Fliegen dank Warmluftblasen
Die Sonne erwärmt die Erdoberfläche. Somit bilden sich bodennah warme Luftblasen. Da warme Luft leichter ist als kalte Luft, steigt das Luftpaket vom Boden auf. Solange die Warmluftblase eine höhere Temperatur als die Umgebungsluft hat, steigt sie weiter auf. Auch der Feuchtigkeitsgehalt der Luft spielt dabei eine Rolle. Die Pilot:innen nutzen den durch das aufsteigende Luftpaket erzeugte Aufwind, schrauben darin hoch und gewinnen somit an Höhe. Eine solche Aufwindzone wird in der Fliegerei als «Schlauch» bezeichnet.
Der Erdboden erwärmt sich je nach Farbe und Art des Untergrundes und auch je nach Exposition unterschiedlich stark. Eine Waldfläche beispielsweise wird stärker erwärmt als ein weisser Hang mit Schnee. So sind an der Grenze von Schnee und schneefreien Zonen die Temperaturunterschiede besonders gross und somit die Chancen auf thermische Aufwinde gut. Als weitere Hilfsmittel einen «Schlauch» zu finden, dient bei genügender Feuchtigkeit Quellwolken, welche sich am oberen Ende der Aufwindzone bilden. Auch Vögel nutzen die Aufwinde und können somit einen Hinweis bieten.
Gute Thermik im Frühling
Im Frühjahr sind die Bedingungen für Thermik besonders gut. Insbesondere in diesen Tagen: Gleitschirmpilot:innen legen Strecken von weit über 100 km zurück. Die Sonne hat schon Kraft und kann die Erdoberfläche kräftig aufheizen. Die Warmluftblasen steigen gut in die Höhe, weil die Umgebungsluft sonst noch eher kühl ist. Bei grossen Temperaturunterschieden und viel Feuchtigkeit in der Luft ist die Thermik zwar stark, sie verhält sich jedoch turbulent und der Gleitschirmflug wird teils zum Rodeo-Ritt. Im Gegensatz zum Frühling ist die Thermik im Sommer weniger stark, dafür reicht sie bis in grössere Höhen. Eine flache Druckverteilung ist für gute Thermik ebenfalls ideal. Ein kräftiges Hoch kann die aufsteigende Luft ab einer bestimmten Höhe blockieren. Insbesondere in den Sommermonaten gibt es aber bei einer flachen Druckverteilung rasch Überentwicklung, dies hindert die Pilot:innen an weiten Flügen.
Weite Streckenflüge
Kann in einem Thermik-«Schlauch» genügend Höhe gewonnen werden, kann vom einen «Schlauch» zum anderen gequert werden. Somit können Täler passiert und weite Strecken zurückgelegt werden. Bei den X-Alps, dem härtesten Gleitschirmrennen der Welt, flog der Schweizer Chrigel Maurer im vergangenen Frühsommer einmal über den gesamten Alpenbogen von Salzburg zum Mont Blanc und zurück nach Zell am See. Dabei legte er eine Strecke von rund 2500 km innert 8 Tagen zurück, davon nur etwas mehr als 10 Prozent zu Fuss. Der momentane Streckenrekord beim Gleitschirmfliegen liegt bei rund 600 km.