Man könnte ihn für einen Araber halten – mit kurzem schwarzen Haar, dunklem Teint und Goldkette. Ben Salomo trägt weder eine Kippa, noch jüdischen Schmuck.
Doch er hat aus seiner Herkunft nie einen Hehl gemacht. Er ist stolz auf die drei Namen, die der Rabbiner ihm bei seiner Bar-Mizwa gab: Jonathan Ben Salomo. So stolz, dass er sich auch als Rapper so nennt.
Fremdenhass von Anfang an
Bürgerlich heisst er Jonathan Kalmanovich. Als er vier Jahre alt war, zog seine Familie von Israel nach Berlin. Davon erzählt er in seinem Buch «Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens».
Zuerst wohnte er bei seinen Grosseltern im gutbürgerlichen Berliner Süden, dann in einem Migrantenbezirk in der Berliner Innenstadt. Er fand schnell türkische und arabische Freunde – bis ihm die entscheidende Frage gestellt wurde: Woher kommst du?
«Eines der schlimmsten Erlebnisse war mit meinem Nachbarn, zu dem wir aufgeschaut haben», erklärt der Rapper. Der Nachbar habe ihn wegen seiner Herkunft angegriffen.
«Das gipfelte darin, dass er Stolpersteine, die zum Gedenken an jüdische Naziopfer vor unserer Haustür lagen, aus dem Boden riss und sagte er würde mir den Kopf damit zertrümmern.»
Rap als Ventil
Auch in der Schule wurde Ben Salomo wegen seiner Herkunft gemobbt. Halt fand er in der Musik. Er wurde nicht nur durch seine Songs bekannt, sondern auch als Veranstalter des Battles «Rap am Mittwoch».
Und wieder begegneten ihm antisemitische Parolen. Deshalb stellte er die Veranstaltung im vorigen Jahr ein. «Ich habe das Buch geschrieben, um mit dem Vorurteil aufräumen, dass Antisemitismus in Deutschland nur wegen der Flüchtlinge entstand. Den Hass gab es schon früher.»
Ambivalente Israelkritik
Die Angriffe, die er erlebte, haben ihn zu einem noch überzeugteren Israeli gemacht. Kritik am jüdischen Staat will er nur zulassen, wenn sie gewisse Grenzen nicht überschreitet: «Ich finde sie ist nicht berechtigt, wenn sie den Staat Israel delegitimiert, doppelten Standard anwendet oder Israel dämonisiert.»
Antisemitismus finde unter dem Deckmantel der Israelkritik statt. So würden alte Verschwörungstheorien aufgewärmt, wie die Juden beherrschten die Welt, kritisiert Salomo.
Die Argumentation ist schlüssig, doch wenn Ben Salomo in seinem Buch die deutsche Israelpolitik bewertet, ist es mit der Sachlichkeit vorbei.
Deutschland verhalte sich wie ein Gegner Israels, wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier etwa einen Kranz am Grab Jassir Arafats niederlegt. Der Palästinenserführer sei jahrelang Chef einer Terrororganisation gewesen, so Ben Salomon.
Rechter Hip-Hop?
Ben Salomos Buch ist an den Stellen spannend, an denen er seine eigenen Erfahrungen beschreibt. Als jahrelanger Veranstalter von deutschen Rap-Battles kennt er die Szene sehr gut.
«Die Werte, die einst den Hip-Hop prägten, das Multikulturelle und die Toleranz, sind ihm abhandengekommen», diagnostiziert er.
«Ich habe bei ‹Rap am Mittwoch› versucht, Rassismus zu verhindern und Begriffe wie ‹Judensau› oder ‹Moslemschwein› nicht zugelassen. Aber es hat nichts gebracht.»
Ben Salomo verweist auf die Echo-Verleihung im vorigen Jahr: Trotz antisemitischer Texte wurden Kollegah und Farid Bang ausgezeichnet.
Dem möchte Ben Salomo entgegenwirken – mit seinem Buch und Songs, in denen er unterlegt von fetten Beats gegen den Antisemitismus rappt.