Weil der Himmel immer heller wird, sehen wir in der Nacht immer weniger Sterne. Einer Studie zufolge können nur noch 40 % der Menschen in Europa die Milchstrasse nachts sehen. Es betrifft also längst nicht mehr nur die Stadtbewohner.
Verein neu mit Beschwerderecht
Gegen diesen «Verlust der Nacht» kämpft seit Jahren ein kleiner Verein mit dem Namen «Dark-Sky Switzerland». Der Bundesrat hat nun dem Verein auf den 1. Juni 2019 das Verbandsbeschwerderecht im Umweltbereich erteilt.
Damit kann «Dark-Sky Switzerland» neu bei geplanten Grossprojekten Einsprache erheben und steht damit auf einer Stufe mit grossen Umweltorganisationen wie WWF oder Pro Natura.
Respekt vor der Aufgabe
Lukas Schuler, Präsident von «Dark-Sky», freut sich über die neuen Möglichkeiten und ist sich der Verantwortung bewusst. «Eigentlich sagt das Umweltschutzgesetz schon seit Mitte der 80er-Jahre, dass Strahlung weder störend noch schädlich sein darf, wenn man es technisch und wirtschaftlich ändern kann.»
Es habe bisher aber einfach zu wenig Druck gegeben, das auch tatsächlich zu berücksichtigen. Das Resultat: Flutlichter, die auf Sportplätzen in alle Richtungen strahlen, Strassenlampen, die heller sind als nötig. Oder Zierlichter, die einfach vom Boden direkt in den Himmel strahlen.
Für die Umwelt
Es geht «Dark-Sky» aber nicht nur um den Verlust des Sternenhimmels. Zwar kommt der Verein ursprünglich aus der Ecke von Amateur-Astronomen, aber heute seien die knapp 500 Mitglieder bunt durchmischt.
«Das Thema Licht ist auch in der Ökologie anerkannt», sagt Schuler. Auswirkungen von Licht in der Nacht auf Menschen, Tiere und Pflanzen sind mittlerweile Gegenstand von zahlreichen Forschungsprojekten und es gibt internationale Konferenzen, wo man sich darüber austauscht.
Auch Licht hat Nachtruhe
Es gehe dem Verein nicht darum, Beleuchtungen in der Nacht generell zu verbieten. Bei besonders wichtigen Gebäuden sollen die Lichter auch in der Nacht brennen dürfen, sagt Lukas Schuler und führt als Beispiel die Burgen von Bellinzona an.
Doch es gebe viele Beleuchtungen, für die eigentlich eine Nachtruhe eingehalten werden sollte, etwa Werbeplakate und Schaufenster.
Hohes Potential bei Strassenlampen
Um Strom zu sparen, werden immer mehr Natriumdampflampen durch LEDs ersetzt. Das sei prinzipiell gut, sagt Schuler. Aber leider würden oft LEDs eingesetzt, die einen starken Blauanteil ausstrahlen. Genau dieser Teil des Lichts störe am meisten.
Erstens, weil die Wirkung von blauem Licht auf Menschen, Tiere und Pflanzen am grössten ist. Und zweitens, weil das blaue Licht in der Luft besonders gut streut. «Dark-Sky Switzerland» will deshalb, dass möglichst nur LEDs mit einem tiefen Blauanteil bei Strassenbeleuchtungen eingesetzt werden.
«Wer Licht richtig macht, spart viel Energie und Geld», sagt Schuler. Und die Nutzer oder die Betroffenen haben besseres Licht und werden nicht geblendet. Für Schuler gibt es deshalb nur Gewinner, wenn das Thema Licht richtig angepackt wird.