- Über der Arktis tut sich gerade ein Ozonloch auf
- Seit Messbeginn 1978 war die Ozonkonzentration im März nie so tief
Dieses Jahr hat sich über dem Nordpol ein Ozonloch aufgetan, wie wir es im Frühjahr noch nie gesehen haben, seit es kontinuierliche Messungen gibt (1978). Was ist passiert?
Hoch über dem Nordpol dreht im Winter der «Polare Stratosphärenwirbel». Er schnürt die Luft dort oben ein, ein Austausch nach Süden ist nicht möglich. Und so können sich Stoffe ansammeln, die später beim Ozonabbau helfen.
Dieses Jahr war und ist dieser Wirbel besonders beständig, selbst jetzt weht er noch mit über 300 km/h. Die Luft über dem Nordpol auf der Höhe der Ozonschicht ist damit weiterhin gefangen. In dieser Luft können sich durch den Winter so genannte Katalysatoren ansammeln, die im Frühjahr aktiviert werden, sobald die ersten Sonnenstrahlen kommen und so den Ozonabbau durch Energiezufuhr begünstigen.
Ein Zeichen, dass sich diese Katalysatoren diesen Winter in grosser Zahl bilden konnten, waren die vielen Perlmutterwolken, von denen aus Skandinavien berichtet wurde. Diese Wolken, auch «Polare Stratosphärenwolken» genannt, entstehen erst, wenn es kälter als -78 Grad ist und sie sind in einer Höhe von etwa 22 km, also auf der Höhe der Ozonschicht. Auf der Oberfläche der Partikel dieser Perlmutterwolken finden chemische Reaktionen statt, die die gefährlichen Katalysatoren produzieren.
Ozonabbau
Und nun ist Frühling, die ersten Sonnenstrahlen treffen auf die Ozonschicht und setzten den Ozonabbau in Gang. Und nicht nur das: weil der Stratosphärenwirbel immer noch besteht, gibt es keinen Austausch mit südlicheren Regionen. Es kann also kein frisches Ozon aus südlicheren Gegenden in den Norden geführt werden. Diese Situation erinnert etwas an das grosse Ozonloch über der Antarktis.
Allerdings: Das Ozonloch über dem Nordpol mit jenem über der Antarktis zu vergleichen, wäre übertrieben. In der Antarktis spricht man von einem Ozonloch, wenn die Ozonkonzentration über einen Monat unter 220 DU (Dobson units) liegt. Davon sind wir noch weit entfernt. Die Bedingungen im Süden sind auch ganz anders, denn dort liegt ein Kontinent, die Antarktis, umschlossen von Meer. Der Austausch zwischen hohen und niedrigeren Breiten ist weniger ausgeprägt als im Norden, wo am Pol kein Kontinent liegt.
Das Ozonloch über dem Südpol erlebte im Herbst übrigens ebenfalls eine besondere Situation: Das Ozonloch war im Oktober sehr klein .