Lange ist es her, seit wir in der Schweiz den letzten Kometen von blossem Auge sehen konnten. Im Jahre 2013 war Komet Panstarrs während knapp zwei Monaten von blossem Auge sichtbar. Neowise übertraf diesen in der ersten Julihälfte in Sachen Helligkeit deutlich. Jetzt nimmt seine Helligkeit aber von Tag zu Tag ab. Einen noch helleren Kometen konnten wir in der Schweiz letztmals 1997 beobachten, als Hale-Bopp über Wochen am Abendhimmel sichtbar war.
Neu ein Abendkomet
Zu Beginn des Monats Juli war Neowise ein exklusives Ereignis für Frühaufsteher. Mitte Juli war der Komet zirkumpolar und somit während der ganzen Nacht zu sehen. Nun ist er vor allem am Abendhimmel zu beobachten. Am Morgen befindet er sich schon sehr tief über dem Horizont.
Fakten zum «kosmischen Schneeball»
Kometen fliegen in einer Ellipsenbahn um die Sonne. Je stärker die Ellipse ist, desto länger dauert es bis sich der Komet wieder der Sonne nähert. Bei Neowise dauert eine Umrundung der Erde satte 6766 Jahre. Die meiste Zeit seines Daseins fliegt er als gefrorener Klumpen aus Staub und Stein durch die weiten des Alls. Nähert er sich der Sonne, wird er stark erhitzt, und es bildet sich der spektakuläre Schweif, der einem Kometen seinen speziellen Glanz verleiht. Neowise wurde erst am 27. März 2020 entdeckt. Schon am 3. Juli erreichte er das sogenannte Perihel, den sonnennächsten Punkt, mit 43 Mio. Kilometern. Das entspricht knapp einem Drittel der Entfernung zwischen Sonne und Erde. Den erdnächsten Punkt wird Neowise am 23. Juli erreichen.
Dann fliegt er an unserem Planeten in einer Distanz von 103 Mio. Kilometern vorbei und entschwindet nachher wieder in die Unendlichkeit des Alls. Wie lange der Komet für uns noch sichtbar bleiben wird ist ungewiss. Seine maximale Helligkeit erreichte er am sonnennächsten Punkt, also anfangs Juli. Obwohl er sich momentan näher an der Erde befindet als anfangs Monat ist er bereits deutlich weniger hell.
Ein komplizierter Name
Neowise leitet sich vom gleichnamigen Satelliten ab mit dessen Hilfe er entdeckt wurde. Es ist eine Abkürzung von Near-Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer.
Anmerkung
Der Beitrag entstand mit Unterstützung von Markus Griesser, Leiter der Sternwarte Eschenberg in Winterthur.