Forscherinnen sind in der Raumfahrt massiv unterrepräsentiert: Von den bisher rund 560 Menschen im All waren gerade mal 65 Frauen. Dabei könnten Frauen für die Wissenschaft einen wichtigen Beitrag leisten. Denn auch hier gibt es den sogenannten Gender Data Gap.
Das bedeutet, dass Studien – zum Beispiel in der Medizin – am Durchschnittsmann durchgeführt werden. Die resultierenden Daten werden dann auch für Frauen angewendet – mit teils fatalen Folgen, wenn wir an die Dosierung von Medikamenten denken.
So fehlt es auch an Daten über Frauen, die im Weltall waren: «In Europa liegen gerade mal zwei Datensätze von Frauen vor», sagt Insa Thiele-Eich. Die Klimaforscherin und dreifache Mutter könnte die erste deutsche Frau im Weltall sein. Ihr Training absolviert sie bei der privaten Initiative «Die Astronautin».
Nur Männer-Augen nehmen im All Schaden
Dass sich der weibliche vom männlichen Körper massgeblich unterscheidet, erklärt Insa Thiele-Eich anhand eines Beispiels: Ein Drittel aller Astronauten verliert nach längerer Zeit in der Schwerelosigkeit signifikant an Sehkraft. In den meisten Fällen erholen sich die Augen später wieder, teils auf 100 Prozent.
«Bei Frauen hat man das Problem bisher nicht beobachten können», sagt Insa Thiele-Eich. Es wäre wichtig herauszufinden, woran das liegt, ergänzt die Wissenschafterin. «Wenn ich jemanden ein Jahr zur Raumstation ISS schicke, ist es nicht so tragisch, wenn diese Person irgendwann nicht mehr so gut sieht. Aber wenn ich jemanden zwei Jahre zum Mars schicke, ist das problematisch.»
Forschen in der Schwerelosigkeit
Sollte Insa Thiele-Eich ins All reisen, dann für einen rund zweiwöchigen Forschungsaufenthalt auf der Internationalen Raumstation ISS. Dort würden humanphysiologische Experimente durchgeführt, erklärt die angehende Astronautin. «Wir würden zum Beispiel Proben von diversen Körperflüssigkeiten nehmen.»
Die Kosten für Ausbildung und Flug werden auf rund 50 Millionen Euro geschätzt. Zu viel Geld für den Aufwand, sagen Kritiker. Eine deutsche Frau im All wäre aber ein starkes Signal für die Gleichberechtigung.
Symbolkraft der Astronautinnen
«Astronauten und Astronautinnen haben diese Symbolkraft», sagt Insa Thiele-Eich. Viele junge Menschen lassen sich durch diesen Traumberuf für wissenschaftliche und technische Berufe begeistern.
Darum findet sie es schade, dass bisher elf deutsche Männer im All waren, aber noch keine deutsche Frau. In Europa besteht ganz allgemein grosser Nachholbedarf, was die Präsenz von Frauen in der Raumfahrt angeht.
Als die Europäische Raumfahrtbehörde ESA 2008 Astronauten und Astronautinnen suchte, waren auf dem Bild für die Ausschreibung fast 30 Menschen abgebildet – darunter nur eine einzige Frau.
Kein Wunder, dass sich lediglich 16 Prozent Frauen beworben haben, sagt Insa Thiele-Eich. Die Astronautentochter ist selbst in den USA aufgewachsen, im Umfeld der NASA: «Da war es vollkommen normal, dass Frauen, Männer, Mütter, Väter Astronauten und Astronautinnen waren.»