Ursprünglich wurde die Sommerzeit eingeführt, um das Tageslicht besser nutzen zu können. Eine effektive Energieeinsparung konnte aber nie eindeutig nachgewiesen werden. Dies hat natürlich auch mit unseren modernen Lebensverhältnissen zu tun. Schichtarbeit wurde in den letzten Jahren immer häufiger, und die Vergnügungsgesellschaft sucht Ablenkung rund um die Uhr. Geht man aber davon aus, dass das Gros der Bevölkerung seiner täglichen Arbeit im Zeitraum zwischen morgens 6 Uhr und abends 8 Uhr nachgeht, ist die Sommerzeit bei uns und in Mitteleuropa absolut sinnvoll.
Vor allem im Herbst wird das Licht viel besser genutzt
In diesem Jahr gilt die Sommerzeit vom 28. März bis zum 31. Oktober. Zu Beginn der Sommerzeit Ende März muss so oder so eine Stunde ohne Sonnenlicht gearbeitet werden. Mit einer Sommerzeit fällt diese dunkle Zeit am Morgen an, ohne Sommerzeit am Abend. Zu diesem Zeitpunkt kommt die Zeitumstellung also primär unserem Freizeitverhalten am Abend entgegen. Anders sieht die Situation im Herbst aus. Am Ende der Sommerzeit, also in der zweiten Hälfte Oktober geht die Sonne um 8 Uhr auf. Im schlimmsten angenommenen Fall muss also zwei Stunden im Dunkeln gearbeitet werden. Am Abend geht die Sonne bereits um 18.15 Uhr unter. Es ist also rund 1 Stunde und 45 Minuten dunkel. Ohne Sommerzeit wäre es zwar am Morgen nur 1 Stunde dunkel, am Abend aber satte 2 Stunden und 45 Minuten. Aus diesem Grund dauert die Sommerzeit seit 1996 nicht nur bis Ende September, sondern bis Ende Oktober.
Sommerzeit das ganze Jahr?
Eine noch längere Zeitumstellung würde bezüglich Tageslicht keinen weiteren Nutzen mehr bringen. Zwischen dem Ende der Sommerzeit und dem kürzesten Tag am 21. Dezember nimmt die Tageslänge am Abend nur noch um 40 Minuten ab. Am Morgen sieht die Situation dagegen anders aus. Dort verspätet sich der Sonnenaufgang bis am 21. Dezember nochmals um rund 70 Minuten. Das bedeutet, dass wir am kürzesten Tag am Morgen rund 2 Stunden und 10 Minuten im Dunkeln arbeiten, am Abend 3 Stunden und 20 Minuten. Mit dem Beibehalten der Sommerzeit würden sich die Zeiten auf 3 Stunden und 10 Minuten am Morgen und 2 Stunden und 20 Minuten am Abend verschieben. Es stellt sich damit allein die Frage, zu welcher Tageszeit wir lieber mit Sonnenlicht arbeiten, vorausgesetzt sie scheint auch tatsächlich. Die Argumente liegen also klar auf der Hand, dass bei einer Einheitszeit eine permanente Sommerzeit im Vordergrund stehen wird, zumindest bei uns in der Schweiz!
Faktor Dämmerung nie diskutiert
Der Tag beginnt nicht mit dem Sonnenaufgang und endet nicht mit dem Sonnenuntergang. Definiert man den Tag von Beginn der (bürgerlichen) Dämmerung bis zum Ende der (bürgerlichen) Dämmerung so sprechen die Fakten gerade im Sommer noch viel mehr für die Sommerzeit. Am längsten Tag beginnt die Dämmerung um 04.49 Uhr. Ohne Sommerzeit würde die Dämmerung schon um 03.49 Uhr beginnen, also zu einem Zeitpunkt, wo höchstens eine Randgruppe der Gesellschaft auf den Beinen ist. Das Dämmerungslicht würde in diesem Fall völlig ungenutzt verpuffen. Am Abend würde die Sommerzeit dagegen schon um 21.07 Uhr enden. Dank der Sommerzeit bleibt es noch bis um 22.07 Uhr hell, ein Zeitpunkt, wo noch ein Grossteil der Bevölkerung auf den Beinen ist. Denken wir daran: Internationale Fussballspiele dauern beispielsweise bis 22.45 Uhr. Auch am kürzesten Tag liegen die Vorteile klar bei der Sommerzeit. Mit den aktuellen Zeitverhältnissen beginnt die Dämmerung am kürzesten Tag um 07.34 Uhr. In unserem Beispiel bedeutet dies, eine Arbeitszeit von maximal 1 Stunde und 34 Minuten ohne Licht. Mit Sommerzeit ginge es am kürzesten Tag 2 Stunden 34 Minuten bis zum Tagesbeginn. Am Abend endet die Dämmerung um 17.14 Uhr. Das heisst momentan: 2 Stunden 46 im völligen Dunkeln arbeiten. Mit Sommerzeit im Winter würde diese Zeit auf 1 Stunde 46 verkürzt. Allerdings ist ja um 20.00 Uhr noch lange nicht Schluss. Kurz um: Aus astronomischer Sicht sprechen die Fakten für eine Zeitumstellung, wie wir sie haben. Entscheidet man sich für eine Einheitszeit kann es im Alpenraum eigentlich nur eine ganzjährige Sommerzeit sein.
Und der Jetlag?
Immer wieder ist auch zu hören, dass die Leute unter dem Phänomen der Zeitumstellung noch wochenlang leiden. Das mag zwar durchaus sein, trotzdem ist es überraschend, wie viele Schweizer während der Ferien nur für eine Woche in eine andere Zeitzone reisen und damit eine Zeitumstellung von mindestens einer Stunde in Kauf nehmen. Bei Ferien in Griechenland, Zypern oder in Ägypten muss die Uhr um eine Stunde vorgestellt werden, in der Türkei sogar um 2 Stunden. Umgekehrt muss für Reisen nach Portugal oder auf die Britischen Inseln die Uhr um eine Stunde zurückgestellt werden, auf die portugiesischen Azoren und im Sommer auf Island sogar um 2 Stunden.