Unwetter waren auf das letzte Juni-Wochenende angekündigt und schwere Unwetter suchten auch tatsächlich die Schweiz heim, wenn auch bei weitem nicht alle Regionen gleich stark. Am stärksten wurden das nordwestliche Tessin und das südliche Wallis sowie das Rhonetal getroffen. Nördlich der Alpen fielen die Unwetter an vielen Orten deutlich schwächer aus als befürchtet.
Tief im Westen
Ein Tiefdruckgebiet über den Pyrenäen und später über Frankreich sorgte am Samstag zunächst für eine Südföhnströmung über den Alpen. Gleichzeitig wurde im Süden viel feuchte Luft gestaut, die am Samstag gegen Abend teilweise über die Alpen schwappte.
Vor der Front bis 33 Grad
Am Samstagvormittag war es nördlicher der Alpen trotz Saharastaub noch ziemlich sonnig. Mit Föhn stiegen die Temperaturen in Sevelen/SG auf 33 Grad. Auch in zahlreichen anderen Föhngebieten gab es mehr als 30 Grad, so in Le Bouveret mit 31,1 Grad, in Meiringen mit 30,7 Grad, in Altdorf mit 31,3 Grad, in Glarus mit 31,9 Grad und in Chur sogar mit 32,1 Grad. Stellenweise gab es aber auch sonst einen Hitzetag, so in Basel mit 31,7 Grad und in Würenlingen/AG mit 30,1 Grad.
Ab Samstagmittag erste heftige Gewitter
Am Samstag um die Mittagszeit gingen im Simplongebiet die ersten heftigen Gewitter nieder. In der Folge schüttete es im südlichen Wallis und im nordwestlichen Tessin bis am frühen Sonntagmorgen teilweise wie aus Kübeln. In Binn/VS wurden von Samstagmittag bis am frühen Sonntagmorgen 158,5 Millimeter Regen gemessen. Dies war dort bis jetzt der höchste Wert im Juni seit Messbeginn. Der alte Höchstwert datierte vom 10. Juni 2019 mit 154,2 Millimetern. In Zermatt trat die Vispa erneut über die Ufer. Im Walliser Bergdorf war zwar die Regenmenge mit 20 Millimetern relativ bescheiden, allerdings gab es auf den umliegenden Bergen bedeutend mehr Niederschlag, und zusätzlich liess Schmelzwasser den Fluss über die Ufer treten.
Abflussrekord in Sitten
Aus dem Goms und den südlichen Wallisertälern ergossen sich gewaltige Wassermengen in die Rhone und liessen auch diese über die Ufer treten. In Sitten stieg sie vorübergehend in den Gefahrenbereich 5, also sehr grosse Gefahr. Am Sonntagmorgen wurde gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Sitten ein Wert von 924 Kubikmeter pro Sekunde gemessen. Das war in Sitten die höchste Durchflussmenge der Rhone überhaupt. Der bisherige Maximalwert lag bei 910 Kubikmetern pro Sekunde, gemessen am 4. September 1948 und am 15. Oktober 2000, dem Tag der Unwetter-Katastrophe in Gondo. Bei der Rhonemündung in den Genfersee wurde der Pegelhöchststand erst am frühen Sonntagnachmittag erreicht. Für die Rhone von der Lonzamündung bis zum Genfersee gilt weiterhin die Gefahrenstufe 5, also sehr grosse Gefahr.
Starkregen auch im Tessin
Auch in den Tessiner Tälern Centovalli, Onsernonetal, Maggiatal, inklusive den Seitentälern, und Leventina fiel in etwas mehr als 12 Stunde extrem viel Regen. In Cevio, im Maggiatal, waren es 123 Millimeter, in der Leventina rund 110 Millimeter und in Robiei im Val Bavona 102 Millimeter. Allein schon die Niederschlagsmengen waren für den Monat Juni zum Teil im Rekordbereich. Da es in den vergangenen Wochen aber schon sehr viel Niederschlag gab, und dazwischen auch selten die Sonne die Böden etwas austrocknen konnte, sind viele Hänge instabil und kommen sehr schnell ins Rutschen. Kommt dazu, dass die Gewässer viel Geschiebe führen, dass sich teilweise verkeilt, und es so zu Überschwemmungen kommt.
Norden kam mit einem blauen Auge davon
Nördlich der Alpen fielen die Unwetter weniger stark aus als befürchtet. Ursache war, dass das Tief eine etwas westlichere Zugbahn nahm als von den Modellen vermutet, und auch der Faktor Zufall. Wo sich bei einer Wetterlage, wie sie am Samstag bestand, die heftigsten Gewitter entwickeln, hängt zum Teil von kleinen Einflussgrössen ab, die durch die Wettermodelle nie vollständig abgebildet werden können.
Ist es nun vorbei?
Schon am Sonntag beruhigte sich das Wetter markant, auch wenn es am Hochrhein am Nachmittag noch lokale Gewitter gab. Bis Mittwoch geht es nun veränderlich weiter, und es kann immer wieder Schauer geben, sie dürften aber meist deutlich schwächer ausfallen als in den vergangenen Tagen. Nach einer ziemlich sonnigen Phase am Donnerstag und Freitag zeichnen sich auf das kommende Wochenende hin wieder heftige Regengüsse mit Gewittern ab. Für Details ist es jetzt aber noch zu früh. Fakt ist aber auch: Die Wetterlage, die Hangstabilität und die Pegel an diversen Gewässern müssen genau beobachtete werden und geben Grund zur Besorgnis.