Januar: lange Zeit mild und schneearm
Blitzstart: An 44 Stationen im Schweizer Messnetz wurde der wärmste Neujahrstag seit Messbeginn verzeichnet. Dies, nachdem schon im Vorjahr der Neujahrstag dutzendweise Rekorde brachte. Der Tageshöchstwert wurde in Delsberg mit 20,2 Grad verzeichnet. Insgesamt lag die Temperatur in der ersten Januarwoche in St. Gallen und Elm 9 Grad über dem langjährigen Januarmittel. In der zweiten Monatshälfte gingen die Temperaturen zurück, und auf dem Jungfraujoch wurde am 19. Januar der offizielle Jahrestiefstwert mit -25,8 Grad gemessen. Der Januar war nicht nur deutlich zu warm, sondern auch sehr trocken. In Chur fielen nur 9 Millimeter Niederschlag, in Valbella/GR sogar nur 5 Millimeter.
Februar: neue Tiefstwerte beim Schnee
Auch im Februar blieb es viel zu trocken. Entsprechend wurde die Schneedecke immer dünner. Auf dem Messfeld auf dem Weissfluhjoch wurde vom 14. Februar bis zum Monatsende stets ein neuer minimale Gesamtschneehöhe für den entsprechenden Tag gemessen. Insgesamt war der Monat rund 2,5 Grad zu warm.
März: auf der Achterbahn
Der März zeichnete sich durch extreme Temperaturschwankungen aus. Fast wöchentlich gab es Schnee bis in tiefe Lagen, dann wurde es rasch wieder mild. In Basel kamen schon am 13. März Frühlingsgefühle auf. Mit 23,4 Grad war es so warm, wie dort zuvor noch nie in der ersten Märzhälfte.
April: ausnahmsweise kühl
Der April war klimatologisch gesehen der kühlste Monat des Jahres. Die Durchschnittstemperatur lag «nur» ½ Grad über der langjährigen klimatologischen Norm und sogar ein Grad unter dem Erwartungswert (Periode 1991 bis 2020) für den April. Grösser war der Wärmeüberschuss mit 2 Grad südlich der Alpen, und in Biasca wurde am 19. April der Monatshöchstwert mit 24,4 Grad verzeichnet.
Mai: nasser Wonnemonat mit Happy End
Im Mai fiel teilweise ergiebig Regen. In Sevelen im St. Galler Rheintal war es der zweitnasseste Mai seit Messbeginn. Just auf das Pfingstwochenende, Ende Mai, kam aber die Sonne zurück, und es wurde sommerlich. In Visp stieg das Thermometer bereits auf einen Wert von 28,8 Grad an. Insgesamt war der Frühling 2023 in Glarus der nasseste seit Messbeginn, und auch in Sitten fiel im ganzen Frühling so viel Regen wie seit 2006 nicht mehr .
Juni: nach 2003 der zweitwärmste Juni
Das sonnige und warme Sommerwetter von Ende Mai erlebte im Juni seine Fortsetzung. In St. Gallen und in Basel war es der sonnigste Juni überhaupt, in Basel mit einer Messreihe, die sogar ins 19. Jahrhundert zurückgeht. Umgekehrt war es teilweise sehr trocken. Im Kanton Thurgau gab es während 24 Tagen nicht einen Regentropfen. Mit dem Ende der Bise wurde es in der zweiten Monatshälfte heiss. In Chur gab es bereits 35,4 Grad. Insgesamt war der Juni nach 2003 der zweitwärmste.
Juli: Sommerhitze und ein dramatischer Downburst
Im Juli ging es heiss weiter. Der Höhepunkt der Hitzewelle wurde am 11. Juli erreicht. In Chur zeigte das Thermometer mit Föhnunterstützung einen Wert von 37,6 Grad, aber auch in Genf gab es 37,4 Grad. In der zweiten Monatshälfte wurde das Wetter unbeständig, und es kam immer wieder zu Gewittern. Am 24. Juli wüteten Gewitter, vor allem über dem Jura. Eine kleine, aber sehr extreme Gewitterzelle zog über die Gegend rund um La Chaux-de-Fonds. Ein sogenannter Downburst brachte eine Windspitze von 217 Kilometer pro Stunde. Das war bis jetzt der höchste Windwert in tieferen Lagen in der Schweiz.
August: Steigerungslauf des Sommers
Nach einem verhaltenen Start wurde es in der zweiten Augusthälfte wieder sehr heiss. Der Höhepunkt der August-Hitzewelle wurde am 24. August erreicht. In Genf wurde ein Wert von 39,3 Grad gemessen. Dies war historisch. Abgesehen von den 39,7 Grad am 7. Juli 2015 war es die höchste Temperatur in Genf und der zweithöchste Messwert überhaupt auf der Alpennordseite. Auch historisch: Zumindest im 21. Jahrhundert wurde noch nie so spät im Jahr die Höchsttemperatur verzeichnet.
September: im Norden warm wie noch nie
Heiss ging es auch im September weiter. In Sitten gab es sogar noch 7 Hitzetage, also Tage mit einem Höchstwert von 30 Grad oder mehr. In Genf wurden 6 und in Basel 5 Hitzetage verzeichnet. Auf der Alpennordseite war es an den meisten Orten der wärmste September seit Messbeginn und dies mit grossem Vorsprung. Wenig verwunderlich: Auch bezüglich Sonnenschein gab es neue Monatsrekorde, so in St. Gallen, Aarau oder auch in Wädenswil.
Oktober: lokal auch noch wärmster Oktober
Mit hohen Temperaturen ging es auch zu Beginn des Monats Oktober weiter. Am 8. Oktober wurde in Acquarossa im Bleniotal ein Wert von 29,4 Grad gemessen. Obwohl es in der zweiten Monatshälfte deutlich kühler wurde, verzeichneten Altdorf und Meiringen immer noch den lokal wärmsten Oktober seit Messbeginn, genauso wie ein paar Stationen im Tessin. Im Oktober sorgte der Föhn ebenfalls für Schlagzeilen. Auf dem Gütsch ob Andermatt wurde ein Wert von 191,5 Kilometern pro Stunde gemessen, auf dem Urnerboden, wohlverstanden ein West-Ost-Tal, gab es immer noch 180 Kilometer pro Stunde.
November: als der grosse Regen kam
Im November war es grau, nass und windig. Teilweise war es der nasseste November seit Messbeginn. Dazu gab es immer wieder heftige Stürme. Auf dem Säntis sorgte Sturm «Frederico» am 16. November für einen Spitzenwert von 171 Kilometern pro Stunde. Zwei Tage zuvor gab es sogar einen Wert von 177 Kilometern pro Stunde auf dem Jungfraujoch. «Frederico» sorgte im Mittelland für zahlreiche November-Höchstwerte, so in Luzern und Wädenswil mit je 118 Kilometern pro Stunde. Neue November-Höchstwerte wurden unter anderem auch vom Seerücken/TG, aus Ebnat-Kappel, Koppigen und Bern gemeldet. Auch am 25. November gab es neue lokale Windrekorde, dies in Ulrichen und in Sils im Engadin. Trotz allem war auch der November deutlich zu warm.
Dezember: richtig Schnee im Flachland
Zu Beginn des Monats hielt der Winter Einzug – auch im Mittelland. Auf dem Zürichberg gab es am 1. Dezember 26 Zentimeter Neuschnee, soviel wie noch nie im Dezember. In Arosa wurden sogar 65 Zentimeter Neuschnee abgelagert, auch das war ein Dezemberrekord. Die Herrlichkeit war aber nur von kurzer Dauer, denn schon bald spülte ergiebiger Regen den Schnee wieder davon. Die Folge waren zur Monatsmitte hochgehende Bäche und Flüsse, am Bielersee musste die Hochwassergefahrenstufe 4 ausgerufen werden, und in Teilen der Alpen war die Lawinengefahr gross, also auch Stufe 4.