Die Trockenheit macht in diesen Tagen wieder grosse Schlagzeilen, nicht nur bei uns, sondern auch in Italien. Kein Wunder: Auf der Alpensüdseite gab es in diesem Winter nur rund 50 Prozent des üblichen Winterniederschlages (Dezember bis Februar). Noch trockener war es in weiten Teilen des Kantons Graubünden. Dort wurden stellenweise sogar nur 40 Prozent des statistischen Winterniederschlages verzeichnet. Weniger Niederschlag als normal gab es auch in den anderen Landesteilen, wobei es im Westen sowie an den westlichen und zentralen Voralpen und Alpen noch am feuchtesten war mit stellenweise mehr als 80 Prozent des langjährigen Wertes. Nachdem im Dezember im Westen sogar noch teilweise überdurchschnittliche Niederschlagsmengen fielen, waren der Januar und besonders der Februar extrem trocken. Im Tessin und am Genfersee gab es im Februar stellenweise weniger als 5 Millimeter Niederschlag.
Wenig Schnee – kein Wunder
Obwohl es im Dezember im Westen und Süden überdurchschnittliche Niederschlagsmengen gab, setzte in der letzten Dekade das berühmte Weihnachtstauwetter der Schneedecke unterhalb von 2000 Metern arg zu. Im Osten, wo es weniger Niederschlag gab, lag die Schneedecke schon im Dezember in allen Lagen deutlich unter dem langjährigen Mittelwert. In den Monaten Januar und besonders Februar fiel auch in Hochlagen kaum noch Schnee. Vom 14. Februar bis zum 25. Februar war auf dem Weissfluhjoch die Schneedecke beispielsweise nur rund 1 Meter mächtig. So wenig Schnee wurde zu dieser Jahreszeit noch nie auf dem Versuchsfeld des Schnee- und Lawinenforschungsinstitutes verzeichnet. Auch auf dem rund 1600 Meter hohen Chasseral im Jura betrug die Schneehöhe am 24. Februar nur noch 4 Zentimeter. Auch dies war ein Minimumwert für Ende Februar. Bis jetzt hatte es zu diesem Zeitpunkt immer mindestens 21 Zentimeter Schnee. Etwas weniger dramatisch ist die Situation auf dem Saleinagletscher im südwestlichen Wallis. Dort liegen auf 2800 Metern Meereshöhe immer noch 193 Zentimeter Schnee. Das ist zwar auch deutlich unter dem Durchschnittswert von 255 Zentimetern, aber doch rund einen Meter über dem jahreszeitlichen Minimum.
Zwischen garstig kalt und brühwarm
Der zu Ende gehende Winter zeichnete sich durch mehrere Temperaturphasen aus. Bis zum 19. Dezember war es meist winterlich kalt. An vielen Orten wurden damals bereits die Tiefstwerte des Winters verzeichnet. Die -27,0 Grad in Buffalora am Ofenpass bedeuteten schon am 12. Dezember den offiziellen Tiefstwert im Schweizer Messnetz. Ebenfalls Mitte Dezember wurden in Ebnat-Kappel -15,7 Grad gemessen und in Tänikon im Kanton Thurgau -13,1 Grad. Nach einer Warmphase von Weihnachten bis Mitte Januar wurde es wieder kalt. Im westlichen Mittelland wurden die Tiefstwerte des Winters Mitte Januar erreicht. So gab es in Bern am 20. Januar -14,1 Grad, in Thun am gleichen Morgen sogar -17,0 Grad. Erst im Februar wurde es wieder milder, allerdings blieben die Nächte vielerorts frostig. So wurde in Stabio, im Südtessin, das allerdings in einer Mulde liegt, am 10. Februar ein Tiefstwert von -8,9 Grad registriert. Auf der anderen Seite gab es in diesem Winter auch rekordhohe Temperaturen, dies vor allem an Neujahr und am Berchtoldstag. Nicht weniger als 14 Stationen auf dem offiziellen Messnetz verzeichneten an einem der beiden Tage einen neuen Januarrekord. In Delsberg, Payerne und Pully lag die Höchsttemperatur gleich an beiden Tagen über dem alten Höchstwert. Die höchste Temperatur des ganzen Winters wurde aber an Silvester gemessen. In Delsberg wurden 20,9 Grad registriert. An Neujahr waren es dort 20,2 und am Berchtoldstag 19,0 Grad. Auf 20 Grad kam an Neujahr auch Sevelen im St. Galler Rheintal. In Elm war der Silvester der ganz warme Tag. Die 18 Grad bedeuteten für den Ort im Glarner Sernftal einen neuen lokalen Dezemberrekord.
Insgesamt 2½ Grad zu warm
Der Winter 2022/23 war im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 rund 2½ Grad zu warm. Im Osten lag der Temperaturüberschuss stellenweise sogar bei 3 Grad, während es im Westen und Süden knapp 2½ Grad wärmer war als sonst im Winter. An vielen Orten in der Deutschschweiz bewegte sich der Temperaturüberschuss ungefähr im Bereich des Vorwinters. Deutlich wärmer waren die Winter vor allem 2006/07, 2019/20 und 2015/16.
Etwas sonniger als sonst
Trotz Temperaturen deutlich über der Norm lag die Sonnenscheindauer meist nur knapp über dem langjährigen Mittel. Erstaunlich: Im Tessin gab es beispielsweise 150 Stunden weniger Sonnenschein als im Vorwinter, und auch in Zürich fehlten zum Vorjahr rund 70 Stunden Sonnenschein obwohl der Winter 2021/22 eine Spur kühler war als der zu Ende gehende Winter.
Was bringt der Frühling?
Der Wettertrend scheint im gleichen Takt weiterzugehen. In den kommenden Tagen dürfte es meist trocken bleiben, auch wenn es eher kühl sein wird. Langfristige Wettermodell gehen für den Frühling 2023 eher von zu warmer und zu trockener Witterung aus, allerdings sind diese Modelle im Detail mit Vorsicht zu geniessen.