Die Holländer kamen schon im 17. Jahrhundert auf die Idee, einen Teigklumpen in heissem Schweinefett auszubacken. Oliekoek oder Oliebollen, also Ölkuchen oder Ölkugeln, war der eher unappetitliche Name dieser kleinen Kalorienbomben aus Hefeteig. Holländische Siedler brachten sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die Kolonie New Amsterdam, ins heutige New York.
Mit Nüssen zum perfekten Biss
Offenbar war der Appetit der Bewohner der neuen Welt schon damals legendär – die Krapfen wurden dort immer grösser. Dadurch ergab sich ein Problem: Während das Äussere der Teigkugel beim Frittieren perfekt goldbraun ausgebacken wurde, befand sich in ihrem Kern noch immer ein zäher Klumpen kaum erwärmten Teigs.
Also wurden in der Mitte Nüsse platziert. Das Resultat: Der Teig rundherum liess sich perfekt frittieren. Der Name Doughnuts, also Teignüsse, war geboren.
Simples Gerät, grosse Wirkung
Durch die Nüsse wurde das ohnehin nicht gerade diättaugliche Gebäck noch reichhaltiger. Doch dann kam dem Matrosen Hanson Crockett Gregory 1842 auf einer Seereise die Idee, mit einem Pfefferstreuer aus Blech ein Loch in die Teigballen zu stanzen. Für den Hausgebrauch mochte damit eine Lösung gefunden sein, für die industrielle Fertigung taugte die Methode kaum.
Das änderte sich am 9. Juli 1872, als der Ingenieur und Tüftler John F. Blondel aus dem Bundesstaat Maine ein Patent für einen Doughnut-Lochstanzer anmeldete und damit den Weg für eine Milliardenindustrie ebnete.
Das simple Gerät bestand aus einem Rohr, durch dessen Mitte ein Kolben lief, der ein kreisrundes Loch in den Teigballen bohrte. Da das ausgestanzte Teigstück durch eine Sprungfeder hinter dem Kolben ausgestossen wurde, war das Instrument sofort für den nächsten Einsatz bereit.
Kultobjekt und «Comfort Food»
Der Rest ist, zumindest was die USA betrifft, Geschichte. Donuts, meist ohne «u-g-h» geschrieben, entwickelten sich zum Kultobjekt und zum ultimativen «Comfort Food». Im Ersten Weltkrieg wurden sie von der Heilsarmee in den Schützengräben an US-Soldaten verteilt.
Im Zweiten Weltkrieg übernahmen Mitarbeiterinnen des Roten Kreuzes die Verteilung, «Doughnut Dollies» wurden sie genannt. Seit 1938 erinnert die Heilsarmee daran: Mit einer Sammelaktion am ersten Freitag im Juni, dem «National Doughnut Day».
Kampf der Donut-Giganten
Zwischen den Weltkriegen betrieb der russische Einwanderer Adolph Levitt vor seiner New Yorker Bäckerei hinter einer Glasscheibe eine Maschine, die fast 1000 Donuts pro Stunde produzierte. Die noch warmen Donuts fanden dank dieser einzigartigen Form der Kundenbindung reissenden Absatz. Levitt verkaufte das Patent und wurde ein reicher Mann.
Ab den 1950er-Jahren begannen die beiden Giganten «Dunkin' Donuts» und «Krispy Kreme» ihren Kampf um die globale Donut-Vorherrschaft – welcher Fraktion man angehört, ist in den USA bis heute eine viel diskutierte Glaubensfrage.
Schon fast legendär ist das Klischee, dass US-Polizisten auf Streife hauptsächlich von Donuts und Kaffee leben. Ebenso legendär ist Homer Simpsons Heisshunger auf die ur-amerikanische Süssigkeit.