Die Sonne leistete in diesem Frühling volle Arbeit und sorgte dafür, dass uns mental nicht auch noch die Decke auf den Kopf fiel. Nördlich der Alpen war es nach 2011 verbreitet das sonnigste Frühjahr überhaupt. In Basel, Zürich und St. Gallen leistete die Sonne im Vergleich zur langjährigen Norm der Jahre 1961 bis 1990 mehr als 250 Überstunden. Auch im Süden war es sonniger als in einem Durchschnittsjahr. Dort beträgt der Überschuss rund 150 Stunden. Absolut gesehen gab es zwar im Norden und Süden mit gut 650 Sonnenstunden gleich viel Sonnenschein, normalerweise scheint die Sonne aber südlich der Alpen in den Frühjahrsmonaten deutlich länger als im Norden.
April war entscheidend
Alle drei Frühlingsmonate waren zu sonnig, vor allem im April zeigte sich die Sonne besonders oft. Im oberaargauischen Wynau war es der sonnigste April seit Messbeginn, allgemein lag der April 2020 auf Platz 3 hinter 2011 und 2007. Wahrscheinlich war der April 1893 noch sonniger, allerdings liegen aus jener Zeit nur wenige gesicherte Messdaten vor.
Beidseits der Alpen sehr warm
Sowohl auf der Alpennordseite wie auf der Alpensüdseite war der Frühling gut 2,5 Grad zu warm. Im Norden waren nur 2011 und 2007 eindeutig wärmer, allerdings der Frühling 2011 gleich um 0,7 bis 1,0 Grad. 2003, 2009, 2014 und 2018 war es ähnlich warm wie in den vergangenen drei Monaten. Besonders der April war mit 4,5 bis 5 Grad Wärmeüberschuss im Norden massiv am warmen Frühling beteiligt. Dies obwohl die Nacht zum 1. April eine der kältesten Nächte im April überhaupt war. Das Thermometer zeigte beispielsweise in Ebnat-Kappel einen Tiefstwert von -7,6 Grad. Immer wieder gab es auch sehr warme Phasen. So wurden am 22. Mai in Sitten 30,2 Grad gemessen. Auch wenn die Messung in Sitten nicht über alle Zweifel erhaben ist, gab es an jenem Tag auch in Visp 29,7 Grad. Sehr warm war es am 20. und 21. Mai auch im Tessin. In Locarno, in Magadino und in Biasca wurden überall 29,5 Grad registriert.
Trockenheit und Waldbrandgefahr
Bei hohen Temperaturen und viel Sonnenschein erstaunt es nicht, dass Trockenheit ebenfalls ein grosses Thema war. Vom 10. März bis zum 26. April fiel an einigen Orten praktisch kein Regen. Das führte dazu, dass im ganzen Land Waldbrandgefahr der Stufe 3 herrschte, in einigen Kantonen sogar Stufe 4 auf der fünfteiligen Gefahrenskala. Ende April setzte zwar kräftiger Regen ein und beendete spätestens anfangs Mai die Waldbrandgefahr, allerdings vermochte dieser Regen das Niederschlagsdefizit nicht auszugleichen. An vielen Orten im zentralen und östlichen Mittelland, am Nordrand der Schweiz und stellenweise auch am nördlichen Alpenrand war es deutlich zu trocken. In Zürich fielen über die 90 Tage nur 60 Prozent des üblichen Niederschlages, in Basel waren es immerhin 70 Prozent. Im Westen und im Wallis war es dagegen lokal zu nass, allerdings war der Niederschlagsüberschuss nur marginal.
Eher unbeständig
Zunächst geht es noch warm weiter, und im Laufe der Woche werden sommerliche Temperaturen von mehr als 25 Grad erwartet. In der zweiten Wochenhälfte wird es unbeständig, und es gibt wahrscheinlich grössere Regenmengen. Lange Zeit sah es sogar nach einem markanten Kaltlufteinbruch und der typischen Schafskälte aus, dies scheint nach den neuesten Wettermodellen aber eher ein Aussenseitertipp zu sein. Allerdings ist dazu das letzte Wort noch nicht gesprochen.