Vorhersagen der ersten Stunde
Vize-Admiral Robert Fitzroy gilt als erster Leiter des heutigen «UK MetOffice» . Im Jahre 1854 wurde die Stelle eigens für Fitzroy geschaffen, auf Anraten von niemand geringerem als Sir Francis Beauford. Damals trug Fitzroy den Titel des «Meteorologischen Statistikers», er sammelte Wetterdaten auf Land und See. In seiner neuen Position geriet Robert Fitzroy enorm unter Druck. In Stürmen vor der Küste Grossbritanniens verloren zwischen 1855 und 1860 mehr als 7'200 Menschen ihr Leben. Daher baute Fitzroy ab 1860 ein Sturmwarnsystem auf, das die Leben von Fischern und Seefahren schützen sollte. Das weltweit erste System funktionierte via Telegrafennetz. In seinem Büro in London trug Fitzroy die Wetterdaten von fünfzehn Stationen entlang der Küste zusammen. Fitzroy schuf Wetterkarten, die ihm erlaubten, kurze Prognosen zu erstellen. So entwickelte er auch den Begriff «forecasting the weather» , der die heutige Wettervorhersage beschreibt. Dabei hat Fitzroy den Begriff «forecasting » ganz bewusst gewählt. Er wollte verdeutlichen, seine Prognosen basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht auf Wahrsagerei. Nur ein Jahr nach seiner Einführung der Sturmwarnungen, begann «TheTimes» seine täglichen Wettervorhersagen in ihrem Blatt abzudrucken. Doch seine Pioniertat der öffentlichen Wetterprognosen schadete seinem Ansehen zunehmend. Die Bevölkerung machte ihn für unrealistische Erwartungen verantwortlich. Die Unmengen an Hohn und Spott überschatteten seine Errungenschaften für die Meteorologie.
Sturmglas und Barometer
Das Sturmwarnsystem von Fitzroy war so einfach wie effizient. Das System wurde auf einem gut sichtbaren Hügel installiert und zeigte den Fischern und Seglern auf See, was sie in Kürze erwartet. Tagsüber wies ein Kegel die Richtung des Windes, die Position einer Walze machte Aussagen über dessen Stärke. In der Nacht ersetzte man Kegel und Walze durch Lichter, angeordnet in einem Dreieck oder Viereck. Noch bevor Fitzroy das Sturmwarnsystem aufbaute, sorgte er dafür, Wetterinformationen für Seefahrer einfach zugänglich zu machen. So installierte Fitzroy in jedem Hafen Grossbritanniens ein Barometer. Die Steinhäuser, in denen die Barometer befestigt waren, stehen noch heute an vielen britischen Häfen. Auf See waren zu seiner Zeit Sturmgläser hilfreich. Sturmgläser beinhalten eine Mischung aus destilliertem Wasser, Ethanol, Kaliumnitrat, Ammoniumchlorid und Kampfer. Robert Fitzroy war zwar nicht an der Erfindung des Barometers und des Sturmglases beteiligt. Er beschrieb aber auf dutzenden Seiten, wie denn die Instrumente anzuwenden seien:
A rapid and considerable fall, is a sign of stormy weather, and rain (or snow).
A cloudy glass with small stars indicates thunderstorms.
Captain of the Beagle
Robert Fitzroy lernte bereits früh die Kraft und die Gefahren des Wetters kennen. Als noch junger Seefahrer segelte Fitzroy vor der Küste Patagoniens. Das Barometer fiel stark und am Himmel zogen Wolken auf, doch er ignorierte es. Er setzte seine Reise fort. Die Konsequenzen waren fatal. Ein Sturm zog auf und kippte das Schiff zur Seite, der Hauptmast brach. Nur mit viel Glück konnten sie das Schiff aufrichten und weiter fahren. Es sollte ihm kein zweites Mal widerfahren.
Auf seiner zweiten Expeditionsreise mit der «HMS Beagle» heuerte er Charles Darwin als Naturwissenschaftler und Begleiter des Kapitäns an. Die beiden segelten zwischen 1831 und 1836 um die Welt. Sie teilten sich gar dieselbe Kajüte. Während der Expedition kümmerte sich Robert Fitzroy um die Vermessung der Küste und um Wetteraufzeichnungen. Charles Darwin untersuchte die Geologie, Flora und Fauna. Als Resultat der Reise schufen die beiden Freunde ein Werk in drei Bänden. Fitzroy brachte je ein Journal der Reise und des Wetters zu Papier, Darwin schrieb seine Beobachtungen nieder. Als Charles Darwin 1859 schliesslich «The Origin of the Species» veröffentlichte, geriet ihre Freundschaft arg in Schieflage. Robert Fitzroy kritisierte als frommer Christ die Theorien von Darwin scharf.
Tragischer Tod
Am 30. April 1865 wählte Robert Fitzroy den Freitod. Gründe werden viele angefügt. Finanzieller Druck seines meteorologischen Büros, zunehmende gesundheitliche Probleme sowie Depressionen erforderten ihren Tribut. Gerüchte besagen, der Spott rund um seine Prognosen und Fehlprognosen hätten die Depressionen verursacht. Nach seinem Tod wurde ihm dennoch viel Ehre zuteil. Rund um den Globus erinnert man sich an seine Person. Ein 3406 Meter hoher Berg in Patagonien, ein Fluss in Australien, eine patagonische Zypresse oder eine Siedlung auf den Falklandinseln tragen heute den Namen Fitzroy.