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Wetter von 16:50 Uhr - 30.05.2024
Aus Wetter vom 30.05.2024.
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Das Wetter im Frühling 2024 Nass, trüb und trotzdem deutlich zu warm

Frühlingsgefühle wollten in den vergangenen drei Monaten nur selten aufkommen. Oft war der Himmel grau, und immer wieder gab es Niederschlag. So war es praktisch landesweit zu nass, gleichzeitig lagen aber die Temperaturen deutlich über dem langjährigen Mittel.

Blumenwiese auf dem Michaelskreuz vor dicken Wolken.
Legende: Nass, aber warm Trotz vieler Wolken und häufigem Regen war es meist warm und die Vegetation konnte sich sehr gut entwickeln, wie hier auf dem Michaelskreuz. Joseph Brunner

Trotz vieler Wolken und wiederholten Regengüssen war der Frühling 2024 zu warm. Im Westen betrug der Temperaturüberschuss zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 2,0 Grad, im Osten waren es stellenweise sogar rund 3 Grad, und im Süden war es gut 1,5 Grad zu warm. Nördlich der Alpen war der Frühling bis jetzt nur in den Jahren 2011 und 2007 deutlich wärmer. Ähnlich warm wie in den vergangenen drei Monaten zeigte sich der Frühling auch 2009, 2017, 2018, 2020 und 2022. Ein Grossteil des aktuellen Wärmeüberschusses nördlich der Alpen resultiert aus dem März, der verbreitet zu den fünf wärmsten Märzmonaten seit Messbeginn gehörte. In Aigle resultierte sogar der höchste März-Monatswert seit Inbetriebnahme der Wetterstation. Massgeblichen Anteil an den hohen Märztemperaturen im Norden hatten die zahlreichen Südföhnlagen. Die nachfolgenden Monate April und Mai waren zwar auch noch zu warm, allerdings blieb der Wärmeüberschuss deutlich geringer.

Der Föhnsturm peitscht am Karfreitag die Wellen des Vierwaldstättersees an die Ufer bei Bauen.
Legende: Föhnsturm an Karfreitag Der Föhnsturm peitscht am Karfreitag die Wellen des Vierwaldstättersees an die Ufer bei Bauen. Andreas Gisler

 

Sehr warme erste Aprilhälfte

Die höchsten Temperaturen in diesem Frühling wurden bereits Anfang April verzeichnet. In Basel zeigte das Thermometer am 6. April einen Wert von 28,8 Grad. Das wurde danach an keiner Schweizer Messstation übertroffen. Auch an praktisch allen anderen Wetterstationen auf der Alpennordseite wurden die Höchstwerte von Anfang April nicht mehr erreicht. In Chur waren es ebenfalls am 6. April 28,5 Grad und in Sevelen am 8. April 27,7 Grad. In Visp wurden eine Woche später 27,4 Grad gemessen. Insgesamt wurde an 27 Wetterstationen des staatlichen Wetterdienstes der wärmste Apriltag seit Messbeginn aufgezeichnet. Ganz speziell waren die Temperaturverhältnisse im Glarner Sernftal. In Elm wurde an vier Tagen ein lokaler Top ten-Wert für den Monat April verzeichnet. Auch südlich der Alpen war der wärmste Frühlingstag meist schon im April. In Biasca mit 27,7 und in Grono mit 27,5 Grad wurden die Höchstwerte am 14. April gemessen. Die grosse Ausnahme bildet die Messstation in der Magadinoebene. Dort wurde der Frühlings-Höchstwert mit 26,7 Grad erst am 28. Mai notiert. Allerdings reichte dies auch nicht für den höchsten Mai-Wert in der Schweiz. Dieser wurde schon am 1. Mai mit 27,4 Grad im untersten Aaretal gemessen.

Der Föhn bläst den Schnee über Bergkreten.
Legende: Föhnsturm am 25. März Ende März blies stürmischer Föhn im Urnerland über Tage. Geri von Rickenbach

 

Gewaltige Föhnböen

Im März und auch in der ersten Aprilhälfte gab es immer wieder heftige Südföhnkonstellationen. Am Karfreitag wurden auf dem Gütsch 190 Kilometer pro Stunde gemessen, am Karsamstag waren es immer noch 173 und am Ostersonntag 155 Kilometer pro Stunde. Überdies wurden dort schon am 9. März 189 Kilometer pro Stunde gemessen. Im April lag der Spitzenwert auf dem Gütsch bei 140 Kilometern pro Stunde. Mit 127 Kilometern pro Stunde gab es in Adelboden am 9. März einen lokalen Märzrekord. Auch in Engelberg (120 km/h), Chur (104 km/h) und Arosa (90 km/h) gab es neue lokale März-Höchstwerte. Eindrücklich war auch der epische Föhnsturm in Meiringen. Vom 25. bis 31. März wurde an 6 von 7 Tagen die Marke von 100 Kilometern pro Stunde übertroffen. Mit der anhaltenden Südströmung über den Alpen wurde auch immer wieder Saharastaub in den Alpenraum geführt.

Von Sigriswil aus ist der Niesen im Saharastaub kaum noch zu sehen.
Legende: Saharastaub Die südliche Strömung brachte nicht nur Föhn, sondern auch immer wieder Saharastaub, so auch am Karfreitag am Thunersee. Andreas Tschanz

 

Viel Regen, besonders im Süden

Häufiger Südföhn bedeutet wiederholt Stauregen südlich der Alpen. In Locarno gingen 779 Millimeter Regen nieder, das sind etwa 70 Prozent mehr als in einem Durchschnitts-Frühling. Man muss schon in den Frühling 2002 zurückgehen, um für Locarno einen noch höheren Wert zu finden. Damals fielen 791 Millimeter. Noch nasser war es in den Jahren 1983 und 1986 mit 948 bzw. 964 Millimetern Niederschlag. In Lugano gab es 2024 «nur» 627 Millimeter Regen. Dort muss man entsprechend auch nur bis ins Jahr 2013 gehen, um einen nasseren Frühling zu finden. Überdurchschnittlich nass war es auch nördlich der Alpen. Dort gab es aber an den meisten Orten im Vorjahr noch mehr Niederschlag. Nur knapp über dem langjährigen Mittel liegen die Niederschlagsmengen im Rhonetal und in der Region Bern. Die grossen Niederschlagsmengen führten im Hochgebirge auch Ende April zu riesigen Schneemassen. Auf dem Säntis wurden am 25. und 26. April 6 Meter 90 Schnee verzeichnet. Zurzeit liegen dort immer noch 5 Meter 15 Schnee.

Riesige Schneewächten lagerten Ende April auf dem Säntis. Darüber ein liegt ein wolkenloser Himmel.
Legende: Viel Schnee im Hochgebirge Ende April lagen fast 7 Meter Schnee auf dem Säntis. Peter Eicher

 

Keine Sonne, keine Wonne!

Alle drei Frühjahrsmonate verzeichneten weniger Sonnenstunden als sonst. So floppte entsprechend auch der Wonnemonat Mai. An vielen Orten muss man bis ins Jahr 2013 zurückgehen, um einen sonnenärmeren Frühling zu finden. Allein in St. Gallen gab es mehr Sonnenschein als im Schnitt der Jahre 1961 bis 1990. In Locarno zeigte sich die Sonne dagegen 60 Stunden weniger als im Mittel und rund 250 Stunden weniger als in den Jahren 2020 und 2021. In Genf fehlen sogar 300 Stunden Sonnenschein zu den Vergleichsjahren 2020 und 2022.  

Der Lago Maggiore war am 1. April bis an den Rand gefüllt.
Legende: Kein Aprilscherz Im Tessin war es oft grau und nass wie schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr, so auch am 1. April in Locarno. Irene Eichhorn

Was bringt der Sommer?

Zunächst ändert sich wenig am Schweizer Wetter. Es geht unbeständig und teilweise mit ergiebigem Regen weiter. Auf dem nahen Atlantik formiert sich allerdings ein Hoch. Nach den meisten Modellen dürfte es sich im Laufe der ersten Juniwoche bis zu den Alpen ausdehnen. Blickt man in die Statistik ist Optimismus durchaus angebracht. Sehr oft folgte auf einen nassen Frühling ein heisser und trockener Sommer, so in den Jahren 1983, 2006, 2013 oder beispielsweise auch im Vorjahr. Oft stellte sich das Wetter erst Mitte Juni um. Ein guter Indikator für das kommende Sommerwetter ist jeweils der Siebenschläfertag, am 27. Juni. Dabei besagt die Wetterregel: «So wie das Wetter am Siebenschläfertag, so es sieben Wochen bleiben mag.» Nimmt man nicht das Wetter des 27. Juni, sondern den Wetterverlauf der ganzen Woche, kann man von einer Eintretenswahrscheinlichkeit von rund 70 Prozent ausgehen.  

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