Es hat Tradition: Seit Jahren fällt der Winter zu warm aus. In diesem Jahr betrug der Überschuss im Vergleich zur klimatologisch-relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 knapp 2 Grad.
Am grössten war der Wärmeüberschuss auf den Bergen mit beispielsweise 2,7 Grad auf dem Säntis und 2,4 Grad auf dem Jungfraujoch. Noch grösser war aber der Wärmeüberschuss in Chur mit 3,0 Grad. Dort machten sich die zahlreichen Föhnphasen entsprechend bemerkbar. Im Flachland, mit einem Überschuss von rund 1,9 Grad, fühlte sich der Winter aber anders an. Dort waren die letzten Winter extrem mild, und so war der Winter 2016/17 tatsächlich der letzte eindeutig kältere Winter. 2018/19 und 2020/21 waren die Winter ungefähr ähnlich kalt wie in diesem Jahr. Auch im Tessin betrug der Wärmeüberschuss knapp 2 Grad. Dort war es letztmals im Winter 2020/21 letztmals kühler.
Januar mit Rekordtemperaturen
Ende Januar wurden auf der Alpennordseite neue Tageshöchstwerte für den Monat Januar gemessen. In Genf gab es am 25. Januar 18,1 Grad. So warm war es dort im Januar noch nie, obwohl die Messreihe bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.
Auch in St. Gallen sowie an einigen Orten im Kanton Waadt gab es am 25. Januar neue Monatsrekorde. In Glarus wurden mit einem lokalen Föhneffekt zwei Tage später 17,6 Grad erreicht, auch das ein neuer lokaler Januar-Höchstwert.
Richtiger Winter war eine Eintagsfliege
In diesem Winter gab es keine eigentlichen Kältewellen. Arktische Kälte war meist auf wenige Stunden beschränkt. Immerhin, am 4. Januar wurden in La Brévine -31,1 Grad gemessen. Das war nicht nur der tiefste Wert des ganzen Winters auf dem nationalen Messnetz, sondern der tiefste offizielle Messwert in der Schweiz seit dem 10. Februar 2013. Damals wurden in La Brévine -31,4 Grad gemessen. Deutlich tiefere Temperaturen gab es letztmals während der Kältewelle im Februar 2012, als in Samedan -35,1 Grad verzeichnet wurden. Im Mittelland war der Winter 2024/25 auch nie richtig kalt. An vielen Orten wurden nie zweistellige Minuswerte registriert, nicht einmal in den typischen Kaltluftlöchern Aadorf/TG, Flughafen-Zürich und Koppigen/BE. In Aadorf lag die Tiefsttemperatur des Winters bei -8,3 Grad, in Koppigen bei -8,9 Grad. Im Tessin werden selbst Frosttage zur Mangelware. In Lugano lag der Tiefstwert des Winters bei -1,2 Grad. Nur vom 13. bis 19. Januar sank die Temperatur in Lugano während der Nacht jeweils knapp unter den Gefrierpunkt, sonst blieb es in Lugano den ganzen Winter frostfrei.
Meist leicht zu trocken, und auf den Bergen wenig Schnee
An vielen Orten war der Winter leicht zu trocken, der Februar fiel sogar deutlich zu trocken aus. Besonders Richtung Jura, dem Nordrand der Schweiz entlang und an den zentralen und östlichen Voralpen gab es dagegen leicht höhere Niederschlagsmengen als üblich.
Kein Wunder war der Winter auch im Hochgebirge an vielen Orten schneearm. Frappant ist der Unterschied zum Vorjahr, besonders auf dem Messfeld auf dem Weissfluhjoch. Während im letzten Jahr die Schneedecke vom 1. November bis Ende Saison stets deutlich über dem langjährigen Mittel lag, blieb in diesem Winter die Schneedecke stets unter dem Mittel. Am knappsten war es an Heiligabend mit 97 Zentimeter und einem Median von genau einem Meter. Am 26. Januar gab es sogar ein neues Minimum mit 78 Zentimetern. Der bisherige Tiefstwert an diesem Stichtag lag bis jetzt bei 79 Zentimetern. Seit dem 26. Februar wird das bisherige Minimum ebenfalls wieder unterschritten, und dies dürfte sich auch nicht so schnell ändern.
Im Flachland Schnee schon im Herbst, in Lugano eine Nullnummer
Im Flachland gab es zwar immer wieder leichten Schneefall, ergiebig war er aber kaum. Ganz anders im November. Schon am 22. November wurden auf dem Messfeld Zürichberg 28 Zentimeter gemessen. Allerdings war die weisse Pracht schon vier Tage später vollständig geschmolzen.
Auch in Basel fielen schon am 22. November 27 Zentimeter. Dort gab es im Laufe des Winters noch maximal 3 Zentimeter Schnee. In Lugano gab es während des ganzen Winters keinen messbaren Schnee.
In tiefen Lagen war der Winter eine graue Maus
In Luzern zeigte sich die Sonne diesen Winter nur während 119 Stunden, im Vergleich zum Mittelwert von 170 Stunden. Auch im übrigen Mittelland sorgten lange Nebel- und Hochnebelphasen für einen grauen Winter, vor allem auch im Vergleich zu den letzten Jahren.
An vielen Orten gab es letztmals 2016/17 ähnlich viele Nebeltage. Auch im Mittel- und Südtessin fiel der Winter eher trüb aus, dagegen war es auf den Bergen sonniger als sonst, allerdings war es dort in früheren Jahren auch schon deutlich sonniger, auf dem Jungfraujoch vor zwei Jahren, auf dem Säntis im Winter 2016/17.
Kommt jetzt der Frühling?
In den kommenden Tagen bestimmt voraussichtlich ein Hoch unser Wetter, und es wird erneut mild, nicht nur auf den Bergen, sondern auch im Flachland. Danach sind aber bis im Mai Kaltlufteinbrüche mit Frost weiterhin möglich.