Vor zehn Tagen hiess es in der Boulevardpresse: „Es reicht mit schlechtem Wetter“ und es wurde über die angebliche Schafskälte gejammert. Fakt ist aber: Der Juni 2015 ist in der Schweiz 2 bis 3 Grad wärmer als der langjährige Durchschnitt der Jahre 1961 – 1990. Nicht nur das: In Sitten ist der Juni 2015 der zweitwärmste seit Messbeginn. Wärmer war dort nur noch der Juni im Hitzesommer 2003. Auch im Tessin und in Genf figuriert der Juni 2015 in den Top ten.
Wärme ja, Sonnenschein lange Zeit Mangelware
Woher stammt nun das Gejammer über den angeblich mässigen Juni 2015? Lange Zeit war der Juni eine graue Maus. Ohne Sonnenschein fühlen sich auch Nachmittagstemperaturen zwischen 20 und 25 Grad nicht wirklich sommerlich an, und so gibt es kein richtiges Badewetter. Allerdings war es auch zur Monatsmitte mit dichten Wolken nicht wirklich kalt. Vor allem in den Nächten verhinderten die Wolken eine Auskühlung. Dank sonnigen Tagen zum Monatsende erreichte der Juni 2015 sogar noch einen leichten Überschuss an Sonnenstunden.
Schon 33 Grad
Der Juni 2015 brachte auch schon zwei Hitzephasen. Am 5. und 6. Juni gab es verbreitet 30 Grad. In Sitten stieg das Thermometer auf 33,1 Grad. Richtig heiss wurde es aber auch in Grono im Misox (GR) mit 32,7 und in Basel mit 32,6 Grad. In Sitten verzeichnet der Juni 2015 insgesamt 9 Hitzetage, also Tage mit Höchsttemperaturen von mehr als 30 Grad. Normal wären dort im Juni 3 Hitzetage. Auch im Mittelland liegen wir verbreitet über dem Schnitt. Im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990 gab es einen Hitzetag, jetzt sind es an den meisten Orten schon zwei.
Les extrêmes se touchent
Bezüglich Niederschlag hätte der Juni 2015 kaum extremer sein können. Im Tessin, in den inneren Alpentälern und auch am Genfersee war der Monat viel zu trocken. In Lausanne fielen nur gut 30 Prozent des üblichen Juniniederschlages. Im Tessin gab es rund die Hälfte des normalen Juniregens. Ganz anders auf der Alpennordseite. An den meisten Orten war es deutlich zu nass. Allerdings gehen auch da die Mengen stark auseinander, je nach Intensität der Gewitter. In den Kantonen Bern und Freiburg sowie im Thurgau und in St. Gallen gab es vor allem am 14. Juni mit den heftigen Gewittern extreme Regenmengen. Örtlich wurden aus diesen Kantonen Tageswerte von mehr als 100 Millimetern gemeldet und es kam zu lokalen Überschwemmungen.
Schlägt jetzt der Sommer gnadenlos zu?
In den kommenden Tagen rollt eine Hitzewelle über uns hinweg. Schon am Dienstag wird die 30 Gardmarke an vielen Orten erreicht oder überschritten. Zwischen Donnerstag und Sonntag dürfte die Hitzewelle ihren Höhepunkt erreichen. Auch im Mittelland sind dann bis zu 36 Grad möglich. In Genf, Basel und im Wallis dürften die Höchstwerte bei 37 Grad liegen, lokal könnte es noch heisser werden. Auch zu Beginn der kommenden Woche bleibt es heiss.