Die Sache scheint so einfach: Um 12 Uhr ist gemäss unserer Uhr Mittag, und dann sollte die Sonne eigentlich ihren täglichen Höchststand erreichen. In der Realität sieht dies aber ganz anders aus. Per Definition wurde die Sternwarte in Greenwich bei London im Jahre 1884 als Null-Meridian gewählt.
Weiter wurde die Erde in 360 Meridiane unterteilt, 180 nach Westen und 180 nach Osten. Eine Verschiebung um 15 Meridiane nach Westen oder nach Osten bedeutet eine Stunde Zeitumstellung.
Ist es in London Mittag zeigt die Uhr in Wien, das sich auf rund 15 Grad Ost befindet, bereits 13 Uhr. Theoretisch hat jeder Ort seine eigene Mittagszeit. Aus praktischen Gründen hat man sich aber weitgehend auf Zeitzonen mit jeweils einer Stunde Differenz geeinigt. Die Schweiz gehört zur mitteleuropäischen Zeitzone, die der Greenwich-Mean-Time (heute UTC) um eine Stunde vorausgeht. Da Zürich aber nicht auf 15 Grad Ost liegt, sondern auf 8 Grad 32 Minuten und 32 Sekunden erreicht die Sonne ihren Mittagspunkt in der Limmatstadt erst um 12.26 Uhr. Noch weiter westlich, beispielsweise in Genf, steht die Sonne sogar erst um 12.35 Uhr in ihrem höchsten Punkt.
Mittagspunkt ist nicht konstant
Allerdings kann man sich nicht darauf verlassen, dass zu diesem definierten Zeitpunkt die Sonne tatsächlich ihren Höchststand erreicht. Weil die Sonne in einer Ellipse die Sonne umrundet, ist sie gemäss dem zweiten Keplerschen Gesetz nicht immer gleich schnell um die Sonne unterwegs, und ein Tag dauert nicht immer genau 24 Stunden. Allein für die Drehung um die eigene Achse braucht die Sonne 23 Stunden und 56 Sekunden. Da sich die Erde innerhalb eines Tages auf ihrer Bahn weiterbewegt, dauert es im Durchschnitt noch weitere 4 Minuten, bis wir die Sonne wieder unter dem gleichen Winkel sehen wie am Vortag. Je nach Fluggeschwindigkeit der Erde ist dieses Restglied von durchschnittlich 4 Minuten etwas länger oder etwas kürzer. Da zusätzlich die Achse der Erde gegenüber der Umlaufbahn geneigt ist, ergeben sich Verschiebungen unserer Tageszeit.
An Weihnachten ist die Zeitgleichung 0
Ausgerechnet am 25. Dezember ist die Zeitgleichung 0, und die Sonne steht in Zürich tatsächlich um 12.26 Uhr im höchsten Punkt. Bis am 11. Februar verspätet sich nun aber die Sonne von Tag zu Tag. Dann wird die Sonne ihren höchsten Punkt erst um 12.40 Uhr erreichen, also 14 Minuten später. Umgekehrt am 3. November: Dann steht die Sonne schon um 12.09 Uhr in Zürich im höchsten Punkt, also 17 Minuten früher, aber immer noch nach dem Mittag.
Nicht einmal ganz im Osten unseres Landes ist an diesem Tag Mittag am Mittag. In Martina, im Unterengadin, erreicht die Sonne den Mittagspunkt an diesem Tag um 12.01 Uhr. Noch früher geht in der Schweiz nicht.
Faktor Sommerzeit
Noch haben wir unseren Mittag immer noch nicht genug definiert. Durch die Einführung der Sommerzeit verschiebt sich der Mittag vom letzten Märzsonntag bis zum letzten Oktobersonntag nochmals um eine Stunde nach hinten.
So haben wir am 26. Juni den spätesten Mittag, und zwar in Zürich um 13.32 Uhr und in Genf, ganz im Westen unseres Landes, sogar erst um 13.41 Uhr.