Selbst wer BTS nicht hört, dürfte zumindest einmal von ihnen gehört haben. Der K-Pop Exportschlager hält sich seit zehn Jahren international in den Charts und Stadien.
Auch in Europa sind viele Teil der derzeit wohl globalsten Fangemeinschaft, singen lautstark koreanische Texte und wollen mindestens eins der sieben Mitglieder heiraten. BTS sei kitschig, künstlich und Teil eines gigantischen Marketingbrimboriums, schimpfen andere.
Doch so einfach ist es nicht. BTS haben nicht nur den Durchbruch fern von Südkorea geschafft. Sie halten sich mittlerweile auch seit einem Jahrzehnt an der Spitze. Damit haben sie nicht nur den Sieben-Jahre-Fluch der meisten K-Pop-Bands gebrochen, sondern auch das Haltbarkeitsdatum der meisten Bands weltweit überschritten.
Sieben Charakterköpfe
Der internationale Erfolg von K-Pop ist auch der digitalen Musikwelt zu verdanken. Mit dem Aufstieg von Spotify, YouTube, Twitter und Co. schaffte es auch «nischigere» Musik, in den USA bekannt zu werden.
Die K-Pop-Gruppen und die Unternehmen hinter ihnen sind früh auf die digitale Wende aufgesprungen. Auch bei BTS haben Live-Videos und ein aktiver Social-Media-Auftritt zum internationalen Ruhm beigetragen.
Aber es braucht mehr als digitales Geschick. BTS funktioniert auch, weil die sieben Köpfe nicht als austauschbare Performer auftreten. Wer in die BTS-Welt eintaucht, stellt fest: Jedes Bandmitglied zelebriert seine Persönlichkeit, sei es mit Kochvideos, Solokarrieren oder einem extravaganten Stil.
Boyband mit Armee
Diesen «Personenkult» nährt eine weltweite Fangemeinde, die BTS teils schon zehn Jahre die Treue hält. Sie nennt sich ARMY, die «Adorable MC. for youth», «liebenswerte Vertreter der Jugend». Die Fans tragen wesentlich dazu bei, dass sich BTS schon so lange hält: Sie verbindet nicht nur das Schwärmen für die Stars – viele sehen sich auch als Teil einer Wertegemeinschaft.
Während andere K-Pop Bands wegen Suizidfällen für traurige Schlagzeilen sorgten, stehen BTS für viele Fans für «Well-Being». Für Unicef lancierten sie 2017 eine Kampagne gegen Mobbing und Gewalt an Kindern und Teenagern.
Zudem hielten BTS 2022 eine Rede im Weissen Haus gegen Desinformation und Hassverbrechen an Asiatinnen und Asiaten in den USA.
Die Band thematisiert Unsicherheiten, Leistungsdruck und Selbstliebe. Das kann man als grosse Marketingchose abtun, muss man aber nicht. Zumal die sieben BTS-Jungs ihre Texte selbst schreiben, anders als viele andere K-Pop-Stars.
Vielseitige Sonnyboys
BTS hat sich stetig gewandelt und ist so einer Abnutzung entkommen. Die Band mischt neue Musikrichtungen, kollaboriert mit internationalen Stars und experimentiert mit modischen Auftritten. Viele Fans sind mit ihnen erwachsen geworden.
Eine gewisse Leichtigkeit ist ihnen aber bis heute geblieben. Die meisten ihrer grössten Hits, die auf YouTube mehr als eine Milliarde Aufrufe verzeichnen, versprühen Optimismus.
Die sieben Jungs sind Profi-Performer. Hinter BTS steckt eine ausgeklügelte Marketingstrategie, von der Choreografie, über Kooperationen mit Modelabels, bis hin zu Keksen mit BTS-Schriftzug.
Aber die Gruppe steht immer noch für eine gewisse Nahbarkeit und gute Laune. Diese wollen sich ihre Fans um die ganze Welt nicht nehmen lassen – auch nicht nach zehn Jahren.