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Der Buddhismus in der Schweiz ist vielfältig
Aus Perspektiven vom 24.07.2021. Bild: SRF / Sébastien Thibault
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Zum Buddhismus konvertiert «Im Buddhismus fand ich Antworten»

Eine Viertelmillion Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich dem Buddhismus zugehörig. Was gibt ihnen der Buddhismus, was ihnen bei anderen Religionen fehlt?

Gen Kelsang Jampel praktiziert seit 20 Jahren und ist überzeugt: Der Buddhismus ist praktisch und zeigt, wie man frei wird von Leiden.

Gen Kelsang Jampel

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Gen Kelsang Jampel wurde 1977 in Augsburg, Deutschland geboren. Während seiner Ausbildung zum Krankenpfleger entschied er sich, buddhistischer Mönch zu werden. Er praktiziert seit 2002. Heute ist Kelsang Lehrer am Nalanda-Zentrum für Kadampa-Buddhismus in Luzern.

SRF: Wie kamen Sie zum Buddhismus?

Gen Kelsang Jampel: Obwohl ich katholisch getauft wurde, war ich nie religiös. Anfang 20 hatte ich einige einschneidende Erlebnisse in meinem Leben – etwa, als mein Vater verstarb.

Plötzlich stellten sich mir existenzielle Fragen: Was ist der Sinn des Lebens? Warum müssen wir leiden? Was kommt nach dem Tod? Es war naheliegend, dass ich mich bei den Religionen umschaue, was die dazu sagen. Im Buddhismus fand ich Antworten.

Buddha legt uns verschiedene Dinge ans Herz, aber ein zentraler Punkt ist, dass wir dauerhaft frei werden von Leiden, wenn wir daran arbeiten.

ein Herr mit Glatze sitzt in Mönchsrobe am Boden vor einer goldenen Buddhastatue
Legende: Eine Sinnkrise brachte Gen Kelsang Jampel zum Buddhismus. SRF / Thomas Andenmatten

Was hat Sie sonst angesprochen am Buddhismus?

Ich empfand den Buddhismus als sehr praktisch und erfahrbar. Er spricht direkt meinen Alltag an und hilft mir, ihn im Hier und Jetzt zu verändern.

Gen Kelsang Jampels buddhistische Strömung

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Gen Kelsang Jampel praktiziert in der Neuen Kadampa-Tradition. Der Kadampa Buddhismus ist eine Schule des Mahayana-Buddhismus und wurde von einem indischen buddhistischen Meister gegründet. Die Anhänger sind als «Kadampas» bekannt.

Durch die Aktivitäten des Meisters, Geshe Kelsang Gyatso, hat sich der Kadampa-Buddhismus in den letzten Jahren in vielen Ländern verbreitet. Er gründete auch die Neue Kadampa-Tradition (NKT).

Die NKT ist eine internationale Vereinigung von Studien- und Meditations-Zentren. Kadampa-Buddhisten werden ermutigt, Buddhas Lehren als praktische Methoden zu benutzen, um tägliche Aktivitäten in den Pfad zur Erleuchtung umzuwandeln.

Im Buddhismus lernen wir, dass unser Glück und unser Leiden hauptsächlich von unserem Geist abhängen. Indem wir verstehen, wie unser Geist funktioniert, können wir lernen, die Qualität unseres Lebens zu verbessern.

Im Buddhismus lernen wir, ein gutes Herz zu entwickeln.

Wir lernen, ein gutes Herz zu entwickeln. So kommen wir davon weg, uns ständig auf uns selbst zu konzentrieren und öffnen unseren Geist für andere Lebewesen – Mitmenschen, aber auch Tiere – und versuchen, andere glücklich zu machen.

Die wenigsten, die die Lehre von Buddha praktizieren, lassen sich zum Mönch oder zur Nonne ordinieren. Warum haben Sie mit 29 Jahren diesen Schritt getan?

Schon bevor ich angefangen habe zu praktizieren, hat mich das Absolute dieser Lebensweise fasziniert. Es fühlte sich an wie eine Sehnsucht.

ein Mann in Möchsrobe steht vor einem Fenster und blickt aufs Bergpanorama
Legende: Auch nach 15 Jahren ist Gen Kelsang Jampel noch immer überzeugt von seinem Lebensweg als buddhistischer Mönch. SRF / Thomas Andenmatten

Ich wollte mich diesem Weg verschreiben und mein Leben auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich den spirituellen Pfad, den Buddha lehrt. Ich habe vier Jahre gewartet, bis ich mich entschieden habe, diesen Schritt zu gehen.

Wie wird man buddhistischer Mönch?

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Wenn der oberste spirituelle Leiter oder die Leiterin eine Anfrage bejaht, können Praktizierende im Kadampa Mutterzentrum, dem Manjushri KMC, in Ulverston, England, zweimal im Jahr in einer Zeremonie ordinieren.

Mönche oder Nonnen verändern drei Aspekte: Sie wandeln den Geist in Entsagung um, entsagen also dem Weltlichen und dem Kreislauf Samsara. Zudem verändern sie den äusserlichen Aspekt, indem sie identische Roben erhalten und sich die Haare schneiden. Jeder und jede erhält vom Ordinationspräzeptor einen neuen Namen, wie Kelsang («der oder die vom Glück begünstigte») was der Familienname ist, und einen Vornamen wie Jampel («der Friedvolle»).

Während der Ordination legten sie ein Gelübde ab. Was beinhaltete es?

Verpflichtungen wie jene, dass wir nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, keine Rauschmittel wie Alkohol oder Drogen konsumieren und keine sexuellen Handlungen haben. Wir leben also im Zölibat.

Man kann aber nicht sagen, dass wir in Askese leben. Ich esse auch gerne Schoggi.

Könnte man also buddhistischer Mönch sein und gleichzeitig sein Leben mehr oder weniger wie gehabt fortführen? 

Der entscheidende Punkt, wenn man ordiniert ist, dass man ein anderes Leben möchte: Deshalb verändert sich die Lebensweise.

Unser Alltag ist sehr individuell. Wir leben nicht zurückgezogen in Klöstern, wie etwa in den östlichen Ländern. Im Nalanda-Zentrum bin ich der einzige Mönch – anfänglich habe ich noch in der Pflege gearbeitet.

Eine Nonne und drei Mönche unterhalten sich draussen
Legende: Der Austausch mit anderen Nonnen und Mönchen ist Kelsang wichtig, wie hier bei einem Kurs im Oberwalllis. SRF / Thomas Andenmatten

Damit ich mehr Zeit für meine spirituelle Praxis habe, mache ich zum Beispiel keinen Strandurlaub mehr oder gehe nicht mehr ins Kino. Da ich im Zölibat lebe, habe ich natürlich keine Beziehung. Andere Dinge können jedoch gleich bleiben, ich gehe etwa weiterhin joggen, damit ich fit bleibe.

Wie haben Sie sich verändert, seit Sie Buddhist sind?

Ich habe durch den Buddhismus viel mehr Wertschätzung für andere. Eine unserer Hauptaufgaben als buddhistische Praktizierende ist es, mit Verblendungen wie Wut, starkem Begehren oder Neid umzugehen.

Wir verringern sie und lassen dadurch den Geist friedvoller werden. Wenn wir uns etwa am Glück anderer erfreuen, hilft das, unseren Neid zu verringern. Meditation ist eine Methode, die uns zur Quelle des Glücks in uns führt und so begehren wir weniger äussere Dinge im Leben. 

ein Mann in Mönchsrobe steht vor einem Bergpanorama
Legende: Gen Kelsang Jampel glaubt, dass alle Buddha («der Erwachte») werden können, wenn sie die Methoden lernen. SRF / Thomas Andenmatten

Sie sagten, dass Sie früher nicht geglaubt haben. Woran glauben Sie jetzt?

Ich glaube, dass jeder von uns in sich ein Potenzial hat für grenzenlose Liebe, Mitgefühl und Weisheit. Indem wir den inneren Weg von Kontemplation und Meditation gehen, können wir völlig frei von Leiden werden. Und anderen helfen, das Gleiche zu erreichen.

Man liest viel von Buddhismus-Begeisterten, die Yoga-Kurse füllen, Atemübungen zwischen Meetings machen, mit Buddha-Statuen ihre Wohnzimmer zu Meditationsoasen umbauen. Verwässern Gelegenheits-Buddhistinnen und -Buddhisten die Lehre?

Verwässern wäre für mich eher, wenn man Buddhismus mit anderen Traditionen mischt, wenn man ein bisschen vom Christentum und vom Hinduismus dazu nimmt und ein eigenes Denken kreiert. Das führt nirgendwo hin, denn jede Religion ist in sich geschlossen.

eine goldene Buddhastatue mit vielen Verzierungen
Legende: Ob Buddhastatue, Meditation oder Achtsamkeit: Die Buddhismuswelle ebbt in der westlichen Welt nicht ab. SRF / Thomas Andenmatten

Die Achtsamkeitsübungen, die Buddha lehrt, kommen gut an. Aber man sollte Buddhismus nicht darauf reduzieren. Sie sind ein wichtiger, aber nur ein kleiner Aspekt der Lehre.

Wenn man sich nur gelegentlich mit dem Buddhismus auseinandersetzt, löst man seine fundamentalen Probleme nicht. Das geht nur, wenn wir die Lehre in ihrer Gesamtheit praktizieren.

Aber wenn wir unser Leben durch die buddhistische Lehre verbessern können, ist das wunderbar. So soll jeder und jede sich rausnehmen, was ihm oder ihr hilft – alle sollen davon profitieren!

Das Gespräch führte Mara Schwab.

Radio SRF 2 Kultur, Perspektiven, 25.07.2021, 08:30 Uhr ; 

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