Ein Wetter zum krank werden
In diesem Herbst zeigt das Schweizer Wetter alle Facetten: Sonnenschein, Nebel, Regengüsse, Schneeflocken bis in tiefe Lagen und Südföhn setzten uns zu. In diesem Stil geht es auch weiter. Nach Frost am Samstagmorgen treibt der Föhn die Temperaturen wieder rasch nach oben. Diese Wetterkapriolen stellen unsere Anpassungsfähigkeit auf die Probe. Kein Wunder, dass es bei vielen im Körper zwickt, drückt oder gar schmerzt.
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Bild 1 von 9. Nebelmeer, man «sieht» das Kandertal und das Mittelland vom Gipfel des Niesen aus. Bildquelle: Therese Zaugg.
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Bild 2 von 9. Föhnstimmung. Bildquelle: Adelheid Blum.
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Bild 3 von 9. Schnee auf der Axalp auf 1460 m.ü.M. Bildquelle: Peter Rubi.
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Bild 4 von 9. Altocumulus Lenticularis. Bildquelle: SRF Meteo.
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Bild 5 von 9. Urnersee: Idealer Föhn für Starkwindsurfer. Bildquelle: Jan Eitel.
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Bild 6 von 9. Supermond im Unterländer Dunst. Bildquelle: Klaus Peiffer.
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Bild 7 von 9. Wolken über dem Mittelland (Bechfluh BL). Bildquelle: Heinrich Schneider.
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Bild 8 von 9. Strömender Regen war nicht eingeplant, unter dem Schirm ist aber alles OK. Bildquelle: Eric Langner.
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Bild 9 von 9. Feusisberg, Regenguss über dem Seedamm. Bildquelle: Esther Ebnöther.
Ob die Änderung der Wetterelemente die Symptome direkt hervorruft oder ob es eine Reaktion auf eine bestehende Grunderkrankung gibt, ist schwierig zu klären. Medizin-meteorologische Studien zeigen beides: Einerseits miteinander verknüpfte Wirkungen und andererseits auch den direkten und kausal nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen der Änderung eines Wetterelements und der Befindlichkeit.
Wetterart:
1: Hoch und Zwischenhoch, 2: Warmluftadvektion Tiefvorderseite, 3: Tiefzentrum, 4: Kaltluftadvektion Tiefrückseite, 5: indifferentes Wetter
Wirkung
+ günstiger Einfluss, o ungünstiger Einfluss. Quelle: DWD Biometeorologie
Warum spüren wir den Wetterwechsel?
Wir alle haben ein Sensorium für das Wetter, es ist im Stammhirn - archaisch bedingt - eingeprägt. Es sorgt bei jedem Wetter (Klima) für die optimale Regelung der Organe.
Barosensoren im Bereich der Halsschlagader?
Luftdruckänderungen reizen empfindliche Rezeptoren an den Blutgefässen. Das Resultat: der Kreislauf gerät durcheinander. Sehr rasche Schwankungen im Luftdruck nennt man «Schwerewellen». Sie entstehen, wenn sich stabile Luftmassen in verschiedenen Schichten unterschiedlich schnell oder sogar in entgegengesetzte Richtungen bewegen (Scherung). Dabei können Schwingungen entstehen, die sich mit Schallgeschwindigkeit fortbewegen. Möglicherweise wird dies von winzigen Sensoren im Bereich der Halsschlagader bemerkt.
Elektrisches Spannungsfeld
Oft eilen elektromagnetische Impulse, sogenannte Sferics, nahezu mit Lichtgeschwindigkeit einem Wetterwechsel voraus. Sensible Personen können dies registrieren und bereits lange vor der Wetteränderung (Kaltfront, Warmfront, Gewitter) erste Beschwerden bekommen. Die Hypothese lautet: Sferics könnten die elektrische Reizübertragung auf die Nervenbahnen beeinflussen.
Wer sich durch «alle Wetter» bewegt, sorgt vor
Die Anpassungsfähigkeit hängt einerseits von der Intensität des einwirkenden Wetters, andererseits vom Grundzustand des Körpers (Gesundheit) ab.
Den Regelmechanismus trainieren
Einen Wanderer, Biker oder Hundebesitzer - der den Wetterbericht verpasst hat - und deshalb ohne Regenschutz und mit falschem Schuhwerk unterwegs ist, können Wind und kalter Regen ziemlich nerven. Daheim unter der warmen Dusche ist alles vergessen und nach einem kurzen «hatschi» ist krank werden oder Wetterfühligkeit kein Thema mehr. Ist die Mobilität eingeschränkt, kann man durch heiss und kalt duschen oder durch rasche Temperaturwechsel - zwischen Sauna und dem Kaltwasserbecken - die persönliche Anpassungsfähigkeit verbessern.
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Bild 1 von 5. Nordic Walking auf dem Niesen. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Den Herbst geniessen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Bewegung im Freien. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Nasser Spass auf dem Eis. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Raus in den Schnee. Bildquelle: SRF.
Aus der Geschichte
Auch in der Antike gab es keine optimale Lebensweise, um Wetterfühligkeit zu verhindern. So führten Hippokrates (460-377 v. Chr.) und Aristoteles (384-322 v. Chr.) erste Forschungen zum Thema «Wetter und Mensch» durch.
Der griechische Arzt Hippokrates schreibt in einem Text über «Luft und Wasser»:
Die Zufuhr von tropischer Luft führt vermehrt zu Entzündungen
und Allergien. Weht jedoch Polarluft heran, häufen sich Krämpfe und Koliken.
Diese Erkenntnisse sind auch heute noch gültig.
Unbehaglicher Föhn
Griechen und Römer haben die 12-teilige Windskala entwickelt. Dem Phönix, einem Südostwind, schrieben sie eine gesundheitsbeeinträchtigende Wirkung zu. Später wurde vom Namen Phönix der - nicht nur in den Alpenländern - bekannte Name «Föhn» abgeleitet.
Die Wetterleiden Goethes
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) befasste sich auf Grund seiner Wetterfühligkeit ausführlich mit der Meteorologie. Als Minister richtete er deshalb in Sachsen-Weimar eines der ersten Wetterbeobachtungsnetze ein.
Wir sind mit dem Wetter verbunden
Ein Hoch, ein Tief, rasche Luftdruckänderung, Kälte, tagelang Nebel, plötzliche Warmluftzufuhr. All dies kann Einfluss auf das Gemüt, Erkrankungen oder chronische Schmerzen nehmen. Alexander von Humboldt (1769-1859) erklärt: Klima umfasst alle Veränderungen in der Atmosphäre, welche unsere Organe merklich «afficieren».
Unterschiedliche Empfindlichkeiten
Hat man sich zum Beispiel im Spätherbst gerade an die tief stehende Sonne, an Nebel und die kühleren Tage und Nächte gewöhnt, bringt der Föhn im Köper wieder alles durch einander. Andere freuen sich bei Föhn hingegen über die warmen Herbsttage oder die idealen Surf-Bedingungen an bekannten Schweizer Seen.
Quellen:
Umweltmedizin UNI München (HOPPE), ETH Zürich (Richner), DWD Promet 33. Jahrgang, Heft 3/4, 2007