Gibt es Leben ausserhalb der Erde? Heute sind sich die meisten Experten einig: Es ist nicht die Frage ob, sondern wann wir ausserirdisches Leben finden.
Besonders optimistisch zeigen sich derzeit Astrophysiker der Universität Bern, die in einer NASA-Forschungsgruppe mitarbeiten. Russel Deitrick von der Uni Bern geht davon aus, noch vor 2030 ausserirdisches Leben zu finden.
SRF: Was macht sie so zuversichtlich, dass Sie bis 2030 ausserirdisches Leben entdecken werden?
Russell Deitrick: Na ja, sagen wir mal: Bis dann werden wir eine realistische Chance haben, dass wir mehr wissen. Es kommt vor allem darauf an, wie verbreitet Leben im Universum tatsächlich ist.
Wenn es häufig vorkommt, haben wir gute Chancen, etwas zu entdecken. Wenn es sehr selten ist, kann es gut sein, dass wir nie etwas entdecken in diesem riesigen All.
Und doch: In den vergangenen Jahren gab es Entdeckungen, die verblüffend waren. Vor allem wurde Wasser entdeckt in unserem eigenen Sonnensystem. Auf Europa zum Beispiel, einem Mond von Jupiter.
Die Erkenntnis, dass es an recht vielen Orten im Universum Wasser gibt, ist bereits eine Erkenntnis. Auf der Erde gibt es überall, wo Wasser ist, Leben. Trotzdem müssen wir bei der Interpretation vorsichtig sein.
Wir wissen zwar: Auf Europa gibt es Wasser, und auf dem Mars gab es einmal Wasser. Aber wir wissen nicht, ob dort auch all die anderen Dinge vorhanden sind, die es braucht, damit sich Leben entwickelt.
Wir sollten nach anderen Planetensystemen Ausschau halten. Solchen, die unserem ähnlich sind.
Wo sind die Chancen am grössten, ausserirdisches Leben zu entdecken?
Meiner Meinung nach auf Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems. Denn dort, wo wir jetzt Wasser gefunden haben – etwa auf dem Mars oder auf Europa –, sind die Bedingungen vermutlich zu lebensfeindlich.
Darum denke ich, wir sollten nach anderen Planetensystemen Ausschau halten. Solchen, die unserem ähnlich sind, die eine Atmosphäre haben.
Aber all diese Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems sind unendlich weit weg. Wir werden nie dorthin kommen. Auch wenn wir irgendetwas entdecken – was wissen wir dann schon?
Das ist so. Wenn wir dort draussen etwas entdecken, dann höchstens ein Gas in der Atmosphäre eines Planeten, das uns vermuten lässt, dort könnte es Leben geben. Wir können dann nur versuchen, mit unseren stärksten Teleskopen nach anderen lebensfreundlichen Gasen zu suchen. Nach Sauerstoff oder auch Methan.
Die andere Möglichkeit ist, dass wir den Computer mit Informationen füttern und dann mit Simulationen berechnen, wie wahrscheinlich es ist, dass es dort Leben gibt. Vielleicht ist es nur eine Ansammlung chemischer Stoffe, aber völlig lebensfeindlich.
Das heisst, wir können daraus lediglich schliessen, dass es auf einem Planeten eventuell Leben gibt. Aber was für eine Lebensart es ist, davon haben wir dann keine Ahnung. Ist das nicht enttäuschend?
Das ist natürlich schon ernüchternd. Wir werden keine Ahnung davon haben. Das gilt aber auch umgekehrt: Stellen Sie sich vor, Ausserirdische entdeckten unsere Erde und sie studierten unsere Atmosphäre en detail.
Sie wüssten vermutlich nicht, dass es auf der Erde Menschen gibt. Sie würden einfach den Sauerstoff feststellen. Das ist die einzige Spur zu uns Menschen. Aber nicht wir produzieren den Sauerstoff, sondern Pflanzen.
Die Ausserirdischen würden vielleicht sagen: «Hey, guck mal, da produziert irgendwer Sauerstoff auf diesem Planeten.» Aber wie dieses Wesen aussieht, wüssten sie nicht. Die Ausserirdischen hätten keine Ahnung davon, dass es uns gibt.
Das Gespräch führte Christian von Burg.