. Die jungen Bandmitglieder müssen oft hohe Schulden abstottern, und nicht selten ist die Rede von Ausbeutung.
Globaler Erfolg – trotz koreanischen Texten
BTS und auch andere K-Pop Gruppen singen auf Koreanisch, was ihrem globalen Erfolg keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, sagt Kulturwissenschaftler Sung Un Gang: «Ich höre sehr oft von Studierenden oder jungen Erwachsenen, die wegen BTS oder K-Pop Koreanisch lernen. Klar, das ist ein Aufwand, aber offenbar ist es etwas, das man als Fan gerne macht.»
Nebst ihrem Erfolg als Popgruppe sind BTS also einflussreiche Kulturbotschafter für Südkorea und deren Sprache. Eine Leistung, die der südkoreanische Präsident Moon Jae-in im Jahr 2018 mit dem höchsten Orden für kulturelle Verdienste des Landes honorierte.
Eine globale Fanbase, ein Nerv für die drängenden Probleme der Jungend, Authentizität und hartes Training: Das alles macht BTS aus. Die drei Buchstaben stehen übrigens für «Bangtan Sonyeondan», übersetzt bedeutet das etwa: «kugelsichere Pfadfinder».