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Klimawandel Neue Klima-Normwerte

Seit diesem Jahr gelten für die Einordnung des Wetters neue Normwerte. Sie dienen als neue Richtschnur bei Vergleichen mit dem aktuellen Wetter. Die stetige Erwärmung schlägt zu Buche: Was bisher als «normal» temperiert eingestuft wurde, gilt mit den neuen Erwartungswerten neu als «zu kühl».

Die Bedeutung der «Norm»

Bin ich grossgewachsen oder bin ich eher kleiner Statur? Um diese Frage objektiv beantworten zu können, muss ich mich mit der Grösse anderer Menschen vergleichen. Also benötige ich Angaben zur durchschnittlichen Körpergrösse der Schweizer Bevölkerung. Daran kann ich mich messen.

Kind misst seine grösse vor einem Massstab an der Wand
Legende: Gross oder klein? Die Statistik gibt Auskunft Shutterstock/Yuganov Konstantin

Diese Zahlen liefert uns das Bundesamt für Statistik: Alle fünf Jahre und letztmals im Jahr 2017 hat es die Körpergrössen tausender Menschen ausgewertet – und festgestellt: hierzulande sind die Männer derzeit im Mittel 177.4 cm gross und die Frauen 164.7 cm. Das sind – im wissenschaftlichen Jargon gesprochen – die aktuell gültigen «Norm-Grössen» der erwachsenen Menschen in der Schweiz.

Solche «Norm-Grössen» gibt es auch fürs Wetter. Zu diesem Zweck wird das Wetter während 30 Jahren vermessen, und aus diesen 30-jährigen Datenreihen berechnet das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie jeweils die sogenannten «Klima-Normwerte». Sie geben an, was im langjährigen Durchschnitt «normal» ist, und an dieser «Norm» wird das aktuelle Wetter gemessen, beispielsweise bei der Frage, ob es derzeit zu nass ist oder zu trocken, zu kalt oder zu warm.

Der Wandel über die Zeit

Die periodisch ausgewerteten Daten der Schweizer Bevölkerung zeigen: Die «Norm-Grösse» der Menschen nimmt zu. Allein zwischen 1992 und 2017 sind die Frauen in der Schweiz im Durchschnitt sechs Millimeter grösser geworden, die Männern sind im Mittel sogar zwei Zentimeter gewachsen. Wer 1992 eine «normale» Körpergrösse aufwies, würde heutzutage zu den Kleineren gehören und wer damals als «gross» galt, wäre heute eher «normal». Die nächste Erhebung findet in diesem Jahr statt – und vielleicht kommt heraus, dass die Schweizerinnen und Schweizer seit 2017 noch etwas gewachsen sind – im Mittel.

Auch die Klima-Normwerte werden periodisch neu berechnet. Früher passierte diese Neuberechnung jeweils nur alle 30 Jahre. Der markante Klimawandel der letzten Jahrzehnte hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) jedoch dazu veranlasst, eine Verkürzung des Anpassungsintervalls auf 10 Jahre vorzuschlagen – aber weiterhin stets rückwirkend für die zurückliegenden 30 Wetter-Jahre. Nach den Klima-Normperioden 1961-1990 und 1981-2010 sind nun seit Anfang dieses Jahres die Normwerte aus der Messperiode 1991-2020 gültig und gelten für die nächsten 10 Jahre als Vergleichs-Mass bei der Einordnung des Wetters.

Statistik der Jahrestemperaturen seit 1864 bis 2020
Legende: Der Klimawandel führt zu höheren « Norm-Temperaturen» MeteoSchweiz

Die periodisch durchgeführten Berechnungen und Vergleiche mit früheren Resultaten zeigen: Das Klima verändert sich – es wird vor allem immer wärmer. So lagen die mittleren Temperaturen in der Messperiode 1961-1990 noch deutlich tiefer als in der jüngst abgeschlossenen Klima-Messperiode 1991-2020. Mit den neuen Klimanormwerten wird dieser Erwartung nach höhere Temperaturen Rechnung getragen: Was bisher als «normal» galt, wird bei Vergleichen mit den neuen Normwerten künftig als «zu kühl» eingestuft, und was bisher als «zu warm» taxiert wurde, rückt nun in den «Normal»-Bereich.

 

An der Tatsache, dass sich das globale und lokale Klima in den letzten Jahrzehnten signifikant erwärmt hat, ändert diese neue Einstufung allerdings nichts. Ein eher durchschnittliches Jahr bezüglich der Periode 1991-2020 kann sehr wohl eines der wärmsten im Vergleich mit den Wetter-Messungen sein, die seit rund 160 Jahren in der Schweiz vorgenommen werden.

 

Klare Terminologie zur Orientierungshilfe

Bei Einordnungen des aktuellen Wetters gelten für SRF Meteo – wie für alle Wetterdienste – künftig die Erwartungswerte der neusten Klima-Periode 1991 – 2020 als Referenz. Für längerfristige Betrachtungen des Klimawandels hingegen halten wir uns an Empfehlungen der WMO und orientieren uns an den Richtwerten aus der Klima-Normperiode 1961-1990.

Zu Ihrer besseren Orientierung werden wir in unseren Sendungen und Produkten stets explizit angeben, auf welche Referenz-Periode wir uns beim Vergleichen des Wetters mit der «Norm» beziehen. 

 

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