Gould schonte sich nicht. Nie. Während der letztjährigen Bayreuther Richard Wagner-Festspielen trat der Opernsänger mit gleich drei grossen Rollen an: Siegfried, Tristan und Tannhäuser. Zusammengerechnet sind das 14 Stunden Musik. Er warte auf eine doppelte Knieoperation, sagte er damals. Danach könne er seine Bühnenrollen auch wieder besser spielen.
Das Singen hingegen war nie ein Problem für Gould. Bevor er als Wagnersänger begann, absolvierte er in seiner Heimat USA 3000-mal die Titelpartie im Musical «The Phantom of the Opera».
Erst mit 40 Jahren fand er dann zur Musik Wagners. Das ist nicht ungewöhnlich. Denn Wagners Heldenpartien verlangen grosses Durchhaltevermögen. Eine Stimme muss da erst hineinwachsen.
Ein Liebhaber der deutschen Sprache
Wenn Gould Wagner sang, fiel seine sonore und «heldische» Klangfarbe auf: ein matter, nie aufdringlicher Glanz. Aber auch, wie sorgfältig der Amerikaner mit der deutschen Sprache umgehen konnte. Gerade bei Wagner, der gerne germanisch klingende Wörter wie «Waberlohe» oder «reisige Maid» verwendet, ist das wichtig. Gould hatte denn auch lange Zeit seinen Zweitwohnsitz in Wien. Er arbeitete mit Sprachcoaches und betonte oft, wie sehr ihm Deutsch als Sprache ans Herz gewachsen sei.
Gould wurde 1962 im US-Bundesstaat Virginia geboren. Er studierte am Boston Conservatory of Music und war sich lange Zeit nicht sicher, ob er in der Stimmlage Bariton oder Tenor besser aufgehoben sei. In Deutschland trat Gould erstmals 2001 als Wagner-Tenor an der Bayerischen Staatsoper auf. Drei Jahre später gab er sein Debüt an den Wagner Festspielen auf dem «Grünen Hügel». Und zwar in einer seiner Glanzrollen als Tannhäuser in der gleichnamigen Wagner-Oper.
Ein Seltener seiner Art
Heldentenöre, die die grossen Wagner-Partien gut singen, sind selten. Neben Gould gibt es noch Landsmann Robert Dean Smith, Klaus Florian Vogt und Andreas Schager. Vogt und Schager sind beide Muttersprachler. Sie übernahmen dieses Jahr Partien von Gould, der sein Mitwirken an den Bayreuther Festspielen 2023 vor drei Monaten absagte.
Gould selbst gelangte Anfang September mit einer Mitteilung an die Öffentlichkeit. Er leide an Krebs und beende seine Karriere. Gould schrieb, dass ihm wohl noch zehn Monate verbleiben würden. Nun ist er am 19. September gestorben.